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Kommentar Deutsche SyrienpolitikAleppo brennt – Merkel wandert

Syriens zweitgrößte Stadt wird belagert, aber die Kanzlerin bleibt im Urlaub. Das zeigt: Die deutsche Politik hat im Nahen Osten versagt.

Trotz der dramatischen Lage in Aleppo bleibt Merkel im Urlaub Foto: ap

Eine hilflose Erklärung markiert das endgültige Scheitern der deutschen Syrienpolitik. Die Lage in Aleppo sei dramatisch, die Bombardierung von Krankenhäusern inakzeptabel und zynisch, sagte Angela Merkels Vizesprecherin am Mittwoch. Das hört sich deutlich an, der Subtext lautet aber: Aleppo ist eine Angelegenheit für stellvertretende Regierungssprecherinnen – nichts, wofür Angela Merkel ihren Urlaub unterbrechen würde. Südtirol statt Pendeldiplomatie zwischen Moskau, Paris, Washington.

Syrien ist das dunkle Familiengeheimnis der deutschen Politik, etwas, das weder Regierung noch Opposition aus dem Keller hervorholen möchten. Die Linke nicht, weil dann deutlich wird, dass sie außenpolitisch Assad und Putin nähersteht als Grünen und SPD.

Die SPD liefe Gefahr, das Scheitern von Steinmeiers „Nur Gespräche bringen Frieden“-Diplomatie eingestehen zu müssen, weil Assad die Zeit zur Bombardierung der Opposition genutzt hat.

Die Grünen müssten neu überlegen, ob Schwarz-Grün eine Option ist, weil mit Merkel in Syrien weder eine menschenrechtliche noch eine realistische Politik zu machen war.

Die Kanzlerin hat permanent danebengelegen

Und die Unionsparteien müssten eine Debatte über die lange Kette von Merkels Fehleinschätzungen des Nahen Ostens fürchten. In einer Region, in der eine Krise die nächste hervorrief, hat die Kanzlerin politisch permanent danebengelegen.

Merkel hat den falschen Krieg unterstützt – Bushs Irak-Intervention – und den richtigen Militäreinsatz nicht gewagt: die Einrichtung von Flugverbotszonen zum Schutz der Opposition vor Assads Luftwaffe. Als sich in der Türkei unter Erdoğan mit der Per­spektive auf einen EU-Beitritt die Menschenrechtslage verbesserte, startete Merkel 2004 ihre Bundestagswahlkampagne gegen eine türkische EU-Mitgliedschaft. Als die Flüchtlinge aus Syrien perspektivlos in Lagern in der Türkei und dem Libanon saßen, gab es keine finanzielle Hilfe. Die deutschen Grenzen blieben dicht.

Dann die Kehrtwende, als sich die Flüchtlinge zu Fuß aufmachten: Nun durften alle kommen. Als daraufhin die AfD an Zustimmung gewann, machte Merkel die Tore wieder dicht und schloss den Pakt mit Erdoğan, der längst wieder Krieg gegen die Kurden führte und Journalisten verfolgen ließ. In Syrien rechnete die Bundesregierung anfangs mit einem schnellen Sturz Assads, vom Auftauchen des IS war sie ebenso überrascht wie von der russischen Intervention.

Die Kanzlerin, die bis zum Flüchtlingsherbst 2015 immer einen Blick für das politisch Machbare und Notwendige hatte, hat im Nahen Osten versagt. Die naheliegendste Erklärung dafür ist, dass sie stets vom Macht­erhalt in Deutschland her gedacht hat. Und die Deutschen waren gegen einen EU-Beitritt der Türkei und gegen Militäreinsätze im Ausland. Merkels Politik ging so lange gut, bis die dadurch verursachten Probleme über die deutsche Grenze kamen.

