Kommentar Europäische Zentralbank: Nur nicht Bad Bank werden
Es irritiert, wie egomanisch die EZB-Banker ihre eigenen Interessen verfolgen. Denn ein konstruktiver Vorschlag war von ihnen bisher nicht zu hören. Das ist gefährlich.
E s bahnt sich ein Machtkampf an: zwischen der Europäischen Zentralbank und den Regierungen der Eurozone. Denn in immer neuen Interviews gehen die Chefs der Notenbank auf Konfrontationskurs.
Sie wollen keine Umschuldung in Griechenland. Auch Eurobonds seien ausgeschlossen - also Staatsanleihen, die die Euro-Staaten gemeinsam herausbringen würden, um die Spekulation gegen einzelne Länder wie Italien oder Spanien zu unterbinden.
Dieses Veto der Europäischen Zentralbank können die Regierungschefs nicht ignorieren. Denn die Notenbank besitzt ein Machtmittel, auf das sie gern in jedem Interview hinweist: Sie könnte sich weigern, weiterhin griechische Staatsanleihen zu akzeptieren. Dann wären die griechischen Banken sofort pleite, die darauf angewiesen sind, dass sie ihre griechischen Staatsanleihen bei der Europäischen Zentralbank als Sicherheiten hinterlegen können - um dafür Geld für ihre laufenden Geschäfte zu erhalten.
ist wirtschaftspolitische Korrespondentin der taz.
Die sture Haltung der Zentralbank ist sogar zu verstehen. Sie will nicht zur Bad Bank Europas werden, indem sie griechische Staatsanleihen ins Depot nimmt, die auf den Finanzmärkten rasant an Wert verlieren. Trotzdem irritiert, wie egomanisch die Zentralbanker nur ihre eigenen Interessen verfolgen. Denn ein konstruktiver Vorschlag war bisher nicht zu hören.
So fällt den Zentralbankern zu Griechenland nur ein, dass die dortige Regierung noch mehr sparen soll. Dabei ist die ganze Diskussion über eine Umschuldung überhaupt nur entbrannt, weil für jeden inzwischen offensichtlich ist, dass schlichtes Sparen nicht reichen wird, damit Griechenland seine Krise überwindet.
Die Europäische Zentralbank ist mächtig - gefährlich mächtig, wenn ihr nicht mehr einfällt als ein Veto.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken