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Kommentar BöhmermannHeiß gelaufen bis zur Epilepsie

Kommentar von Arno Frank

Jan Böhmermann ist weder Lümmel noch Märtyrer. Er ist genau der hyperrechtschaffene Hofnarr, den unsere Republik sich gern hält.

Erdogan, der Freund der Meinungs- und Pressefreiheit Foto: dpa

E in Mann kommt nach Hause, seine Ehefrau liegt im Bett. Im Schrank entdeckt er ihren nackten Liebhaber. Sagt der Mann: „Überall nur Böhmermann, Böhmermann und Böhmermann. Bin ich froh, dass du es bist, Klaus.“

Ein Cartoon, der den Hype auf einen vorläufigen Punkt bringt. Überdruss. Inzwischen wissen wir, dass Debatten, wenn sie sich zu lange im roten Bereich bewegen, ein ähnliches Schicksal erleiden wie Zweitakter: Kolbenfresser, nichts geht mehr. Und im roten Bereich bewegen sich weite Teile der Gesellschaft seit über einer Woche, wenn es um Böhmermann geht.

Ganz gleich, ob wir es eine „Staatsaffäre“ nennen, einen „Skandal“ oder eine „Causa“. Tatsächlich handelt es sich um einen epileptischen Anfall der Öffentlichkeit, der am Freitagnachmittag mit Merkels öffentlicher Ankündigung, dem Verlangen der Türkei nach Strafverfolgung stattzugeben, einen Kulminationspunkt erreichte.

Noch bevor die offizielle Reaktion klar war, herrschte an Wortmeldungen aus mehr oder weniger berufenem Munde kein Mangel: von Steffen Seibert bis Bushido, von Yanis Varoufakis bis Lukas Podolski, von Matthias Döpfner bis Jürgen Todenhöfer, von Feridun Zaimoğlu bis Sophia Thomalla. Je nach Charakter oder Kontostand flochten seine Kollegen dem „Delinquenten“ Lorbeerkränze, sprangen auf das Trittbrett oder beglichen offene Rechnungen. Zeitungen druckten frech das fragliche Schmähgedicht nach oder erklärten salbungsvoll, warum sie davon Abstand nehmen.

Hinz und Kunz promovieren plötzlich zu Kartografen des Komischen und brechen über Nacht auf, die „final frontier“ unserer Medienöffentlichkeit zu erkunden. Wo mögen sie wohl diesmal liegen, die sagenhaften „Grenzen der Satire“? Ist das noch Satire? Ist es Schmähkritik? Oder „Schmähsatire“ (Bernhard Pörksen)? Begleitet wird das kakofonische Meinungsgepolter vom üblichen Hochfrequenzgebrumm in den sozialen Netzwerken. Wobei völlig aus dem Blick gerät, worüber hier gestritten wird.

Die Sottisen passen ins machtpolitische Kalkül

Es geht um – aus dem Zusammenhang der Sendung gerissen und ihrer moderierenden Einbettung beraubt – ein paar Zoten fragwürdiger Qualität. Dabei bleibt auch ein Spiel mit rassistischen (und übrigens auch sexistischen) Stereotypen vor allem – ein Spiel. Zumindest so lange, bis der Betroffene es ernst nimmt. Wer sich den türkischen Präsidenten als osmanische Mimose vorstellt, geht dem Klischee vom ehrpusseligen Orientalen auf den Leim. Erdoğan passten die öffentlich-rechtlichen Sottisen aus Deutschland ins machtpolitische Kalkül. Ihm zugearbeitet zu haben, darf Böhmermann sich rühmen. Auch hierzulande bot sein Fall besonders reaktionären Kräften eine Bühne, um sich darauf als Hüter „westlicher Werte“ zu inszenieren.

