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Kommentar Bürger und KohleausstiegElefant mit Knick im Rüssel

Martin Kaul
Kommentar von Martin Kaul

Umweltministerin Hendricks hat ein Problem. Sie will raus aus der Kohle. Die großen Tiere werden ihr kaum helfen. Die vielen kleinen Fliegen schon.

Elefanten können sogar fliegen – wenn sie keinen Knick im Rüssel haben. Foto: dpa

E s gibt da dieses wunderschöne Kinderbuch, in dem ein blauer Elefant sich einen Knick in den Rüssel tritt. Und so geht er zu den anderen Rüsseltieren, zum Schwein und dann zum Nasenbären, und fragt: „Kamfu mir helfen?“ Am Ende sind es aber zwei kleine Fliegen, die den Elefanten retten. Sie kitzeln ihn im Rüssel, haaaaatschi, und alles wird gut.

Ganz ähnlich muss man sich die Sache vorstellen mit Barbara Hendricks, der Umweltministerin. Diese Frau Hendricks hat jetzt ein Problem. Sie hat aus Paris zwar ein schönes Stück Papier mit nach Hause gebracht. Aber wenn niemand ihr dabei hilft, die anspruchsvolle Aufgabe umzusetzen – nämlich den zügigen Ausstieg aus der Kohle in Deutschland zu bewerkstelligen –, dann steht sie ohne Freunde da, mit einem großen Knick im Rüssel.

Sie könnte jetzt die anderen großen Tiere fragen, ob sie ihr helfen, doch es lässt sich sagen: Auf die kommt es nicht an. Schon der Atomausstieg in Deutschland ist der Erfolg der Kleinen gewesen. Es war eine über Jahrzehnte aktive Umweltbewegung, die sowohl fundierte fachliche Expertise hatte, als auch anständige propagandistische Kampagnenarbeit geleistet hat, mit Sitzblockaden in Gorleben und einem soziokulturellen Beteiligungsmodell für Tausende Empörte.

Diese Umweltbewegung, das Heer der Fliegen, steht im Kampf um die Kohle bereit. Und es ist wichtig, dass diesem mächtigen Heer von nun an gewahr ist, dass es beim deutschen Kohleausstieg auf seine Präsenz ankommen wird.

Hendricks könnte nun die großen Tiere fragen, ob sie helfen. Doch auf die kommt es nicht an

Es gibt zwei Orte in Deutschland, das sind die Kohlereviere in der Lausitz und am rheinischen Tagebau, die das Zeug haben, zu den nächsten Großkampfarenen à la Gorleben zu werden. Und wer daran noch immer zweifelt, wird dies im Frühjahr 2016 beobachten können. Da werden die Fliegen den großen Tieren die Rüssel lockern. Umweltministerin Barbara Hendricks darf sich darauf freuen, denn für sie heißt das: Alles wird gut.

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Martin Kaul
Reporter
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5 Kommentare

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  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Vor genau zehn Jahren haben wir eine der ersten lokalen Solarstromgenossenschaften im Land gegründet.

    Das wichtigste Ziel war, Wendewilligen ohne eigenes Dach oder zu wenig Kapital den Einsatz für Erneuerbare zu ermöglichen.

    • @571 (Profil gelöscht):

      Da stimme ich zu: Angebote mit niedrigen Schwellen, an denen sich Förderer von Erneuerbaren beteiligen können, sind unglaublich wichtig. So kommt etwas in Bewegung, wenn man zeigt, dass es geht.

  • Besonders wichtig für Erneuerbare Energien waren auch die zahlreichen (Bürger-)Genossenschaften. "Nur" Sitzblockaden bringen wenig, wenn nicht im Gegenzug auch sauber (und mit Bürgerbeteiligung) Strom produziert wird.

     

    Ursula Sladek (Stromrebellin und Mitbegründerin des Ökostromversorgers EWS Schönau) antwortete in einem Interview auf die Frage wer die treibende Kraft bei der Energiewende sei: "Das sind ganz klar die Bürger. Sie haben anders als die großen Energieversorger und die Bundesregierung schon viel früher die Zeichen der Zeit erkannt, sich aktiv für eine Energiewende eingesetzt und erste Projekte initiiert."

     

    Zum kompletten Interview: http://www.der-freigeber.de/energiewende-braucht-aktive-buerger/

    • @Jens Brehl:

      Ja, wir Bürger haben mehr Macht als wir glauben! Wenn wir "Normal-Stromkunden" in Scharen zu den vier echten Ökostrom-Anbietern (EWS, Greenpeace Energy, Lichtblick, Naturstrom) wechseln, wird das die Stromversorger-Elefanten gewaltig in ihrem Rüssel jucken. Und jeder, der Ökostrom bezieht, kann leicht zwei, fünf, zehn... Freunde und Bekannte als Neukunden für Ökostrom gewinnen. Worauf warten wir?

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Jens Brehl:

      Auch ein gutes Beispiel liefert die Genossenschaft Greenpeace Energy mit heute etwa 23 000 Mitgliedern. Ganz nebenbei fördert sie durch Verkauf von "proWindgas" die Power-to-Gas-Technologie.