Kommentar Flüchtlingsunterbringung: Abschreckung mit Zeltplanen
Ihr seid hier nicht willkommen. Das ist die Botschaft hinter der Unterbringung von Flüchtlingen in Zelten. Ein probates Mittel für die Politik.
N ur Zyniker können von Camping sprechen. Zehntausende Menschen müssen den brütend heißen Sommer unter provisorischen Planen verbringen – ohne den geringsten Rest Privatsphäre in eng belegten Bundeswehrzelten. Sie sind abgesondert von der übrigen Bevölkerung.
Und ja, es wird für sie gesorgt – mit Essenspaketen, Wasserflaschen und Trockentoiletten. Wer Glück hat, kommt in einer Turnhalle unter. Aber kann man das, was diese Asylbewerber bei uns im reichen Deutschland über Wochen und Monate erleben müssen, ein würdiges Leben nennen?
Die Botschaft hinter dieser Art der Unterbringung aber lautet: Ihr seid hier nicht willkommen. Das hier ist kein Schlaraffenland. Wenn ihr nach Hause telefoniert, sagt das den Daheimgebliebenen.
Dabei ist es unstrittig, dass die große Zahl der ankommenden Flüchtlinge die Verwaltung vieler Kommunen vor große Probleme stellt. Der Wohnraum in den Ballungszentren ist knapp und die Zahl leer stehender Kasernen begrenzt. Zudem sind viele bestehende Einrichtungen für Asylbewerber in den letzten 20 Jahren umgewidmet worden, weil man blauäugig der Meinung war, die veränderte Gesetzgebung habe dafür gesorgt, dass auf Dauer weniger Menschen eintreffen würden.
Dennoch kommt der Verdacht auf, dass Zeltstädte auch deshalb überall aus dem Boden sprießen, weil öffentlichen Verwaltungen bisweilen Fantasie und Engagement für bessere Lösungen fehlen. Und weil die Politik mit den Zelten ein probates Mittel zur Abschreckung gefunden hat.
Es ist absehbar, was diese extrem enge Art der Unterbringung für das Leben der Flüchtlinge bedeutet. Die Menschen sind ohnehin schon zum Warten verdammt. Sie dürfen nicht arbeiten. Die meisten von ihnen sind junge Männer aus Albanien bis Afghanistan, die, voller Tatendrang, zum Herumsitzen verurteilt sind. Schon jetzt mehren sich Konflikte zwischen Gruppen, es gibt Prügeleien aus nichtigen Anlässen, Angriffe auf das Personal.
Wer dafür sorgen will, dass Flüchtlinge kriminelle Delikte begehen, der stecke sie zu 100 Mann in ein fünf Kilometer vom nächsten Ort entferntes Bundeswehrzelt. Er möge sich aber anschließend nicht darüber wundern, wenn deutsche Rassisten ihre Vorurteile bestätigt zu sehen glauben.
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