Böhmermann ist weder Lümmel noch Märtyrer. Er ist auch nicht der Ingolf Lück seiner Generation. In seinem Intelligenzdünkel gleicht er eher einem Harald Schmidt auf Speed. Die eigene Dauerreflexion seiner Rolle als öffentlich-rechtlicher Moderator ändert aber nichts daran, dass er in seiner eifrigen Hyperrechtschaffenheit genau der Hofnarr ist, den diese Republik sich gerne hält. Er ist „ganz und gar ein Sohn Deutschlands“ (Antonia Baum), das auf diesen Sohn wahnsinnig stolz ist – und umgekehrt.

Für seinen „Varoufake“ bekam Böhmermann 2016 den renommierten Grimme-Preis, mit der Begründung, er habe mit seinem Verwirrspiel „die Medienrepublik in Aufruhr versetzt“ und „die Apparate für ein paar Stunden gestoppt“. Diesmal hat er die Apparate nicht gestoppt, er hat sie heißlaufen lassen. Mit Ansage. Wer von der sprungbereiten Erregungslust vernetzter Gesellschaften durch Nichtigkeiten noch nichts ahnte, der ahnt es jetzt. Danke, Böhmermann.

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Inlandskorrespondent
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33 Kommentare

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  • Könnt ihr euch vorstellen, was es bedeutet für 5 Minuten das Bewußtsein zu verlieren, alle paar Tage immer wieder , unberechenbar.

     

    Das ist EPILEPSIE!

     

    Während dieser Zeit setzt ihr euch im Zug zu einer fremden Person auf den Schoß, oder ihr kriecht während des Schulunterrichts unter einen Tisch und macht merkwürdige Geräusche.

     

    KOMPLEX-FOKALER ANFALL.

     

    Da ist es für meine Tochter als Betroffene und mich als Vater und taz-Leser der ersten Stunde schon sehr befremdlich zu lesen wie Epilepsie zu Zwecken der plakativen Unterhaltung in einer Überschrift vermarktet wird, wo von einer dem kritischen Journalismus verpflichteten Zeitung doch eher Aufklärung erwartet wird?!

     

    Ist euch bekannt, dass in Europa über 3 Millionen Menschen an Epilepsie leiden, alleine in Deutschland etwa 200,000 nicht ausreichend mit Medikamenten behandelbar sind und die sog. "grand-mal" Epilepsie nur eine von über 5 Anfallsformen ist.

    Deswegen verheimlichen viele Betroffene auch in Zeiten der Inklusion noch ihre Erkrankung, damit es ihnen nicht so geht wie meiner Tochter, die bei einem Meditationsretreat im Kloster das Zimmer wechseln musste, weil eine Teamerin nicht Zeugin eines nächtlichen Anfalls werden wollte.

     

    Der Mensch mit einer Behinderung oder chronischen Erkrankung hat auch heute noch oft die A-Karte, muss sich rechtfertigen, verleugnen oder verstecken statt Unterstützung und Mitgefühl zu erfahren.

     

    Die Entschuldigung eines nicht betroffenen taz-Mitarbeiters zeigt guten Willen, doch was sagt der Autor und wie reagiert die community?

     

    Ein fundierter Hintergrundbericht mit den Stimmen Betroffener wäre in unseren Augen ein ex/inklusiver Beitrag der taz, der ihrer würdig ist.

  • Soso... heiß gelaufen durch "Nichtigkeiten" - wie etwa die besagten Freiheiten der Rede und der Kunst?

     

    Sind das für Sie "Nichtigkeiten", Herr Frank?

     

    Tatsächlich trifft Oliver Kalkofe ins Schwarze, wenn er in der von Erdogan inszenierten und der Bundesregierung souflierten Strafrechtsverfolgung einen Angriff auf die Satire sieht. Denn natürlich gehts am Ende gar nicht um das Gedicht oder dessen Wortlaut en detail, es geht um das Bewahren einer Haltung angesichts einer mit Machtfülle ausgestatteten Person, welche diese Macht zu seinem persönlichen Vorteil mißbraucht und Kritiker effektiv um deren Exstenzgrundlage bringt indem er alles "wörtlich" und "persönlich" nimmt, keine "Meta-Ebenen" zulassen will. Intellektuell gesehen ist Erdogan ein "Bauer", ein geistig limitierter Blödmannsgehilfe - oder zumindest spielt er den recht überzeugend. Nur mit dem Nachteil, dass er andere ohne Skrupel vor ein Erschiessungskommando stellen oder in den Tiefen eines mittelalterlichen Kerkers verfaulen lassen kann. Die meisten Blödmannsgehilfen können das nicht.

