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Kommentar EnergieeffizienzNein sagen ist keine Lösung

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Wer die Staubsaugervorschrift der EU ablehnt, muss eine Alternativlösung anbieten. Rein finanzielle Impulse reichen zum Energiesparen nicht aus.

Die nachhaltige Alternative: Am sparsamsten bleibt der Besen Bild: dpa

I n der Theorie ist kein Energiethema so populär wie die Effizienz. In Diskussionen über die Zukunft der Energieversorgung steht am Ende immer die Forderung nach sparsamerem Energieeinsatz. Gleichwohl tut sich die Gesellschaft in der Praxis mit Einsparungen schwer; der Gesamtenergieverbrauch in Deutschland stagniert seit Jahren auf hohem Niveau.

Was also tun? Drei Optionen stehen grundsätzlich zur Auswahl. Eine davon ist die Aufklärung der Bevölkerung – doch die Erfolge dieser Variante reichen erkennbar nicht aus. Man muss also zusätzlich noch zumindest eine der beiden verbleibenden Optionen wählen. Da ist zum einen das Ordnungsrecht – man macht also Vorschriften. Bei der Dämmung von Häusern ist das längst akzeptierte Praxis.

Oder man setzt auf finanziellen Druck und Anreize – indem man Energie verteuert und/oder Investitionen in die Effizienz bezuschusst. Alle Optionen haben Vor- und Nachteile. Ein Nachteil des Ordnungsrechts besteht im sogenannten Rebound-Effekt: Verpflichtet man Bürger zum Energiesparen, provoziert man dadurch an anderer Stelle womöglich zusätzlichen Verbrauch. Beispiel: Wer in einem Haus mit geringen Heizkosten wohnt, hat mehr Geld für eine zusätzliche Reise übrig. Dann ist energetisch betrachtet am Ende nichts gewonnen.

Andererseits reichen allein finanzielle Impulse zum Energiesparen – etwa durch Energiesteuern – auch nicht aus. Denn es wird immer Menschen geben, denen ihre Energiekosten egal sind. Der Weg zu mehr Energieeffizienz braucht also beides – das Ordnungsrecht einerseits und finanzielle Anreize andererseits.

In einem solchen Gesamtkonzept ist die Staubsauger-Vorschrift der EU durchaus ein sinnvoller Baustein. Wer sie ablehnt, muss eine Alternativlösung anbieten – nur Nein zu sagen ist bei der Energieeffizienz keine Lösung.

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Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
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9 Kommentare

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  • wir müssen keine alternative anbieten. warum nicht?

     

    weil wir in deutschland schon sehr energieeffizient sind.

     

    da hat es für das klima keinerlei positive auswirkungen, wenn 1% der weltbevölkerung (deutsche) sich zerfleischt und wie im mittelalter "verzicht übt", wenn dieamis, russen, chinesen, kanadier...über uns nur lachend nur den kopf schütteln.

     

    wir müssen nicht päpstlicher als der papst werden.

     

    zweitens handelt es sich bei der EU um eine zutiefst undemokratische, intransparente und von lobbys (siehe "energiesparlampenverodrnung") domminierte bürokratie.

     

    gesetze für deutschland sollte und dürfte einzig der deutsche bundestag machen. das ist nämlich die demokratisch legitmierte gesetzgebende versammlung für uns.

  • H
    HMI

    Kommentar Energieeffizienz:

    Ja sagen zum Staubsauger ist auch keine Lösung

    1. Die Effizienz muss ebenso in einer Verordnung festgeschrieben werden wie der Verbrauch.

    2. Warum eigentlich nur Glühbirnen und Staubsauger? Alle Energieverbraucher, sowohl im privaten als auch im betrieblichen Bereich, sind einzubeziehen.