Merkel denkt nicht in Worst-Case-Szenarien

Die zweite Erklärung: Merkel ist Teil der „Generation 89“, die mit Francis Fukuyama die liberale Demokratie als das Ende der Geschichte begreift. Ihr Erfahrungshorizont ist der Herbst des Mauerfalls, als sich das Regime auflöste, ohne einen Schuss abzugeben – nicht der Sommer von 1914 oder 1933, als sich das liberale Berlin binnen Kurzem in die Hauptstadt der Nazis verwandelte. Dass die Gespenster der Vergangenheit zurückkommen können, ist in ihrem Optimismus nicht vorgesehen. Merkel denkt nicht in Worst-Case-Szenarien. Auch deshalb sitzt jetzt der IS in Rakka, liegt die AfD bei 15 Prozent.

Amtszeitbegrenzungen wie in den USA haben den Vorteil, dass über eine Neuausrichtung der Politik debattiert wird. Hillary Clinton hat eine andere Syrienpolitik angekündigt, ohne ­konkret zu werden. Barack ­Obama hat sein Nichteingreifen im Interview mit dem Atlantic als Konsequenz aus dem Irak-Desaster verteidigt. Titel: „Die ­Obama-Doktrin“. Bei Merkel käme niemand auf die Idee, ihre Ad-hoc-Entscheidungen Dok­trin zu nennen.

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31 Kommentare

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  • Zum Wandern: Urlaub ist wichtig, auch für die Kanzlerin. Sie hat die Möglichkeit Verantwortungsbereiche zu deligieren. Ich glaube sie ist nicht der richtige Ansprechpartner für die Kritik.

     

    Zu den Worst-Case-Szenarien: Beim Mauerfall waren 90% der Bevölkerung gegen die Diktatur. Gewaltfreien Regimewechsel kann man von den Ossis lernen. Für eine Demokratie ist es richtig, daß sich die Kanzlerin mit ihren Entscheidungen nach den Wählern richtet.

  • Merkel hat doch alles getan, was in ihrer Macht steht: Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern der westlichen Wertegemeinschaft die Lunte in Syrien gezündet. Jetzt heißt es einfach abwarten und die Ohren zuhalten, wenn es knallt. Besser, die Kanzlerin wandert in den Bergen und den Dingen ihren Lauf, als dass die lustigen Stiefel unter den schmetternden Klängen von Helene Fischer hektisch irgendwo hin marschieren

  • Ich halte es für beispiellos anmaßend, bei der Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines souveränen Staates von einem "richtigen Militäreinsatz" zu sprechen. Ebenso verfehlt ist in diesem Kontext übrigens der Begriff der "Opposition" - das ist ein politischer Begriff, der auf bewaffnete Horden mit islamistischer Gesinnung in dieser oder jener Schattierung sicher nicht zutrifft. Sonst müsste man die RAF (deren Ziele bei weitem nicht so unmenschlich waren!) konsequenterweise auch als "Opposition" bezeichnen ...

  • Soll sie doch Urlaub machen - lösen kann sie das Problem, wie auch der ganze Westen sowieso nicht.

     

    Der Westen sollte sich auch ganz raushalten aus Nahost - einem Diktator wird eh nur der nächste folgen.

  • "Allerdings in einem Punkt möchte ich Merkel unterstützen: Die Türkei gehört nicht in die EU."

     

    Ich weiß nicht so ganz, worauf sich Ihre Einschätzung zu Merkels Haltung jn dieser Frage gründet. Nun gut, bei dieser Kanzlerin kann sich das ja auch täglich ändern und ist dann in jedem Fall alternativlos.

    • @Urmel:

      Sorry. Dieser Beitrag sollte natürlich eine Antwort zu dem Kommentar von GEORG DALLMANN sein.