     

    Sie, Herr Frank, der Sie falsche Analogien bemühen - ob nun aus Trotz oder Eifersucht, sei mal dahingestellt - Sie, der Sie selbst die zutreffende Beschreibung dieses Machtmenschen als Mimose irgendetwas gefühlt "rassistisch Motiviertes" anhaften wollen, Sie selbst reihen sich ein in die Phalanx der "Erdogan-Versteher". Und die reicht immerhin bis zum Ex-AfDler Lucke. Von den reaktionären Kräften müssen Sie sich bei Ihrer Denkweise nicht so verlogen angewidert abwenden, Sie passen da selbst ganz gut rein mit diesem "Kommentar".

     

    Fazit: Unsere Freiheit wird nicht dort enden, Herr Frank, wo Sie "den Witz" nicht mehr verstehen können oder wollen. Oder auch Herr Erdogan.

  • "Wie rassistisch der Ausfall von Böhmermann gewesen ist, kann man leicht daran ermessen, ob man es auch als Satire empfinden würde, wenn Netanjahu mit solchen antisemitischen Klischees besudelt worden waere. Kein moralisch gesunder Mensch kaeme auf die Idee, das dannn Satire zu nennen."

    Richtig - allerdings passiert das doch dauernd. Lesen Sie doch bitte Zeit, Süddeutsche oder Spiegel.

    Aus der Süddeutschen erinnere ich mich an einen Cartoon wo Netanjahu ein Stück Brot mit Gift beträufelt, welches offensichtlich für die darauf wartende Friedenstaube bestimmt ist.

    • @Werner W.:

      Schlimm.

       

      Bestimmt hat Netanjahu Tiere total lieb.

      Und Tauben sicher auch.

      off>

       

      Allerdings, wer mit Meta-Ebenen Schwierigkeiten hat, sollte vielleicht besser keine Cartoons oder (politischen) Witze lesen.

  • Es ist schon bemerkenswert, dass sich kaum jemand mit der Frage beschäftigt, warum Erdoghan so handelt. Er folgt der politischen Strategie, angesichts außenpolitischen Misserfolge und der wackelnden Konjunktur in der Türkei, über den Appell an den türkischen Nationalismus, Loyalität zu organisieren. Sein Motto: Ich bin die Türkei und Ihr seid mein Volk. Dass bei uns Erdoghan nur als durchgedrehter orientalischer Potentat durchgeht, ist eigentlich beleidigender, als jede Unzucht mit Haustieren sein kann.

  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    Despoten setzen sich selbst gerne mit dem von ihm unterdrückten Land gleich, Erol Bulut. Deswegen ist ein Angriff auf Erdogan sofort ein Angriff auf die Türkei.

    Wer einen Witz über Putin macht, setzt gleich ganz Russland herab. Das ist eben genau die Hybris, die solche Tyrannen auszeichnet. Und Sie gehen dem noch auf den Leim.

    Böhmermannn hat eindeutig von Erdogan ua. als Ziegenficker gesprochen nicht von "der" Türkei oder "den" Türken. Obs auch stimmt ? Soll Erdogan vor Gericht doch erst einbmal richtig stellen, dass er kein Ziegenficker ist. Dann sehen wir weiter...

  • @STPH:

    Ein Türke ist Ziegenficker - das ist Rassismus? New-Yorker Psychologen könnte man nicht derart verunglimpfen? Können nur Türken als Ziegenficker beleidigt werden und beleidigt das automatisch alle anderen Türken mit? Beleidigen sich Türken untereinander auch als Ziegenficker? Wäre das auch Rassismus? Hätte das Gedicht mit einem Pinguinficker auch funktioniert?

    • @Stefan Wagner:

      fragt so ein hühnerficker?

      vermutlich: ja.

