Kommentar BVG-Streik: Gut, dass die nicht auch S-Bahn fahren
Ein ganztägiger Ausstand auf allen Linien trotz Berlinale, Bundesliga und S-Bahn-Baustellen hat mit kleineren Nadelstichen nichts zu tun.
W enn es noch eines Arguments bedurft hätte, dass die BVG nicht zusätzlich den S-Bahn-Betrieb übernehmen sollte, wäre dieses nun da: mit dem sogenannten Warnstreik der BVG-Mitarbeiter, der sich kaum von einem echten Streik unterscheidet. Denn würden Fahrer von U-Bahnen, Bussen, Trams und S-Bahnen in einem Unternehmen gemeinsam streiken, wäre das Chaos nicht nur groß, sondern perfekt. Alles in einer Hand kann manchmal gut sein - hier definitiv nicht.
Mit dem alten Slogan "Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will" könnte man das auch anders sehen. Allerdings: Wenn schon der S-Bahn-Betrieb in Berlin neu organisiert wird, sollten die Probleme gelöst werden und nicht noch vergrößert. Der vermeintliche Warnstreik stützt daher all jene, die sich wie der Senat für eine Ausschreibung des S-Bahn-Betriebs einsetzen.
Das ist kein Warnstreik
Das soll nun nicht am Streikrecht rütteln. Bei der Gewerkschaft Ver.di läuft das programmierte 15-stündige Chaos am Samstag offiziell unter dem Titel "Warnstreik". Diese aber, so die bisher gängige Meinung, sollten wie Nadelstiche wirken. Sollten vor Augen führen - wortwörtlich davor warnen -, wozu die Mitarbeiter bereit sind, wenn man ihre Forderungen nicht erfüllt.
Ein ganztägiger Ausstand auf allen Linien, trotz Berlinale, ausverkauftem Olympiastadion und S-Bahn-Baustellen, hat mit kleineren Nadelstichen aber nichts zu tun. Der Fahrgastverband Igeb hat dafür den richtigen Begriff gefunden: "Unverantwortlich".
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