  • Stimme @Rainer B. und @TimLeuther zu: im Fall Syriens hätte die BRD militärisch nichts zu melden. - Etwas anderes wäre freilich, das "Gewicht", das die BRD international hat, für eine friedliche Konfliktlösunge einzusetzen. Leider ist es jetzt zu spät - solch eine diplomatische Initiative hätte vor Jahren gestartet werden, sie hätte alle Beteiligten einbeziehen und Assad das Gesicht wahren lassen müssen. Der Westen hat unter Führung der USA eine weltpolitische "Dummheit" nach der anderen begangen (die westlichen Strategen werden’s für schlaues Kalkül halten): Iran und Rußland sind "böse" und unterstützen Assad - also muß der schon deshalb weg, um beiden zu schaden; dabei haben alle auf den bescheuerten Ukraine-Konflikt geguckt, dessen Anheizen auf Kosten Europas ging und bisher eigentlich nur den MIK unterstützt hat (zusätzliche, "rotierende" Brigade in Osteuropa - so was kostet ordentlich, vor allem das "Rotieren"); schließlich haben die USA und ihre Verbündeten in der Region begonnen, Dschihadisten als "Opposition" gegen Assad aufzupäppeln. Eigentlich alles wie gehabt, 1979ff in Afghanistan, und man könnte meinen: Die lernen's nie! - Aber das kapitalistische Grundgesetz heißt: Hauptsache, es ist immer irgendwo Krieg! Der MIK kann auf genügend Bekloppte in aller Welt rechnen, die tatsächlich Kriege vom Zaun brechen - aber wie oft wären das nur armselige Strohfeuer, die mangels Nachschub und Desinteresse in sich zusammenbrächen. Gäbe es nicht diejenigen, die für den Nachschub sorgen, weil sie daran verdienen, gäbe es nicht die Militärs, die gern irgendwo "intervenieren", wenn es nur irgendwie ins rohstoff- und rüstungspolitische Profil ihrer Auftraggeber paßt. - Aber von solcher Erkenntnis ist unsere Regierung weit entfernt … Übrigens: Bei Telepolis ist von "Dschihadisten" die Rede, wenn es um den überwiegenden Teil der "Opposition" geht, deren "säkularer" Teil marginalisiert sei (wenn er es nicht schon immer war): http://www.heise.de/tp/artikel/49/49057/1.html

  • "Syriens zweitgrößte Stadt wird belagert, aber die Kanzlerin bleibt im Urlaub."

    Das zeigt für mich doch, dass die Kanzlerin die Wichtigkeit des Jahresurlaubs begriffen hat.

     

    Die Linke steht Assad und Putin auch nicht näher als den Grünen und der SPD. Tatsächlich steht und stand die Linke hier niemals vor einer Alternative Assad oder die Grünen bzw. Putin oder die SPD und auch nicht vor einer Alternative zwischen Assad/Putin und Grüne/SPD. Das ist kompletter Mumpitz. Im Innenressort der taz mag das ja irgendeinen Sinn ergeben, aber auch nur da.

    Die Wahrheit ist - kein Mensch wußte und weiß wirklich genau, was wer in Syrien wie warum macht. Da wird doch auf allen Seiten gelogen, was das Zeug hält. Der Krieg kennt keine "Unschuldigen" und wer den Krieg kennt, der weiß, dass er keine Gewinner hinterlässt, aber sehr sehr viele Verlierer - und die Zahl der Verlierer wird mit jedem Tag größer.

    Was die "deutsche Syrienpolitik" betrifft, muss ich hier leider dem Tim Leuther völlig recht geben und das fällt mir gewiß nicht leicht.

  • Der Fall Syrien zeigt, daß Politik höchst konmplex und kompliziert sein kann und man außerdem - mit Gesprächen allein - oft nicht weiterkommt. Wenn ein Schurke wie Assad nicht will, will er eben nicht. Da kann Steinmeier 1000 mal einen Kniefall machen und salbungsvoll herumschwurbeln. Nutzt NIX!

    Militärisches Eingreifen sagt sich immer so leicht, ist aber eine höchst heikle Angelegenheit (siehe Irak, siehe Afghanistan,etc.). Mit einer desolaten Bundeswehr so oder so NICHT zu machen. Und wer will - allen Ernstes?? - deutsche Soldaten nach Syrien schicken? KEINER!