  • Eine Frage und ein Einwurf.

     

    Erst der Einwurf: Wenn ein Satiriker oder Künstler oder Journalist oder, oder, oder von einem autoritären Despoten oder, oder, oder verklagt wird, dann ist es eine alte und bewährte Taktik, ihn mit 1000 Folgereaktionen weiter zu provozieren. Heute nennt man das Denial-of-Service-Attacke. Den Anspruch besser zu sein als Bömermann oder diesen zu übertrumpfen braucht man dazu nicht. Es ist einfach gelebte Solidarität und deswegen ist es richtig wenn jetzt jeder Hanswurst seinen Senf noch dazu gibt - habe ich auch gemacht.

     

    Wenn's jemanden langweilt: Umschalten, weiterblättern, Ohren auf Durchzug.

     

    Und dann zu den westlichen Werten, die hier distanzierend in Anführungsstriche gesetzt werden, und von denen gesagt wird, dass diese von reaktionären Kräften verteidigt werden. Aha. Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Kunstfreiheit - das sind jetzt reaktionäre Werte und es macht sich verdächtig, wer sich darauf beruft?

     

    Diese Aussage ist in ihrem Stalinismus ja kaum zu überbieten.

     

    Folgt das einer Agenda oder ist es einfach ein Versuch zu Bömermann etwas ganz neues, ganz eigenes beizutragen, also den gleichen, eitlen Pfurz abzusondern wie die eben noch kritisierten Kollegen Trittbrettfahrer?

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    einen wietaus gelungeneren artikel schreibt oliver kalkhofe dazu: http://www.huffingtonpost.de/oliver-kalkofe/boehmermann-skandal-recht-satire_b_9667296.html

  • Was für ein Fest der Pressefreiheit. Ist wie nach Kölln, plötzlich alles voll mit Feministen.

    Aaaaber: Wenn Erdigan jetzt nicht Muslim gewesen wäre, sondern Staatsoberhaupt Israels (und nicht, daß die für Satiriker nicht dann und wann Steilvorlagen liefern würden...) --- wer könnte Böhmermanns Hals dann noch retten?

     

    Es bleibt wie es ist. Meinungsfreiheit gilt für manche, aber nicht für alle Meinungen - und schon gar nicht für jeden.

  • 3G
    3784 (Profil gelöscht)

    „Epileptischer Anfall der Öffentlichkeit, Kartografen des Komischen,

    kakofonische Meinungsgepolter, Hochfrequenzgebrumm, Zoten fragwürdiger Qualität, Intelligenzdünkel, eifrige Hyperrechtschaffenheit, sprungbereite Erregungslust“

     

    Spottdichtungen der feinsten Art, und das, ohne auch nur irgendetwas zu überspitzen. Höchst selten. Ein einziger Genuss.

  • 1G
    1393 (Profil gelöscht)

    Das einzige, was Böhmermann geschafft hat, ist dass Erdogan mal eine Klage führen darf, bei der er im Recht ist. Aus dem Taeter wurde ein Opfer einer Starftat. Das werden unsere Gerichte feststellen müssen, wenn sie kein politisches Urteil zugunsten des Mobs faellen wllen, welches das mit rassistischen Beleidigungen geschmückte Schmaehen von Türken als Satire wahrnimmt. Wie rassistisch der Ausfall von Böhmermann gewesen ist, kann man leicht daran ermessen, ob man es auch als Satire empfinden würde, wenn Netanjahu mit solchen antisemitischen Klischees besudelt worden waere. Kein moralisch gesunder Mensch kaeme auf die Idee, das dannn Satire zu nennen. Das es bei bei Türken / Moslems keinerlei Hemmungen gibt, solche Hetze gegen Türken/Moslems als Satire zu bezeichnen --Erdogan ist zwar Menschenrechtsverbrecher, aber auch gewaehltes Oberhaupt der Türkei und repraesentant der Türken, die ihn , den als Kinderschaender verleumdeten, gewaehlt haben--.

