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Kommentar Dominique Strauss-KahnGrenzen der Neugierde

Rudolf Balmer
Kommentar von Rudolf Balmer

Die französische Justiz hat richtig entschieden. Die Enthüllungen von Marcela Iacub über Dominique Strauss-Kahn gehen zu weit.

V or dem Bett von Dominique Strauss-Kahn (DSK) beginnt die Intimsphäre und endet die Pressefreiheit. Jetzt weiß man wieder, wie weit man (nicht) „zu weit“ gehen darf. Das ist letztlich der Sinn des Urteils einer Pariser Gerichtsinstanz. Entsprechend angemessen sind die Sanktionen. Ein Verbot des Buchs, dem gemäß Verfügung eine Gegendarstellung beilegt werden muss, wäre als Zensur gewertet worden

Die Richterin teilt in ihrem Urteil allerdings aus juristischer Sicht auch die moralische Empörung von DSK, der vor Gericht mit viel Talent die Rolle des zu Unrecht in den Schmutz gezogenen Ehrenmanns gespielt hat. Er wähnt die Moral auf seiner Seite. Dieses Mal musste sich die Justiz weder zu Vergewaltigungsvorwürfen gegen ihn äußern noch zur Frage einer möglichen Schuld wegen Zuhälterei, sondern nur zu den Methoden eines extrem anmutenden Enthüllungsjournalismus.

Um ihr Buch über DSK zu schreiben, zögerte nämlich Marcela Iacub nicht, sich selber zu enthüllen. Wenn Wallraff das Mittel der Verkleidung benutzte, um beispielsweise skandalöse Arbeitsbedingungen aufzudecken, sollte dieser Schriftstellerin und Juristin die Maske der Verführerin dienen, um für sensationsgierige Leser DSKs letzte intime Facetten bloßzustellen. Es ist selbstverständlich das Recht dieser heute von französischen Feministinnen ebenso wie von allen Moralisten angegriffenen Frau, über ihren Körper und ihre Sexualität frei zu verfügen wie über ein Recherchemittel.

Bild: privat
Rudolf Balmer

ist Frankreich-Korrespent der taz

Was DSK aber im Bett treibt, und ob er – wie Iacub mit offensichtlicher Faszination und in einem neidlos als elegant taxierten Stil schreibt – „halb Mann, halb Schwein“ ist, das geht niemanden etwas an, solange keine Paragrafen des Strafgesetzbuchs verletzt werden. Und öffentlich ist DSK ohnehin moralisch erledigt. Falls sie aus einem Rest an echter Zuneigung aber Mitleid für DSK erregen wollte, hat sich Iacub darin übertroffen.

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Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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3 Kommentare

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  • R
    ridicule

    lost in translation? 2.0

     

    @von Gastfrau:

     

    um all das geht's doch gerade nicht;

     

    oder - anders gewendet:

    allein was hinter Ihren Empör-Girlanden liegt, ist Gegenstand des Buches

    und genau das - geht niemanden was an.

    Klar ist DSK unglaubwürdig, aber deswegen nicht rechtlos.

    Grundlage für jeglichen Rechtsstaat.

  • R
    ridicule

    @von Gastfrau:

     

    um all das geht's doch gerade nicht;

     

    oder - anders gewendet:

    allein was hinter Ihren Empör-Girlanden liegt, ist Gegenstand des Buches

    und genau das - geht niemanden was an.

    Klar ist DSK unglaubwürdig, aber deswegen nicht rechtlos.

  • G
    Gastfrau

    Der Schutz der Intimsphäre ist eine Sache. Eine andere ist es, wenn ein notorischer Fremdgänger, wenn eine seiner Affären auffliegt, vom beschädigten Ansehen seiner Familie und Kinder faselt, dann wirkt das bestenfalls amüsant. Würde ihm das Ansehen seiner Familie auch nur irgendetwas bedeuten, hätte er sich auf diese Affäre nicht eingelassen, er hätte sich im NY Sofitel nicht von einer Reinigungskraft einen blasen lassen, er hätte Silvester 2013 nicht bekanntermaßen mit seiner derzeitigen Geliebten in Mauritius verbracht, er hätte keinen Sex mit Prostituierten gehabt etc etc etc. Es ist einfach unglaubwürdig, wenn ein Mann, der seine Finger in jede Steckdose steckt, mit Moral daherkommt.