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Kommentar EnergieausweisAngriff der Immobilienlobby

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Der Verband der Hausbesitzer will den Energieausweis sturmreif schießen, um einem Wertverfall bei den Immobilien vorzubeugen.

Die Größe einer Wohnung lässt sich leicht messen. Aber wie steht es mit dem Energiebedarf? Foto: dpa

E ine so platte Strategie hätte man Haus & Grund nicht ohne weiteres zugetraut; für einen Verband, der auf Seriosität Wert legt, ist sie schlicht unwürdig. Wir erinnern uns: Die Lobby der Hauseigentümer hat sich in den vergangenen Jahren stets dafür stark gemacht, dass bei der Erstellung von Energieausweisen für Gebäude neben dem Bedarfsausweis, der sich an der faktischen Qualität der Bausubstanz bemisst, auch der minderwertige Verbrauchsausweis zulässig ist. Dieser orientiert sich am individuellen Verbrauch der Bewohner, womit er keine objektiven Werte angibt, weil jeder bekanntlich anders heizt.

Dass sich nun bei der parallelen Existenz von zwei grundverschiedenen Berechnungsverfahren unterschiedliche energetische Kennwerte für ein und dasselbe Wohngebäude ergeben, verwundert nicht. Haus & Grund kreidet diesen Zustand zurecht an, verschweigt aber - und das ist das Perfide - , dass der Verband an dieser Beliebigkeit der Rechenverfahren erhebliche Mitschuld trägt.

Aber das hat System: Ziel der Immobilienlobby ist es nämlich, den Energieausweis generell sturmreif zu schießen. Denn an der Transparenz, die der Ausweis im Markt schaffen soll, haben die Eigentümer zumeist wenig Interesse. Schließlich erzielen schlecht gedämmte Häuser und Wohnungen beim Verkauf oder bei der Vermietung mitunter Preisabschläge, sobald der Energieausweis ins Spiel kommt. Und von solchen energiefressenden Objekten gibt es mehr als genug. So überrascht es nicht, dass der Verband nun vorschlägt, die „Bedeutung von Energieausweisen für den Wohnimmobilienmarkt zu beschränken.“

Angesichts dieser Hintergründe ist zu wünschen, dass der Schuss der Immobilienlobby nach hinten los geht – und die Politik das Chaos von unterschiedlichen Ausweistypen endlich beendet. Konkret: Der unsägliche Verbrauchsausweis gehört in die Tonne getreten, die Zukunft muss dem Bedarfsausweis gehören.

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Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
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5 Kommentare

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  • tja...komisch nut dass nur zu oft die Wohnungen mit dem besten Energieausweis höhere Heizkosten haben...vor allem wenn ich mir den Neubau so angucke.

    Die Erfahrung zeigt, dass in alten Häusern, wo regelmäßig in allen Wohnungen geheizt wird auch je Wohnung niedrige Heizkosten anfallen.

    Insofern kann ich nur jedem raten sich die bei Wohnungen die Heizkosten der letzten 3 Jahre anzuschauen....oftmals aussagekräftiger als der beste Energieausweis.

  • Ich möchte bitte weiterhin in einem schlecht gedämmten Haus wohnen dürfen, denn ein gut gedämmtes ist faktische eine Styroporschachtel. Mit der Dämmerei holt man sich nach den unsäglichen Energiesparlampen die nächste Ladung Sondermüll nach hause...

  • Und was soll der tolle Bedarfsausweis bringen? Ist dies gar ein Artikel von der Haus-Dämmungs-Lobby, denen es nicht passt, wenn dieser Unsinn mit dem "Energiepaß" aufhört?

    • @DerWoNixWeiss:

      Können sie diesen "Unsinn" definieren? Der Energiepaß hat ja einen Sinn, der klar definiert ist.

      • @Sascha:

        @Sascha, der größte Unsinn ist aus meiner Sicht, das flächendeckend Häuser mit hässlicher Billigfassade verschandelt werden. Selbst vor Altbauten macht man aus vermeintlichen Sprängen kein Halt mehr. Es gibt immer mehr Widerstand gegen diese Sanierungsmaßnahmen, zurecht, wie ich finde.