piwik no script img

Kommentar DatenschutzbeauftragteKein Frieden an der Datenfront

Christian Rath
Kommentar von Christian Rath

Andrea Voßhoff als Bundesdatenschutzbeauftragte ist eine Fehlbesetzung. Sie war für die Vorratsdatenspeicherung. Das allein ist schon ein Ausschlussgrund.

Hat ein Glaubwürdigkeitsproblem: die neue Datenschutzbeauftragte Andrea Voßhoff. Bild: dpa

I nsgeheim ruht manche Hoffnung auf Andrea Voßhoff, deren Amtszeit als Bundesdatenschutzbeauftragte jetzt begann. Sie könnte, wenn sie wollte, alle verblüffen – gerade weil sie bisher nicht als Bürgerrechtlerin aufgefallen ist.

So wie nur die SPD Hartz IV durchsetzen konnte und die Grünen den Kosovokrieg, so würde in dieser politischen Logik die CDUlerin Andrea Voßhoff die Vorratsdatenspeicherung stoppen.

Schön wär’s. Aber damit ist nicht zu rechnen. Selbst wenn sie wollte, könnte Andrea Voßhoff die anlasslose Massenüberwachung nicht verhindern. Denn als Datenschutzbeauftragte macht sie keine Gesetze und hat auch kein Vetorecht. Sie ist eine wichtige Stimme im Diskurs über Datenfragen, aber keine Entscheiderin.

Und selbst wenn sie könnte, wäre mit einer solchen Volte nicht zu rechnen. Dazu ist Andrea Voßhoff viel zu geradlinig. Sie war bisher für die Vorratsdatenspeicherung und wird es auch als Datenschutzbeauftragte sein.

Und genau deshalb ist Voßhoff auch eine Fehlbesetzung. Wer es gut findet, gewaltige Mengen sensibler Daten von jedem auf Vorrat anzuhäufen, kann einfach keine glaubwürdige Datenschützerin sein.

Deshalb war die Berufung von Voßhoff auch kein geschickter Zug der Union. So wird nicht einmal die Datenfront befriedet, was vielleicht der Hintergedanke war. Denn in die Lücke des glaubwürdigen Datenschützers springen dann Landesbeauftragte wie Thilo Weichert aus Schleswig-Holstein.

Mehr noch: Eine Datenschutz-Beauftragte, die sich für Vorratsdatenspeicherung ausspricht, wird zur Hassfigur der Internetcommunity werden. Sie erschwert somit auch den Dialog mit der Netzgesellschaft, den Innenminister Thomas de Maizière doch so gerne pflegen will, um bei diesen kontroversen Themen nicht nur gegen Mauern zu laufen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Christian Rath
Rechtspolitischer Korrespondent
Geboren 1965, Studium in Berlin und Freiburg, promovierter Jurist, Mitglied der Justizpressekonferenz Karlsruhe seit 1996 (zZt Vorstandsmitglied), Veröffentlichung: „Der Schiedsrichterstaat. Die Macht des Bundesverfassungsgerichts“ (2013).
Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • KS
    Kritische Stimme

    In Sachen Spionage von Privatleuten ist die CDU mit der BND genau so schlimm wie die USA mit ihrer NSA,deshalb kommt so wenig Kommentar von Merkel

  • MW
    Man wird es schon verkaufen

    Diese Burleske passt bestens in das Abendprogramm von ARD und ZDF.