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Bürger: Haben Sie eigentlich schon davon gehört, dass Australien ein reiches, hochentwickeltes Industrieland ist? Die dortigen Behörden sind sicherlich willens und in der Lage, die betroffenen Bürger zu unterstützen. Was wollen Sie da mit Ihren Spenden? Oder sind Sie irgendwie neidisch auf die Menschen in den armen Ländern, denen bei solchen Gelegenheit geholfen wird?
"Die Fluten von Brisbane sind keine direkte Folge des Klimawandels."
Wie kommen Sie denn darauf?
Soviel hört man doch garnicht von Australien. Sobald es Länder wie Indonesien, Pakistan und den Iran trifft gibt es sofort Sondersendungen usw.
Dabei würden die Bürger wohl eher was an Australien spenden, aber auch nur wenn dazu öffentlich aufgerufen wird. War doch schon bei der Feuerkatastrophe in der Russischen Föderation auch so. Spendenaufrufe? Nix.
Deutschland lernt nicht aus Fehlern. Erst setzt man auf russisches Gas, jetzt verspielt man die Solarindustrie.
Kommentar Flut in Australien: Brisbane vor der Haustür
In Brisbane geht die Mittelklasse eines Industriestaats unter. Das zeigt uns, auch wenn diese Flut nichts mit dem Klimawandel zu tun hat, was uns noch blühen kann.
Die Bilder aus Australien sind verstörend. Doch auch in Sri Lanka, Brasilien und den Philippinen gibt es Überschwemmungen. Das sind Katastrophen, bei denen mehr Menschen sterben als im relativ reichen Queensland. Trotzdem schauen wir gebannt nach Brisbane. Und dafür gibt es einen Grund.
Denn so weit entfernt Australien auch ist, es liegt uns doch sehr nah: ein Industrieland mit Häusern, die eigentlich dem Regen widerstehen, mit Meteorologen, die warnen, Politikern, die die Risiken kennen, und Rettungsdiensten, die normalerweise schnell zur Stelle sind. Australien ist nicht Pakistan. Vor allem die armen Länder leiden unter Stürmen, Fluten und Seuchen: Wer arm ist, kann sich am wenigsten wehren.
Die Fluten von Brisbane sind keine direkte Folge des Klimawandels. Aber sie zeigen, was auch uns nach Klimaprognosen blühen kann. Bisher kommt die Klimapolitik auch deshalb nicht voran, weil die Verursacher des Problems die Konsequenzen zuletzt zu spüren bekommen. Normalerweise leiden die Habenichtse dieser Welt. Brisbane ist anders: Hier geht die Mittelklasse eines Industriestaats unter.
Der Autor
BERNHARD PÖTTER leitet das taz-Ressort "Wirtschaft und Umwelt".
Das schafft Nähe. Und es macht uns bewusst, dass unsere heimliche Überzeugung, wir seien unverwundbar, nichts taugt. Der Schock des Desasters von New Orleans 2005 waren nicht nur die Toten, sondern der Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung, die Inkompetenz der Politik und die Spaltung in Reich und Arm, was Rettung oder Untergang anging - all das im reichsten Land der Welt.
Auch Brisbane vermittelt uns eine Ahnung davon, dass "Opfer des Klimawandels" kein Begriff ist, der sich immer nur auf andere bezieht - auch auf unserer Insel der Seligen kann der Wasserstand sehr schnell steigen.
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Kommentar von
Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).