    Es gleicht mitunter der Quadratur des Kreises.

    Dennoch: Es ist ein klares VERSAGEN der Bundesregierung in vielfältiger Hinsicht festzustellen. Eine Begrenzung der Amtszeit des Bundeskanzlers wäre - so oder so - eine höchst sinnvolle und demokratische Angelegenheit, und außerdem im Sinne des GEMEINWOHLS überfällig.

    Das Hornissennest Naher Osten dagegen wird so schnell keiner befrieden, schon gar nicht, seit die Russen in das Machtvakuum gestoßen sind, weil sie dies als Chance gesehen haben, aus ihrer Isolation auszubrechen und wieder international zu zeigen, daß sie WER sind.

    Außenpolitik ist eine höchst schwierige und komplexe Angelegenheit, und auch auf diesem Feld zeigt sich, daß der Steinmeier auf diesem Posten auch nicht das Beste ist, was Deutschland passieren konnte. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes zum Haare raufen. Aber wirkliche LÖSUNGEN zu finden wird verdammt schwer. Zumal auch Erdogan jetzt durchdreht.

    Allerdings in einem Punkt möchte ich Merkel unterstützen: Die Türkei gehört nicht in die EU. Die EU ist jetzt schon vollkommen überfordert mit all den Beitrittskandidaten der letzten Jahre. Und dann noch die Türkei? Das würde bestimmt nicht gut gehen!

  • Geschichtsvergesenheit!

    War es doch der Irakkrieg der Daesh hervorbrachte. Merkel hätte gerne an diesem Krieg teilgenommen, doch das deutsche Volk war schlauer und wählte den Frieden.

    Es mag dem Ressortleiter Inland entschuldigt sein, dass er Kopfabhacker und Terroristen als Opposition bezeichnet welche man im Kampfe unterstützen solle.

    Nach 14 Jahren Deutschen Soldaten in Afghanistan flüchten heute von dort mehr Menschen, als bevor die Bundeswehr dort Demokratie brachte. Daher sollen wir also nun Demokratie nach Syrien bringen. Mit dem Schwert versteht sich, nicht durch Wahlen. Das dies kein Frieden bringen kann ist klar, der Autor fordert es dennoch.

  • "Merkel hat ... den richtigen Militäreinsatz nicht gewagt."

     

    Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Unsere Freiheit wird bekanntlich am Hindukush, nicht in Aleppo verteidigt.

  • Woher kommt dieser enorme Glaube an die Bedeutung und die Macht Deutschlands?

    • @Peter Meier:

      Hahaha, Peter Meier. high5

  • "Flugverbotszone", so ein Quatsch. Das kann man nur Leuten erzählen, deren militärische Sachkenntnis nahe 0 ist.

     

    Eine "Flugverbotszone" muß erst mal militärisch durchgesetzt werden, oder glauben Sie, Herr Reeh, es reicht, wenn man an Assads Startbahnen Flugverbotstafeln aufstellt?

     

    Es muß mit Luftwaffe und bodengestützter Flugabwehr der syrische Luftraum erobert und gehalten werden, was wiederum nichts anderes bedeutet, als in einen Krieg gegen Syrien und Russland einzutreten. Und wozu das? Damit ISIS ungehindert vordringen und neue Gebiete erobern kann?

     

    Sorry, aber manchmal kann man nur den Kopf schütteln.

  • Brennende Reifen scheinen ja eine gewisse Faszination auf "linke" Journalisten auszuüben. Zumindest so lange, wie sie im Ausland brennen.

     

    Was bewirken sie aber in diesem Fall? Sie erschweren die Unterscheidung zwischen zivilen und militärischen Zielen. Das ist so schon schwer genug in einer Stadt, aber jetzt wird es noch mehr zivile Opfer geben. Oder meint jemand ernsthaft, die Rückeroberung ganz Aleppos findet wegen einiger brennender Reifen nicht statt? Sie wird nur einseitig blutiger.

