Kommentar Berater-Affäre: Kräftiges Geschmäckle
Gibt es ein „Buddy-System“ im Verteidigungsministerium? Die Verantwortlichen müssen dazu intensiv befragt werden.
Von der Performance ihrer Staatssekretärin könnte abhängen, wie lange die Ministerin ihr Amt behält Foto: dpa
War es Angst, die Kontrolle zu verlieren, oder einfach nur Arroganz? Was auch immer Katrin Suder dazu bewogen hat, dem Verteidigungsausschuss des Bundestags nicht persönlich Rede und Antwort stehen, sondern nur schriftlich kommunizieren zu wollen – gut beraten ist sie damit nicht. Denn mit ihrer Verweigerungshaltung hat die frühere Rüstungsstaatssekretärin FDP, Grüne und Linkspartei geradezu genötigt, sich jetzt auf die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Berateraffäre zu verständigen.
Der U-Ausschuss bietet der Bundestagsopposition die einzige Möglichkeit, die ehemalige McKinsey-Beraterin zu zwingen, sich doch noch ihren Fragen zu stellen. Und Fragen gibt es viele. Die entscheidende ist: Gab es ein „Buddy-System“ im Verteidigungsministerium?
Nach den Berichten des Bundesrechnungshofes steht immerhin fest, dass in großem Maßstab Beratungs- und Unterstützungsleistungen freihändig vergeben wurden. Dabei wurde vielfach das Vier-Augen-Prinzip nicht eingehalten. Dass Aufträge ohne Zielmarke, ohne Zeitvorgabe oder Controlling vergeben wurden, ist mittlerweile ebenfalls weitgehend unstrittig.
Klüngelei nicht so einfach nachzuweisen
Das ist zwar alles ärgerlich, wirklich brisant sind allerdings die Hinweise in den Rechnungshofberichten auf mögliche informelle Netzwerke. Wurden gewogenen externen Beratern gezielt Aufträge zugeschanzt? Der Nachweis der Vetternwirtschaft, falls es sie gab, wird allerdings nicht leicht zu führen sein.
Wenn beispielsweise ein früherer McKinsey-Kollege Suders, der zufällig auch noch Duzfreund des zuständigen Abteilungsleiters ist, millionenschwere Aufträge an Land zieht, hat das zwar ein kräftiges Geschmäckle. Aber wenn eine andere Firma vorgeschaltet war, er also nicht direkt zum Zuge kam, sondern nur als Subunternehmer, wird’s komplizierter. Umso sinnvoller ist es, Katrin Suder intensiv dazu zu befragen. Auf ihren Auftritt vor dem U-Ausschuss dürfte auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen gespannt sein, könnte doch davon abhängen, wie lange sie noch im Amt bleibt.
Kommentar Berater-Affäre: Kräftiges Geschmäckle
Gibt es ein „Buddy-System“ im Verteidigungsministerium? Die Verantwortlichen müssen dazu intensiv befragt werden.
Von der Performance ihrer Staatssekretärin könnte abhängen, wie lange die Ministerin ihr Amt behält Foto: dpa
War es Angst, die Kontrolle zu verlieren, oder einfach nur Arroganz? Was auch immer Katrin Suder dazu bewogen hat, dem Verteidigungsausschuss des Bundestags nicht persönlich Rede und Antwort stehen, sondern nur schriftlich kommunizieren zu wollen – gut beraten ist sie damit nicht. Denn mit ihrer Verweigerungshaltung hat die frühere Rüstungsstaatssekretärin FDP, Grüne und Linkspartei geradezu genötigt, sich jetzt auf die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Berateraffäre zu verständigen.
Der U-Ausschuss bietet der Bundestagsopposition die einzige Möglichkeit, die ehemalige McKinsey-Beraterin zu zwingen, sich doch noch ihren Fragen zu stellen. Und Fragen gibt es viele. Die entscheidende ist: Gab es ein „Buddy-System“ im Verteidigungsministerium?
Nach den Berichten des Bundesrechnungshofes steht immerhin fest, dass in großem Maßstab Beratungs- und Unterstützungsleistungen freihändig vergeben wurden. Dabei wurde vielfach das Vier-Augen-Prinzip nicht eingehalten. Dass Aufträge ohne Zielmarke, ohne Zeitvorgabe oder Controlling vergeben wurden, ist mittlerweile ebenfalls weitgehend unstrittig.
Klüngelei nicht so einfach nachzuweisen
Das ist zwar alles ärgerlich, wirklich brisant sind allerdings die Hinweise in den Rechnungshofberichten auf mögliche informelle Netzwerke. Wurden gewogenen externen Beratern gezielt Aufträge zugeschanzt? Der Nachweis der Vetternwirtschaft, falls es sie gab, wird allerdings nicht leicht zu führen sein.
Wenn beispielsweise ein früherer McKinsey-Kollege Suders, der zufällig auch noch Duzfreund des zuständigen Abteilungsleiters ist, millionenschwere Aufträge an Land zieht, hat das zwar ein kräftiges Geschmäckle. Aber wenn eine andere Firma vorgeschaltet war, er also nicht direkt zum Zuge kam, sondern nur als Subunternehmer, wird’s komplizierter. Umso sinnvoller ist es, Katrin Suder intensiv dazu zu befragen. Auf ihren Auftritt vor dem U-Ausschuss dürfte auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen gespannt sein, könnte doch davon abhängen, wie lange sie noch im Amt bleibt.
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Kommentar von
Pascal Beucker
Inlandsredakteur
Jahrgang 1966. Arbeitet seit 2014 als Redakteur im Inlandsressort und gehört dem Parlamentsbüro der taz an. Zuvor fünfzehn Jahre taz-Korrespondent in Nordrhein-Westfalen. Seit 2018 im Vorstand der taz-Genossenschaft. Sein neues Buch "Pazifismus - ein Irrweg?" ist gerade im Kohlhammer Verlag erschienen.
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