piwik no script img

Kommentar FlüchtlingsunterbringungDörfer sind ungeeignet

Ilka Kreutzträger
Kommentar von Ilka Kreutzträger

Unfreiwilliger Präzedenzfall: Wer laut rassistische Ressentiments verbreitet, wird mit unerwünschten Flüchtlingen nicht behelligt.

G rundsätzlich ist die Entscheidung des Landkreises Harburg richtig: Es kommen keine Flüchtlinge nach Undeloh. Abgesehen davon, dass es dort an allem Möglichen fehlt – vom Supermarkt über vernünftige Verkehrsanbindungen und Sprachkurse bis zu Arzt und Apotheke: Die Akzeptanz für eine Sammelunterbringung müsste wohl größer sein, als sie es in dem Örtchen ist. Gut, dass der potenzielle Betreiber der Unterkunft da nicht mitmachen wollte.

Von den fremdenfeindlichen Äußerungen, die auf der Gemeindeversammlung im Februar fielen, haben sich die Leute von Undeloh inzwischen deutlich distanziert. Das ist gut – was aber bleibt, ist ein schwieriger Eindruck: Auch wenn dahinter vielleicht die schiere Sorge um den Wert des eigenen Grundstücks steht, muss man nur laut genug rassistische Ressentiments verbreiten, und das Problem mit den unerwünschten Flüchtlingen geht wieder weg.

Hier wurde also unfreiwillig ein Präzedenzfall geschaffen – aus dem aber auch etwas Gutes hervorgehen könnte: Wenn nämlich der Fall Undeloh dazu führen würde, dass Sammelunterkünfte in kleinen und abgelegenen Orten ohne wirkliche Infrastruktur von vornherein keine Option mehr wären. Denn das größte Problem ist noch nicht mal der Rassismus, wie er sich – nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal – in Undeloh gezeigt hat. Es sind die Sammelunterkünfte. Sie gehören abgeschafft.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Ilka Kreutzträger
Redaktionsleiterin Nord
Jahrgang 1977, die Soziologin arbeitete lange für die taz nord als Autorin und CvD sowie für den NDR in Hamburg als Nachrichtenredakteurin Online und Radio, ging dann kurz zum stern und war stellvertretende Ressortleiterin Lokales bei der Hamburger Morgenpost. Sie gibt an der Uni Bremen seit 2013 Schreib-Workshops. Seit 2023 ist sie Redaktionsleiterin der taz nord.
Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • RA
    Rassismus abschaffen

    Vielleicht sollte man allen Rassisten und Rassistinnen mal einen Monat lang die Erfahrung von Ausgrenzung und Verfolgung zumuten, die sie so selbstverständlich und ungerührt für andere Menschen einfordern. Vielleicht würden sie dann eher verstehen, dass Rassismus grausam ist und keine Basis für ein Zusammenleben auf einem so kleinen blauen Planeten sein kann ...

  • A
    Abschaffen

    Denn das größte Problem ist noch nicht mal der Vorwurf des Rassismus, wie es sich – nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal – in Undeloh gezeigt hat, sobald menschen die Realität benennen. Es ist das Asylgesetz und der unstoppbare Mißbrauch. Sie gehören abgeschafft.