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Tja das ist weniger Satire als ein zynischer 'Herrenwitz', der ein bezeichnendes Bild auf die Veranstalter des Bundespresseballs der Hautpstadt wirft. Man kann halt oftmals gar nicht so viel fressen, wie man kotzen möchte...
Das ist keine Satire, das ist einfach nur menschenverachtend und geschmacklos. Zeigt aber deutlich den heutigen Zeitgeist der "Eliten" auf.
Ich bin aktiv (keine Satire!) in einem Schwimmverein tätig und wir haben überlegt, wie wir Schwimmtraining für Flüchtlinge in einem ernsthaften Dialog anbieten können, ohne dass genau solche Platitüden dagegen gehalten werden oder man uns Geschmacklosigkeit vorwirft. Um einen "Shitstorm" zu vermeiden, gehen wir nicht aktiv in die Werbung, bieten aber interessierten Flüchtlingen an, bei uns zu trainieren und Kenntnisse aufzufrischen. Das Interesse ist gering, aber immerhin ist es ein kleiner Beitrag zur Integration über den Sport.
„Deutschland hat Rußland den Krieg erklärt. – Nachmittags Schwimmschule.“
Junge WählerInnen haben offenbar Angst vor den Grünen. Dahinter steckt eine wirksame Kampagne, die den fossilen Status Quo aufrechterhalten will.
Kommentar Bundespresseball-Parodie: Ganz tief nach unten getreten
Die Hauptstadtjournaille reißt Witze über Mittelmeerflüchtlinge. Darf Satire sowas? Stellen wir die Geschmacksfrage!
Hier tanzen die Unbeteiligten – und immer schön dem Herrn die Führung überlassen Foto: Bundespresseball
Es gibt wieder eine Kontroverse in der Medienwelt über die Frage, was Satire darf – und sie hat rein gar nichts mit der neuen „Charlie Hebdo“-Ausgabe auf Deutsch zu tun. Sondern mit einem Tanztee für Politik und Hauptstadtjournaille. Im „Almanach“ des Bundespresseballs, einem spöttischen Heftchen, das jedes Jahr zum wichtigsten Gesellschaftsevent in Berliner Journalistenkreisen erscheint, hat man sich dieses Jahr an ertrunkenen Menschen im Mittelmeer abgearbeitet.
Zu sehen ist dort eine Mittelmeerkarte, neben der Schwimmkurse für Flüchtlinge angeboten werden: „Vorschul-Flüchtlingsschwimmen (ab 3 Jahre)“, dazu gehört „Springen vom Schlauchbootrand und Atemtechniken bei Nacht und Kälte“. Empörung darüber gab es jede Menge. Aber auch Verteidigung. Die „Almanach“-Redaktion erklärte lakonisch, das Stück solle ja auch nicht gefallen. Vlogger Thilo Jung sprang ihnen zur Seite: Satire sei eben „Geschmackssache“. Okay, dann reden wir über Geschmack.
Satire sollte natürlich auch das Schreckliche aufarbeiten können. Man stelle sich vor, jemand flüchtet, überquert das Mittelmeer, entgeht dabei knapp dem Tod, schlägt in Deutschland auf und schreibt über seine Erfahrung diese „Schwimmschulen“-Satire. Ein starker Akt – und ein unangenehmer Spiegel, der damit der satten deutschen Mehrheitsgesellschaft vorgehalten würde.
Da es aber nicht so ist, sondern der Bundespresseball ein Stelldichein der Elite ist, in Frack und Perlen, wo Bundespräsident Gauck mit Bundespressekonferenzvorsitzendengattin Sonja Mayntz walzert. Auf dessen Webseite der Tipp steht, die Damen mögen doch beim Tanzen den Herren die Führung überlassen – da hier die Unbeteiligten sprechen, die das Mittelmeer entspannt überfliegen könnten und sich darin gefallen, mit dieser Satire unbequem und edgy rüberzukommen. Da dies so ist, handelt es sich einfach nur um schlechten Geschmack.
Klar, Satire darf alles. Sie darf auch ganz tief nach unten treten. Ob das der Satire insgesamt aber gut steht, ist zu bezweifeln.
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Kommentar von
Peter Weissenburger
Freier Autor
Schreibt über Kultur, Gesellschaft, queeres Leben, Wissenschaft.
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