    3. Die Inflation von Sonderregelungen für Betriebe muss abgeschafft werden. Wettbewerbsfähigkeit ist nicht durch Energiesubvention herzustellen. Ausnahmen nur für wenige extreme Fälle

    4. Energieversorger müssen sich am Marktpreis für Energie orientieren

    5. Zukunftsinvestitionen in erneuerbare Energien dürfen nicht durch Sonder-Steuern auf den aktuellen Energieverbrauch finanziert werden

  • GI
    greatly iketson

    Leider taugt die neue EU-verordnung genau so gut wie nichts. Ein Höchstverbrauch sagt nichts über die Effiziens des gerätes. Was hilft ein sparsamer Sauger, der kaum etwas saugt und so doppelt so lange betrieben wird? Ein Saugleistun/Energie-Verhältnis würde da weitaus mehr bringen. Aber es muss ja auch kritiklose EU-Jubler geben, wäre ja sonst langweilig. Übrigens: in diesem Post steckt ein Gegenvorschlag. Einfach ja-sagen ist nämlich auch keine Lösung. :D

  • P
    Phillip

    Ich sehe das ebenso. Wenn ich am Ende mit einem 900 Watt Staubsauge (ab 2015) saugen soll kann ich auch gleich sein lassen. Da gehe ich einmal im viertal Jahr mit der chemischen Keule dran und das ist auch keinem geholfen. Das ist ähnlich wie beim Abwaschen mit heißen Wasser (mehr Energie) und vielleicht der dopppelten Menge Wasser kann ich sehr viel Spülmittel einsparen (das geht dann fast ohne). Die Variante ist meiner Meinung nach wesentlich besser. Energiesparen kann ganz einfach anfangen. Wozu muss ein Wasserhahn Sensoren haben, bzw ein Seifenspender mit Sensoren und Licht. Das geht auch ohne. Unser Imunsystem sollte es aushalten, wenn wir ein Seifenspender anfassen, den vorher jm. anderes angefasst hat. Außerdem kann ich mir auch beim Stromausfall die Hände waschen :-)

  • A
    Atmender

    Wo bleiben die Energieverbrauchsbeschränkungen für die Maschinenparks der Industrie? Wo die Kraftstoffverbrauchsbeschränkung für Fahrzeuge?

  • Rebound-Effekte haben natürlich nichts mit Ordnungsrecht zu tun. Seit menschengedenken werden Technologien effizienter - und der Energiebedarf stieg dennoch stetig (ja, es lohnt sich darüber nachzudenken und vielleicht auch mal zu schreiben).

    Solange beim Thema Energie nur über Technik nachgedacht wird, werden wir nicht wirklich voran kommen. Und ja, der Preis ist der stärkste Hebel...

    • @woody:

      typisch grünen-wähler.

       

      abgehoben und ohne bezug zu realität.

       

      der preis spielt für sie in ihrem passiv-haus vieleicht keine rolle, aber für uns normale menschen schon.

       

      und es ist pervers, ein volk durch künstlich nach oben getriebene preise samt 20 jahre lang staatliche rendite für reiche bonzen umerziehen zu wollen.

    • ES
      Effizienz statt Leistungsrichtlinie
      @woody:

      Das Problem an der Saubstaugerregulierung ist, das sie dumm ist. Energieffiezienz zu fördern macht Sinn, diese Regelung begrenzt aber nur den Energieverbrauch und sagt nichts über die Effizienz. Mit einem starken 2500 Watt Staubsauger gehen Sie einmal über einen Teppich und er ist sauber mit einem 1500 Watt Staubsauger rubbeln Sie 3 mal über die gleiche Stelle und brauchen am Ende mehr Energie und Zeit da die Saugleistung zu gering ist und damit die Effizienz fehlt. Die Regelung ist weltfremd weil Sie keine Effizienzregelung ist, also nicht den Energieverbrauch pro Teppich zur Grundlage nimmt, sondern die Spitzenleistung des Staubsauger. Die Richtlinie ist das Gegenteil einer Effizienzrichtlinie.

    • KD
      klar doch
      @woody:

      und sparen werden wieder die, die wenig geld haben. den anderen ist es doch egal. und das in einem hochtechnologie-land. genug energie und auch saubere sollte doch da sein...können. und zwar zu einem akzeptablen preis.