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Kommentar Doping bei den WinterspielenDer Beweis für gute Kontrollen

Kommentar von Johannes Kopp

Der erste Dopingfall in Pyeongchang ist ein Glücksfall für den IOC. Die Botschaft: Selbst japanische Ersatzläufer haben keine Betrugschancen.

In Innsbruck 2012 gab es noch keine Vorwürfe gegen Kei Saito Foto: reuters

O lympische Spiele ohne Dopingfälle? An solche Luftschlösser glauben nur sehr phantasiebegabte Menschen. Das wissen mittlerweile selbst die Profis im Luftschlösserbau, die obersten Repräsentanten vom Internationalen Olympischen Komitee. Deshalb ist die Nachricht über den ersten überführten Betrüger bei den Winterspielen in Pyeongchang auch für den IOC eine phantastische. Sie kommt vielleicht ein wenig früh, aber ansonsten hat ihnen der entlarvte japanische Shorttrackläufer Kei Saito einen großen Gefallen getan.

Mit dem systematischen Dopingbetrug in Russland sind zuletzt auch jede Menge prominente Sportler aufgeflogen, die nicht nur als Vorzeigeathleten in ihren jeweiligen Disziplinen ausgedient haben, sondern auch ihre Sportarten in erheblichen Misskredit gebracht haben.

Wer aber kennt denn schon den 21-jährigen Kei Saito, der lediglich als Ersatzläufer für die 5.000-Meter Staffel im japanischen Team eingeplant war? Besser hätte es nicht kommen können. Denn nun ist der Beweis erbracht, wie feingliedrig das Kontrollnetz des IOC ist, wie zuverlässig die Anti-Doping-Maßnahmen greifen.

Kurz vor den Winterspielen standen die selbst ernannten Anti-Dopingkämpfer des Sportweltverbands noch wie Idioten da, weil ARD-Journalisten zeigten, dass man die vorgesehenen Flaschen für die Proben öffnen und schließen kann, ohne Spuren an den Sicherheitsverschlüssen zu hinterlassen. Sportrechtler Michael Lehner spottete, man solle das eingeplante Budget für die Doping-Kontrollen in Pyeongchang lieber an ein Waisenhaus in Nepal spenden.

Mit dem ersten Dopingfall hat das IOC Lehner zumindest gezeigt, dass es noch größere Idioten gibt. Und die Botschaft an die Sportfans ist: Selbst diejenigen, die eigentlich gar nicht laufen sollen, werden erwischt. Auch außerhalb der Wettbewerbe wachen die Anti-Doping-Kontrolleure über wirklich alle Athleten auf Schritt und Tritt.

Dass Kei Saito sich selbst sogar von seiner Überführung überrascht zeigte, ist zwar einerseits ein altbekanntes Reaktionsmuster, unterstreicht aber andererseits das detektivische Geschick der Kontrolleure. „Dieses Ergebnis geht über meine Vorstellungskraft hinaus“, sagte Kei Saito. „Ich habe niemals Doping beabsichtigt. Ich habe das japanische Anti-Doping-Seminar besucht und alle Anweisungen befolgt.“

Glaubt man dem Sportler, wurde er vom Verbot des Diuretikum Acetazolamid nicht unterrichtet. Diuretika sind maskierende Stoffe, die den Körper vermehrt Wasser abgeben lassen und dadurch auch den Urin verdünnen.

Kei Saitos Reaktion

Saito kam mit dem freiwilligen Verlassen des olympischen Dorfes seinem zwangsweisen Ausschluss zuvor und erklärte, er wolle der Mannschaft nicht weiter schaden. Er will sich nun gegen die Suspendierung wehren und seine Unschuld beweisen. (dpa)

Genutzt haben ihm diese Versicherungen natürlich nichts. Das IOC pflegt schließlich eine Null-Toleranz-Politik. Der Japaner wurde sofort von den Winterspielen suspendiert und hat das olympische Dorf bereits verlassen. Und Saito, der die Strafe umgehend akzeptierte, teilte schon ein wenig reumütig mit: „Wenn etwas anderes in meinen Körper gelangt sein sollte, war das überhaupt nicht meine Absicht.“

Ein unbeabsichtigter Dopingversuch von einem der unbekanntesten Athleten dieser Spiele. Das internationale olympische Komitee hätte sich seinen ersten Dopingfall nicht schöner malen können.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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1 Kommentar

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  • "Denn nun ist der Beweis erbracht, wie feingliedrig das Kontrollnetz des IOC ist"

    Eine Kette ist ggf. feingliedrig, ein Netz ist feinmaschig.