piwik no script img

Kommentar Dispozinssatz der BankenIm Zweifel gegen den Kunden

Zu hohe Dispozinsen? Da hilft nur: die Bank wechseln. Bald wird das einfacher – dank der EU. Die deutsche Regierung tut leider nichts gegen Abzocke.

Wer überzieht, dem vergeht das Lachen. Foto: dpa

Es ist schon auffällig: Wer schickt Werbung trotz Verbot? Eine Bank. Wer schafft es nicht, für seine Onlinepräsenz eine vernünftig verschlüsselte Verbindung anzubieten? Mehrere Banken. Und wer versucht, nicht ganz unerhebliche Informationen wie die Höhe des Dispozinssatzes so geheim wie möglich zu halten? Leider eine ganze Reihe an Banken.

So ist auch die Kritik der Stiftung Warentest an überhöhten Dispozinsen fast schon Routine. Und trotzdem versucht die Bundesregierung, das Problem auf die sanfte Art zu lösen. Eine Deckelung der Zinssätze, die sich mitunter in Wuchernähe befinden? Ach, warum denn? Der Verbraucherschutzminister hat sich gerade mal zu einem Gesetzentwurf in Sachen Informationspflicht durchringen können. Die Institute sollen ihre Dispozinsen zumindest nicht mehr verstecken dürfen. Da ist doch eher die Frage: Warum ist das derzeit überhaupt erlaubt?

Vor allem ist die Argumentation der Banken unehrlich. Dispozinssätze müssten so hoch sein, heißt es gerne, schließlich seien Verwaltungsaufwand und Ausfallrisiko hoch. Nun liegt allerdings das Risiko, dass ein Kunde im Dispo es nicht schafft, diesen zurückzuzahlen, verschiedenen Erhebungen zufolge etwa bei einem Prozent und damit deutlich niedriger als bei üblichen Konsumentenkrediten. So wird das nichts mit dem Vertrauen. Und von Falschberatung, von einer wenig kundenfreundlichen Einstellung zu Haftungsfragen und einer zweifelhaften Investitionspolitik war noch gar nicht die Rede.

Da hilft nur eines: wechseln. Schließlich bieten nicht alle Institute durchweg schlechte Konditionen und Geschäftspraktiken. Mit ein bisschen Geduld bei der Suche lässt sich also durchaus etwas finden. Und immerhin: Der Kontowechsel soll ab Herbst kommenden Jahres deutlich einfacher werden. Die Banken müssen dann auf Wunsch beim Wechsel helfen. Nein, das ist keine Initiative der Bundesregierung. Das kam von der EU.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Warum erwähnt die Autorin mit keinem Wort die Mitverantwortung der Kunden?

     

    Diese könnten den Banken das Geschäftsmodell “Dispokredit und –Zinsen“ gründlich vermiesen, indem sie vermeiden, dass ihr Konto (z.B. wegen mangelnden Überblicks) unverhofft ins Minus gerät. Zum Dispokredit ist niemand gezwungen!

    Wechseln würde ich nur dann, wenn mir der Bank-„Berater“ (besser gesagt: Verkäufer) statt eines normalen Ratenkredits den Dispokredit empfiehlt.

     

    Wechseln bringt ganz bestimmt dann nichts, wenn der Kunde ohne „Dispo“ gar nicht mehr über den Monat kommt. Dann hilft nur noch Kosten sparen, sonst steht derjenige eines Tages genau so da, wie heutzutage Griechenland. Aber um ihn werden sich dann weder „Troika“, noch „Institutionen“ kümmern!