     

    Und für jene, die geblendet von Gier, Türken/Moslemverunglimpfung als Satire bezeichnet wissen wollen, sei mal darauf hingewiesen, welches Signal zur Moslemverunglimpfung es waere, wenn Jeder hinter seiner Schmaehung "das darf man nicht" augenzwinkerkern könnte.

  • Hat "dieses unser Land" (Helmut K.) bzw. dessen Regierung wirklich nichts besseres zu tun, als sich mit pennälerhaften Schmähungen des Herrn Erdogan zu beschäftigen?

     

    Was ist mit der Eurokrise, den Flüchtlingen, auch in der Ukraine läuft es nicht rund, uswusf...?

     

    Btw: würde Herrn Erdogan auch gern mal beleidigen. Lasse es aber lieber, wird zu teuer. Anders als Böhmermann brauche ich keine solche Werbung .

  • Einen Medienhype, der fraglich schienen ließ, ob unsere Gesellschaft tatsächlich aufgeklärt ist, gab es ganz ohne Internet und Social Medias auch schon um Lady Di.

  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    Der Papst, Vulkansturm, zog gegen Titanic (Sie erinnern sich an die Pipi-Fanta-Soutane ?) zu Felde und knickte gerade noch rechtzeitig ein, als es darum ging, sich mit den Satirikern vor dem Hamburger Landgericht in einer mündlichen Verhandlung über Satire, die Grenzen der Presse- und Kunstfreiheit zu streiten. Die allzeit bereiten Titanic-Redakteure waren darob tieftraurig. Sie wussten warum.

    Erdogan war unfähig die Falle zu erkennen, die ihm gestellt wurde und in die er prompt reintappte.

    Er ist schon jetzt der sichere und aufs peinlichste blamierte Verlierer dieser Geschichte. Und es wird noch schlimmer für ihn kommen. Zu Recht. Despoten wie er verstehen die Grautöne nicht, sie haben keine Bodenhaftung, kein Fingerspitzengefühl und mangels Humor und Selbstkritik begreifen sie nicht einmal wie lächerlich sie auf ihr Publikum wirken.

    Juristisch wird er verlieren, schon weil Erdogan hier keine willfährige Justiz zur Seite steht.

    Er wird lernen müssen, was es heisst, zu verlieren.

    Fazit: Erdogan verliert alle Zivilklagen. Böhmermann wird in allen Instanzen freigesprochen. Die satirischen Angriffe gegen Erdogan werden stärker, auch in der Türkei, denn gleichgeschaltet sind die Menschen dort ja gerade nicht.

    An Böhmermanns Stelle würde ich Erdogan erst einmal als Zeugen laden, damit er vor Gericht - zur Gaudi der Weltöffentlichkeit - die Sache mit dem Ziegenfick richtig stellen kann ...

  • Nun also der geschätzte Arno Frank.

    Dreht auf - daß die Kolben klingeln &

    Kreiert - Überraschung - den Hofnarr

    Der Republik. Darunter is nich. na & Originell ist das ja nun och nich soo besonders - wa! Aber -

    Dit mit dem Zweitakter auf speed¿

    Das üben wir noch was - odr¿!

    Der Messerschmitt Kabinenroller -

    vulgo - Das kastrierte Flugzeug -

    Hatte 4 Vor- & 4 Rückwärtsgänge!

    Des Rätsels Lösung?

    Zweitakter können - Rückwärtslaufen!

    So in der Richtung - Hebel umlegen! &

    Pröööt!

    Und gut ist!¡;)

     

    kurz - "…Erdoğan passten die öffentlich-rechtlichen Sottisen aus Deutschland ins machtpolitische Kalkül.…" - sorry - wie zuvor die Einbestellungen wg Prozeßbeobachtungen in der Türkei unmißverständlich schon gezeigt hatten!

    Stimmt - aber der Rest?