  • naja, nix neues, als die Mauer gebaut wurde, ging Kennedy fischen, das Ganze zeigt doch nur, dass Merkel Realpolitik betreibt, sie weis , dass sie als angeblich mächtigste Frau der Welt nur Zuschauerin ist

    • @Georg Schmidt:

      Ihr Gehalt übersteigt aber das, was einer Zuschauerin zusteht.

  • "Eine hilflose Erklärung markiert das endgültige Scheitern der deutschen Syrienpolitik", schreibt Martin Reeh. Das hört sich harmlos an, der Subtext aber lautet: "Schade, dass Deutschland keine Schutzmacht mehr ist. Zu Kaisers Zeiten wäre so was nicht passiert."

     

    Folgt man Martin Reh, dürfte Angela Merkel niemals Urlaub machen. Nicht, so lange die Welt nicht rundum heil ist. Am Deutschen Wesen soll die Welt genesen. Im Augenblick heißt dieses Wesen offenbar Angela Merkel.

     

    Alleppo ist vor allem eins: Eine Stadt in einem Land, das sich im Bürgerkrieg befindet. Bis vor ein paar Jahren galt Syrien als souveräner Staat. Westliche Regierungschefs gingen dort in der Hoffnung ein und aus, den eigenen Interessen einen Dienst zu tun. Inzwischen gilt das Land als gescheitert. Woran? An Jahrzehnten, Jahrhunderten der Machtpolitik. Nun heißt es, Syrien dürfe nicht mehr souverän sein. Denn wo Menschen einander abschlachten, da hat die Menschheit plötzlich eine Pflicht.

     

    Warum hat die Menschheit ihre Verantwortung nicht erkannt und wahrgenommen, als es noch nicht zu spät war? Als der Diktator noch strategischer und ökonomischer Verbündeter gewesen ist wie heute Erdogan? Schon damals war das Ende absehbar. Nun ist es da. Nun kämpfen Brüder gegen Brüder, Väter gegen Söhne und jeder, der schon immer herrschen wollte in der Region, mischt munter mit. Alle behaupten, die Menschlichkeit würde Unmenschlichkeit erfordern - und Mitstreiter. Wenn die Regierung Hilfe von den Russen kriegt, dann muss die Opposition Hilfe vom Westen kriegen. "Der Westen" aber ist Angela Merkel. Kein Urlaub also für die Frau.

     

    Das ist die Uralt-Logik einer bipolaren Welt. Einer Welt, die 25, 70, 100 oder auch 400 Jahren nicht mehr existieren sollte. Einer Welt, die offenbar einfach nicht tot zu kriegen ist. Weil immer wieder Leute glauben, Autoritäten zum Handeln auffordern zu müssen: Leite, die selbst zu feige und/oder zu dumm sind, das Richtige zu tun.

    • @mowgli:

      Sehr utopisch ist es wohl DER "Menschheit" Verantwortung aufzubürden, werter MOWGLI. Das ist eine eher hilflose Forderung. Berechtigt aber nicht ausgreifend genug ist die Bemängelung der Defizite der Kanzlerin von Seiten Herrn Reehs.

       

      Denn wenn es im aktuellen Zustand Verantwortung gibt dann liegt sie bei der Regierungsspitze. Diese aber zieht es stets vor, in eigenen Worten, "auf Sicht zu fahren"*. Das Ergebnis sind aus der Hüfte geschossene ad-hoc-Entscheidungen, wie Herr Reeh vollkommen zu Recht feststellt. Solche, die z.B. im Falle von Frau Merkels Atom-Schlingerkurs, auch noch durch Einflüsterungen aus dem Hintergrund dirigiert werden.

       

      So tappt frau, begünstigt durch erstaunlich betört-unkritische bzw. unterwürfig gemachte Medien, von einer Fehlleistung in die andere.

