Kommentar Entschädigung Heimkinder: Im Zweifel für die Opfer
Die Entschädigung der Heimkinder ist ein guter Kompromiss. Auch wenn einige Ehemalige das anders sehen. Denn zum ersten Mal wird ihr Leid anerkannt.
E s ist ein Kompromiss. Aber der ist gut. Auch wenn einige ehemalige Heimkinder das anders sehen. Zum ersten Mal wird das Leid vieler Frauen und Männer anerkannt, die von 1949 bis 1975 in Heimen der früheren Bundesrepublik zum Teil schwer misshandelt, zur unbezahlten Arbeit gezwungen und obendrein noch sexuell missbraucht worden sind.
Der Bund und vor allem die Kirchen bekennen sich zu ihrer Schuld an den Zuständen in den Heimen, in denen im "Namen Gottes" schlimme Zustände herrschten. Den Opfern werden Renten nachgezahlt und Therapien für Folgeschäden angeboten. Sie müssen dafür nicht bis ins kleinste Detail nachweisen, was ihnen geschehen ist: Es genügen "glaubhafte Darstellungen". Das alles ist richtig und wichtig.
Verständlich ist aber auch, dass viele ehemalige Heimkinder mehr erwartet haben als nur ein paar magere Euros. Viele von ihnen sind durch die Demütigungen und die systematische Folter, die sie in ihren frühen Lebensjahren erleiden mussten, bis heute traumatisiert. Nicht wenige haben deshalb nie einen Beruf gelernt, leben von Hartz IV und misstrauen allem und jedem.
Simone Schmollack ist taz-Redakteurin für Frauen- und Geschlechterpolitik.
Doch der runde Tisch mit Vertretern aus Bund, Ländern, Kirchen und ehemaligen Heimkindern hatte keine Vorbilder, auf die er sich berufen konnte, das außerparlamentarische Gremium musste seine Rolle erst finden. Es hat nun dafür gesorgt, dass sich der Rechtsstaat selbst korrigiert, und einen Präzedenzfall geschaffen.
Das, was früher als richtig galt, ist es heute nicht mehr: Das gilt nicht nur für Erziehungsmethoden, sondern lässt sich auf andere Bereiche des gesellschaftlichen Lebens übertragen. Das ist ein Sieg der Demokratie. Und wichtig für die Zukunft - auch für die ehemaligen Heimkinder.
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