  • es stimmt, Böhmermann "hilft" mit seiner Aktion niemandem in der Türkei, aber das ist auch nicht seine Aufgabe (vll passt er sogar "ins machtpolitische Kalkül" Erdogans, doch das ist weder seine Schuld noch sein Problem). Aber: Die Aktion, so infantil sie in ihrer Anlage sein mag, hat doch den Finger auf die Probleme mit der so gerne auch mal arrogant hochgehaltenen Kunstfreiheit in Deutschland gelegt. Gleichzeitig rückt es die sich anbahnende Konstellation zwischen Deutschland und der Türkei in der Folge des Flüchtlingsabkommens in den Blick und die Bereitschaft Erdogans in die Belange anderer Länder hinein zu regieren & stellt die Frage in wie weit das hierzulande zugelassen wird. War das beabsichtigt? In das machtpolitische Kalkül der Deutschen Regierung passt das gerade nicht!

  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    Ach Erdogan ist keine osmanische Mimose ? Und warum gibt es dann fast 2000 von ihm eingeleitete Strafverfahren wegen Beleidigung ? Unter anderem gegen den Oppositionsführer, gegen Kritiker aller Art, gegen Journalisten ? Erdogan hat jedes Maß und jede Mitte verloren, er ist ein größenwahnsinniger Despot, der jegliche Kritik gegen sich als Majestätsbeleidigung auffasst und staatliche Instanzen für seine persönlichen Rachefeldzüge mißbraucht. Notfalls werden ganze Zeoitungsredaktionen unter Kuratel gestellt auf dass sie nur gutes berichten vom göttlichen Führer. In seiner abgrundtiefen Impertinenz meint er seine Massstäbe auf andere Länder übertragen zu können und damit durchzukommen. Botmäßige Politiker wie unsere Kanzlerin und Kommentatoren wie Arno Frank bestärken ihn darin. Wollen wir hoffen, dass wenigstens unsere Gerichte Herrn Erdogan auf den Boden (unserer) Tatsachen zurückholen.

    • @60440 (Profil gelöscht):

      Böhmermann lieferte eine Steilvorlage für Erdogan, der gegenüber dem türkischen Publikum damit seine exzessiven Beleidigungsklagen rechtfertigen kann.. Egal, wie die Gerichte entscheiden, bleibt in jedem Fall Erdogan der Sieger.

      Bleibt die exzessive Aneinanderreihung von unterirdischen Schmähungen wie "Ziegenficker" straffrei, dann kann Erdogan dem türkischen Publlikum triumphierend mitteilen, wie viel besser die Würde des Menschen in der Türkei geschützt wird und wie moralisch verdorben der Westen ist.

      Wird Böhmermann für seinen irrwitzigen Versuch, ausgerechnet gegenüber der osmanischen Mimose nachzuweisen, dass selbst in Deutschland Satire ihre Grenzen hat, bestraft, dann fühlt sich Erdogan erst recht bestätigt und wird fleißig immer weiter klagen. Böhmerwalds undurchdachte Primitiv-Satire hilft massiv Erdogan und dient ansonsten nur der Profilierungssucht von Böhmerwald selber.

  • "Erdoğan passten die öffentlich-rechtlichen Sottisen aus Deutschland ins machtpolitische Kalkül."

     

    Da halte ich ihn für maßlos überschätzt. Denn den Botschafter wegen extra3 hatte er einbestellt jenseits aller Öffentlichkeit. Der hat wirklich einfach gedacht: Das ist ein Staatssender, da wird die bundesdeutsche Politik das Ding recht geräuschlos vom Sender nehmen.

     

    Vom Feuerwerk, das Böhmermann abgebrannt hatte in der Sendung, scheint der Autor wiederum recht wenig mitbekommen zu haben. Alleine der Angriff auf Erdogans Apparat: Wie kommt es, daß man nichts anderes zu tun hat, als Erdogan so ein belangloses wie harmloses wie unwichtiges wie unbeachtetes Filmchen, offensichtlich auf türkisch übersetzt auch noch, hat zukommen lassen? Und bei der umfänglichen Rechtsbelehrung, die hier geliefert wird: Erdogan wird doch nicht so schlecht beraten sein, auch noch über dieses Stöckchen zu springen?

  • HEISSGELAUFEN ???