       

      Was sonst noch? TTIP: dreist. Da erst recht zeigt sich daß es mit dem "am deutschen Wesen soll die Welt genesen" nicht das geringste zu tun hat. Die BRD hatte einmal eine weit eigenständigere Politik - eine Politik die sich nicht an die USA versklavte.

       

      Merkel kann es nicht: das sollte endlich gesehen werden.

       

      *Und hat damit Nachfolger der Verantwortungslosigkeit: den Herrn Kretschmann der dasselbe von sich gibt und für die Kanzlerin betet. Jawohl, das muß man zur Zeit: beten! Herr, schmeiß Hirn herunter!

      • @Ulrich Frank:

        Ach ja bitte, Herr, schmeiß Hirn herunter. Und sei so gut, dabei auch auf ULRICH FRANK zu zielen. Vielleicht, dass er dann den Unterschied zwischen Sarkasmus und Utopie kapiert.

        • @mowgli:

          In einem Punkt, werter ULRICH FRANK, muss ich Ihnen allerdings recht geben, auch wenn es schwer fällt. "Hilflos[]" bin ich wirklich angesichts der Unfähigkeit vieler Leute, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammenzudenken und den eigenen Anteil an den aktuellen Zuständen zu erfassen. Allein nämlich kann ich rein gar nichts ausrichten gegen die Übermacht der Dummen, Ignoranten und Verantwortungsen, die jede Verantwortung, die sie am Horizont erkennen, umgehend auf den vermeintlich Letzten in der Reihe abzuschieben versuchen, den dann die Hunde beißen dürfen.

           

          Nein, Merkel kann es nicht. Und wieso nicht? Weil sie Vorgänger hatte und Zeitgenossen hat, die sich eingebildet haben und noch immer einbilden: "Yes, I can." Diese Leute sind wirklich überzeugt (gewesen) von dem, was Sie schreiben. Davon nämlich, dass die Verantwortung, wenn es sie gibt, "bei der Regierungsspitze [liegt]", und zwar allein. Bei ihnen selbst also.

           

          Das ist, vorsichtig formuliert, dumm und überheblich. Vor allem aber ist es die Ursache dafür, dass einzelne Männer, denen von Menschen ohne Selbstbewusstsein und Eigenverantwortung Macht übertragen wurde, ganze Erdteile in Schutt und Asche legen konnten und noch immer können, ohne dass irgend jemand etwas Sinnvolles dagegen tun konnte bzw. kann.

           

          Das, verehrter ULRICH FRANK, sollte endlich gesehen werden. Und zwar vorzugsweise auch von Möchtegern-Untertanen wie Ihnen und Ihresgleichen.

           

          Übrigens: "Die BRD hatte einmal eine weit eigenständigere Politik", schreiben Sie. Wann, bitte, soll das denn gewesen sein? Damals, als Sie noch jung und dumm waren und nicht begreifen konnten, was Sie heute ganz sicher zu wissen meinen? Dass "die BRD" eine Politik betreibt, "die sich [...] an die USA versklavt[]"?

           

          Ach bitte, Herr, beeil dich doch ein ganz klein wenig! Es wäre wirklich höchste Zeit!

          • @mowgli:

            Ja, nimm Mutti in Schutz. Die Arme tut doch nichts weiter, als regieren und die Richtlinien der Politik bestimmen. Wie könnte ihr da eine Verantwortung zukommen?

    • @mowgli:

      Mowgli, ist Ihnen egentlich bewusst, daß Syrien unter Basher, bis zum Ausbruch des Konflikts, als quasi DAS Vorbildsland für arabische Staaten in Nahost gesehen wurde? Es gab Studien/Überlegungen etc. wie man das syrische Erfolgsrezept auf andere Staaten dort übertragen könnte. Niemand hat einen Grund gesehen, wiso Assad beseitigt werden müsse.

    • @mowgli:

      "Warum hat die Menschheit ihre Verantwortung nicht erkannt und wahrgenommen, als es noch nicht zu spät war?"

       

      Vielleicht war die Menschheit zum entscheidenden Zeitpunkt im Urlaub.

