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Kommentar Bannons Aus unter TrumpFalsches Kalkül

Kommentar von Stefan Schaaf

Bannon hat seinen Abgang selbst inszeniert. Ziviler und rationaler wird das Weiße Haus damit nicht. Denn Trumps größtes Problem bleibt: er selbst.

Stephen Bannon hat sich verrechnet Foto: ap

S tephen Bannon hat sich diesmal wohl verrechnet: Sein Einfluss auf die Politik der US-Regierung wird nie mehr so groß sein wie zu der Zeit, als er noch im Büro des Chefstrategen des Weißen Hauses saß. Dieses war, so beschrieben es amerikanische Medien, die Kommandobrücke für den ultrarechten Flügel der Trump-Regierung.

Bannon ist überzeugt, von außen effektiver für seine Spielart des ökonomischen Populismus streiten zu können. Doch wie soll das gehen, wenn Entscheidungen im inneren Machtzirkel ohne ihn diskutiert werden, wenn er die berühmte Checkliste auf der Wandtafel in seinem Büro nicht länger aktualisieren kann? Trump ist zwar ein Fan der Internetplattform Breitbart, zu der Bannon jetzt zurückkehrt, aber sie ist nur ein Medium neben anderen. Der „Krieg“, den Bannon von dort aus führen will, wird vielleicht nur ein Sturm im Wasserglas.

Bannon sieht sich als Gralshüter der populistischen Trump-Revolution, die seiner Ansicht nach von vielen wichtigen Beratern im Weißen Haus nicht mitgetragen wird. Er inszenierte sich gern als Störenfried, der andere vor den Kopf stößt. Aber er musste wissen, dass er den Bogen überspannte und seine Entlassung provozierte, als er dem liberalen Blatt American Prospect unabgesprochen ein Interview gab und darin Trumps Politik kritisierte. Kommunikationschef Anthony Scaramucci hatte die gleiche Sünde begangen. Bannon hat seinen Abgang nicht nur intern angekündigt, sondern, das ist klar, selbst inszeniert.

Wird das Weiße Haus ohne ihn nun ein zivilerer, rationalerer Ort? Wohl kaum. Zum einen steht Trump jetzt ohne seinen politischen Strategen da. Zum anderen bleibt sein größtes Problem bestehen: er selbst. Impulsiv, narzisstisch, faktenresistent folgt er seinen Eingebungen. Die Republikaner, die ihn vor einem Jahr zu ihrem Kandidaten machten, bekommen immer mehr Angst, dass die Kongresswahlen im November 2018 ein Desaster werden.

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4 Kommentare

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  • Ein Desaster fürchten die Republikaner? So so. Bisher gingen alle Wahlen nach Trumps Amtsantritt zugunsten der Republikaner aus. Trotz aller medialen Aufstände.

    • @Frank Erlangen:

      Etwas mehr Sachkenntnis hilft ungemein beim Versuch mit zu diskutieren.

       

      Die im Artikel angesprochenen Mid-Term-Elections haben bislang immer bei der regierenden Partei zu Einbußen oder gar Einbrüchen geführt.

       

      Die seit der Inauguration von Trump auf lokaler oder Repräsentantenhausebene stattgefundenen Nachwahlen haben Rückgänge bei der GOP von 4 bis 15 Prozent gezeigt. Dass sich das nicht in Mandatsverlusten widerspiegelt lag daran, dass es stets Hochburgen der Republikaner waren. Entscheidend ist der über alle Wahlen deutliche Trend, der wenn hochgerechnet auf das gesamte Land, auf das gesamte Repräsentantenhaus mit vielen Swing-Stimmbezirken ein Bild ergibt, dass die Mehrheit der GOP im November 2018 im Repräsentantenhaus ganz klar auf der Kippe steht. Im Senat reichen 3 Senatorenverluste und Trumps Mehrheit ist dort auch Geschichte.

      • @Tom Zwanziger:

        Trump hat keine Mehrheit. Die US-Angeordneten kennen keinen Fraktionszwang, daher hat er bekanntlich kaum was durchbekommen bisher.

         

        Bei uns wird ja alles durchgewunken, was das Kabinett, resp. der/die Bundeskanzler/in will.

        Wo hier die Trennung zwischen Legislative und Exekutive sein soll, dürfen Sie entscheiden.