     

    „Frühling für Frauke“. Jan B. kann singen. Auch alles andere stimmt. Man kann ihm nicht vorwerfen, dass er nur billig kann. Warum dann dieses Gedicht? Ich versuche eine Spekulation. Die setzt ein in den Siebzigern. Die Kritik Pasolinis an der Verfasstheit der italienischen Gesellschaft, die eine lebendige bäuerliche Kultur zerstörte zugunsten des Konsumismus. Am Ende dieser Spirale steht bei Pasolini dann „Salò“. Ein radikales Endspiel, nachdem nur noch der Abstecher nach Ostia bleibt, mit dem Stricher.

     

    Ich erinnere mich an mein 9/11. Das war 1973, in Chile. Als ein demokratisch gewähltes Staatsoberhaupt gestürzt wurde, auch mit Hilfe der CIA.

     

    Schuldeten wir Allende nicht Respekt?

     

    General Franco. Legion Condor. Die Garotte. Respekt?

     

    Respekt ist nicht an einen Titel gebunden. Auch wenn dieser Titel „Staatsoberhaupt“ lautet. Das führt uns zu R. E.

     

    Gegen ihn sind Frauke und Beatrice BDM-Mädels, die nur davon träumen können, was R. E. in seinem Leben bisher schon erreicht hat. Denn bei ihm gibt es so gut wie keine Lügenpresse mehr. Unter anderem.

     

    Nun stelle ich mir Jan B. vor. Er hat vielleicht ähnliche Überlegungen angestellt wie PPP. Ein radikales Endspiel wäre zu viel der Ehre. ‚Comedian Harmonists’ zu illustrativ für eine absolute Macht, die sich selbst genug ist.

     

    Er hat den Palast vor Augen, die Thronstühle, auf denen Angela Merkel und R. E. sitzen. Das Geld, das floss für den provisorischen Grenzzaun. Und dann zieht er seinen Füller und schreibt ein Gedicht. Das einzige, das er für angemessen hält, für die Spiegelung dieser Monströsität. Die Folgen sind bekannt. Vielleicht hatte er keine Oma, die ihm sagen konnte: das macht man einfach nicht. Wenn wir uns R. E. anschauen, verdiente er Respekt, angesichts seines Lebenswerkes?

     

    Wenn Jan B. in den Knast gehen sollte, werde ich ihm wie Uli Hoeneß zurufen: Komm wieder, Junge.

     

    Zugegeben. PPP, das war ein Heavy Weight Champion. Aber die Spirale des Denkens war wahrscheinlich die gleiche.

    • @higonefive:

      Meine Erklärung ist viel simpler. Sie kommt ganz ohne "Heavy Weight Chamion" aus und geht in etwa so: Es war schon fast alles gesagt über den Egomanen Erdogan aus Sicht des „Harald Schmidt auf Speed“. Und zwar von „Hinz und Kunz“ und überhaupt fast jedem, der sich interessiert. Böhmermann wäre allerdings nicht Böhmermann, würde er nicht auf all das noch einen obendrauf setzen wollen. Von da an ging es nicht mehr um Qualität, Rechtschaffenheit oder Politik. Es ging nur noch um eines: die Alleinstellung.

       

      Dieser "Hofnarr", dieser "Sohn [West-]Deutschlands" scheint mir, ist seinem "König" zum Verwechseln ähnlich. Nur, dass seine Krone nicht aus Gold ist, sondern aus Papier. Er wollte ja nur spielen...

      • @mowgli:

        Sie vergessen: Frauke und Beatrice bekamen ja den "Frühling". Er kann eben auch anders. Und man musste einiges verbinden: edukativ mit Metaebene Herrn Erdogan zeigen, was Satire darf und was nicht, und dabei noch seine Monströsität spiegeln. Und dadurch hintenrum zeigen, mit wem Frau Merkel sich eigentlich abgibt und Geschäfte macht. und jetzt mal eins, das ich so noch nicht gesehen habe, in der ganzen Diskussion. Wo war der redaktuer der quercliest, wenn es keine Oma gab? Hat Herr Böhmermann ein Taschenstudio? war es live? gibtes da nicht auch einen Aufnahmeleiter, Regisseur, der auf die Notbremse drücken kann? Ist der Text im Vorfeld wirklich nicht gecheckt worden? Also: man sollte mal die Umstände klären, unter denen so etwas versendet werden kann. Jan Böhmermann war ganz bestimmt nicht allein.Und spätestens da wird es bigott.

