Kommentar Exekutionen in Indonesien: Zweierlei Maß bei der Todesstrafe
Der australische Protest gegen die Hinrichtungen in Indonesien hat ein Glaubwürdigkeitsproblem. Und Exekutionen lösen das Drogenproblem nicht.
D ie Hinrichtung von acht Drogenschmugglern – sieben davon aus dem Ausland – trägt nichts zur Lösung von Indonesiens Drogenproblemen bei. Alle Erfahrung zeigt, dass die Todesstrafe Kriminelle nicht abschreckt. Sie ist nicht nur inhuman, sondern ein Zeichen der Schwäche, kaschiert mit vermeintlicher Stärke. Jakarta ging es jetzt darum, die eigene Souveränität gegenüber dem als arrogant wahrgenommenen Nachbarn Australien zu demonstrieren. Zwei der Hingerichteten kamen von dort.
Sie entwickelten sich im Gefängnis zu Mustern persönlichen Wandels und personifizierten den Unsinn der Todesstrafe. Doch Präsident Joko Widodo wollte zeigen, dass er sich von Canberra nicht drängen lässt. Australiens Regierung setzte sich zu Recht für den Schutz des Lebens ihrer Staatsbürger ein, was Indonesien bei seinen Bürgern auch macht. Aber die Drohungen an Jakarta waren wenig hilfreich, denn damit ging es um Macht und Gesichtswahrung, während Recht, Schuld und Sühne zweitrangig wurden.
Australiens Problem ist seine Glaubwürdigkeit. Canberra nimmt wenig Rücksicht auf Indonesiens Befindlichkeiten, wenn es etwa um Souveränitätsfragen im Zusammenhang mit Bootsflüchtlingen geht. Die schleppt Australiens Marine einfach in indonesische Gewässer. Auch ist Canberras Kritik selektiv. Als 2003 zwei Islamisten wegen der Bali-Attentate, bei denen viele Australier starben, zum Tode verurteilt wurden, kam aus Canberra keine Kritik.
Vielmehr wären andere Strafen als mangelnde Terrorbekämpfung gedeutet worden. Canberras Kritik wirkt auch deswegen unglaubwürdig, weil die Exekutierten erst durch einen Tipp australischer Behörden gefasst wurden. Jakarta kann erwarten, dass Canberras Sanktionen nur kurzfristig sind. Mit Drogenbekämpfung und Menschenrechten hat der Konflikt nichts zu tun.
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