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Kommentar FleischskandalNeuanfang für Neuland

Jost Maurin
Kommentar von Jost Maurin

Die Missstände beim Alternativ-Fleischhersteller Neuland sind gravierend. Nur wenn Manager ausgetauscht werden, kann es einen Neuanfang geben.

Protest gegen Massentierhaltung in Berlin. Bild: reuters

J ournalisten fordern gern, dass Politiker oder andere Amtsträger wegen irgendwelcher Fehler zurücktreten sollen. Oft ist das übertrieben. Doch nach dem massiven Betrugsskandal in der Organisation Neuland für artgerecht erzeugtes Fleisch geht es nicht anders: Die Verantwortlichen müssen ihren Hut nehmen.

Denn die Missstände bei Neuland sind gravierend. Dass ein Lieferant kriminelle Energie entwickelt und konventionelle Industriehähnchen als teure Ware aus artgerechter Haltung verkaufen will – damit muss man einfach rechnen.

Deshalb vergleichen bei Bioschlachthöfen Kontrolleure regelmäßig, wie viele Tiere mit Ökosiegel hineingehen und wie viele herauskommen. Wenn es Differenzen gibt, könnte das ein Indiz für Betrug sein. Aber die Neuland-Funktionäre und -Manager hielten so eine externe Warenflusskontrolle in ihrem Reich für überflüssig. So haben sie es Betrügern sehr leicht gemacht.

Doch damit nicht genug. Neuland-Manager haben zudem jahrelang mehr Hühner bei dem beschuldigten Landwirt bestellt, als er nach den Regeln des Vereins erzeugen durfte. Dennoch wollen die Verantwortlichen nichts gemerkt haben.

Entweder haben sie den Schmu gebilligt – oder sie waren zu naiv und ihrer Kontrollfunktion nicht gewachsen. Auf jeden Fall haben sie sich als für ihre Posten ungeeignet erwiesen. Und dann muss man doch einmal personelle Konsequenzen fordern.

Die würden es auch erleichtern, den Skandal restlos aufzuklären. Schließlich ist ja durchaus denkbar, dass auch andere Täter die hanebüchenen Lücken im Kontrollsystem ausgenutzt haben. Die jetzigen Funktionsträger haben aber kein Interesse daran, dass noch mehr Skandale auffliegen. Nur mit unbelastetem Personal ist das möglich, was nötig ist: ein Neuanfang im Neuland.

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Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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2 Kommentare

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  • Liebe Taz,

    im Online-Kommentar findet sich die Überschrift (Gott sei Dank) nicht, in der gedruckten Ausgabe übertitelt ihr den (soweit richtigen) KOmmentar mit "...Fleischskandal beim Biofleischhersteller Neuland".

    Es ist ein kompliziertes Thema, aber genau deshalb ist auch Genauigkeit absolut zwingend, und ja, Neuland ist natürlich kein Biofleischhersteller, im Übrigen überhaupt kein "Hersteller" und hat mit Bio schlicht nichts zu tun.

    Womit ich nicht meine Bio-Augen zudrücken will - schließlich hatte die Bio-Branche, speziell Bioland, vor einigen Jahren einen ganz ähnlichen Skandal, als der Bioland-Geflügelmäster Roberts aufflog, der auch massenweise konventionelle Tiere als Biotierer geschlachtet und vermarktet hat.

    Trotzdem nervt es immer wieder, wenn Beiträge inhaltlich nicht korrekt sind - irgendwie unterminiert das so ein bißchen das Vertrauen in die Sorgfalt der Taz.

    • Statler , Moderator
      @annikarla:

      Danke für den Hinweis.

      Dieses Versehen ist uns auch aufgefallen. Die Meinungsredaktion korrigiert den Fehler in der morgigen Printausgabe.

       

      Schönes Wochenende