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Ein ganz farbig geschriebener Artikel.

    Aber Böhmermann wollte weder Hofnarr sein, noch die Regierung aufmischen oder ein bevorstehendes Justizproblem bewirken.

    Es treffen ein sehr an die Grenzen gehendes Satirestück mit einer unbeholfenen und falschen Entscheidung der Kanzlerin und natürlich einem arroganten und aber auch in guter Machtposition befindlichen Erdogan und sehr auf der Kippe stehende Entscheidungen zwischen EU und Türkei und der Verpflichtung gegenüber den Syrienflüchtlingen aufeinander, die nicht Böhmermann anzulasten sind, sondern nur aufdecken, was für faule und unmenschliche Deals gemacht wurden.

    • @4932 (Profil gelöscht):

      Die Folgen dieses faulen Deals tragen allein die Flüchtenden, und Herr Böhmermann ist daran beteiligt, indem er auf beiden Seiten alte Klischees aufleben läßt. Insofern schadet er vor allem auch regierungskritischen Türken, spez. Journalisten.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Jedermann kennt jetzt Böhmermann.

    Ist ja für sich allein auch schon was.

  • Danke wofür denn nun? Ich seh nur einen dummen Beitrag zum Nihilismus der Massen. Zu bemüht jedenfalls um politisch zu sein der Typ.

  • [...] Beitrag entfernt. Bitte diskutieren Sie sachlich.

    • @Dorian Müller:

      Ehrlich gesagt geht es mir auf den Nerv immer wieder was über den Böhmermann zu lesen. Ja es ist Satire / Nein es wird ein Straftatbestand begangen. Man man als wen wir nicht deutlich wichtigere Dinge zu klären haben als solch eine Kinderka...,

       

      sorry aber, irgendwann wird tierisch übertrieben

  • Arno Frank: "Ihm zugearbeitet zu haben, darf Böhmermann sich rühmen."

     

    Ist die nächste Schlussfolgerung, Böhmermann habe die Menschenrechtsverletzungen in der Türkei zu verantworten? Wird Erdogan möglicherweise durch Böhmermann gezwungen, Menschenrechtsverletzungen zu begehen?

     

    Erdogan wird die Flüchtlinge als Druckmittel verwenden, wenn es ihm passt und ausschließlich deshalb, weil er(!) das mit seinem Menschenrechtsverständnis für vereinbar hält. Wie ist ein Mensch zu bewerten, dessen Umsetzung der Menschenrechte von den gerechtfertigten/ungerechtfertigten Äußerungen eines Komikers abhängen.

     

    Sie betreiben Verantwortungsumkehr.

  • Böhmermann hat mit einem höchst unappetitlichen Gedicht, dass sich an der Grenze zum Rassismus bewegt (ein Türke ist „Ziegenficker...“) den recht guten clip in extra3 in den Schatten gestellt, hat Erdogan nun doch noch die Möglichkeit gegeben, zu intervenieren (welch Triumph: Gegen „Erdowie,Erdowo..." hätte das nicht geklappt) und zwingt mich und die halbe Republik dazu, sich mit ihm und seinem Sch...-gedicht zu solidarisieren (wegen der Presse- und Satirefreiheit). Ich wünsche ihm nicht, dass er verurteilt wird, dass er sich aber vor der Justiz verantworten muss, ist ganz allein sein Ding. Und dass sich die Kanzlerin, anders als der Türkische Ministerpräsident nicht in die Justiz einmischt, geht auch in Ordnung, v.a., wenn sie das zum Anlass nimmt, unsinnige Paragraphen infrage zu stellen und möglicherweise streichen zu lassen.

    • @stph:

      Bin voll Ihrer Meinung !