  • „…richtigen Militäreinsatz nicht gewagt: die Einrichtung von Flugverbotszonen zum Schutz der Opposition vor Assads Luftwaffe…“

     

    Wer hätte das tun sollen? Nicht mal die Amerikaner haben sich getraut. Sollte unsere Luftwaffe mit einem Einsatzklarstand wie in einem Entwicklungsland allein in den Krieg ziehen? Und mit welcher Logistik? Mit gemieteten russischen Transportmaschinen? Von der völkerrechtlichen Seite mal ganz abgesehen.

     

    Der Autor hat völlig Recht, wenn er der Kanzlerin eine völlig absurde Außenpolitik vorwirft. Aber die Forderung nach dem Herbeibomben eines Umsturzes in Syrien (Tarnname: Flugverbotszone) war und ist genau so absurd. Wie gut so etwas funktioniert, sieht man in Libyen.

  • Der Sellvertreterkrieg tobt seit 2011!

     

    Es gibt und gab keinen Anlass für die EU und den USA sich dort einzumischen. Es gab und gibt dort keine Opposition die durch "westliche Werte" unterstützt werden muss oder sollte.

     

    Auch wenn Assad nicht nach dem Wunsch des TAZ Redakteurs ist, ich hoffe IS und AlKaida ebenfalls?

     

    Das einfachste für die Welt und das Beste für die Syrier wäre eine deutliche Unterstützung von Assad, mit der Forderung nach Reformen

     

    Warum wurde das nie in den Jahren bis 2011 gemacht?

    Staddessen hat man das Land in einen Bürherkrieg getrieben, der niemand nützt und keine positiven Veränderungen gebracht hat.

  • Ich bin ja nun wirklich kein Freund von Merkelscher Politik, aber es gibt ganz offensichtlich noch größere Spinner.

     

    Die Zustände in Afghanistan, Türkei, Syrien, Irak, Libyen, sonstwo sind schlimm. Deutsche Soldaten machen sie aber mit Sicherheit nicht besser. Linke (?) Spinner sind für Kriegseinsätze. Da bevorzuge ich doch die AFD, die lehnt Auslandseinsätze der Bundeswehr ab.

  • ....und weil die deutsche Merkel versagt hat brennt die gante Welt.

    Franz Emanuel August Geibel lässt grüßen.

  • Syriens zweitgrößte Stadt wird belagert, aber die Kanzlerin bleibt im Urlaub. Das zeigt: Die deutsche Politik hat im Nahen Osten versagt.

     

    Das zeigt eher die verquere Meinung Deutschland soll alles regeln - was natürlich Quatsch ist. Deutschland sollte sich vielmehr raushalten wie der gesamte Westen auch. Der nahe Osten soll die Probleme selber lösen.

  • "Die naheliegendste Erklärung dafür ist, dass sie stets vom Machterhalt in Deutschland her gedacht hat."

     

    Diesem Fazit kann man nur beipflichten. Merkel ging es nie um Menschenrechte oder Humanität - flankiert von genügend propagandistischem Tamtam funktionierte das ja auch meistens. Politische Themen ließ sie gegebenfalls genauso fallen wie langjährige Parteifreunde. Und aktuell trifft es eben die Flüchtlinge, die Europa nicht mehr rechtzeitig erreichen konnten....

  • Schon die Idee das Deutschland eine Syrienpolitik machen könnte ist grotesk. Das ist aber scheinbar das neue Normal im Linken Parteienspektrum zu dem auch der Merkel-Teil der CDU gehört.

     

    Wenn Deutschland eine Syrienpolitik fahren wollte, dann müsste es sein Verteidigungshaushalt verdreifachen und es müsste glaubhaft sein, das es substanziell interveniert.

     

    Das ist alles nicht der Fall. Was ich gut Finde. Aber da das nicht der Fall ist, ist eine "Syrienpolitik" quatsch. Kriege werden nicht in Pressekonferenzen entschieden.