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Kommentar AtommüllWas beim Ausstieg übrig bleibt

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Die Uranfabrik Gronau wird auch, nachdem der letzte Reaktor vom Netz gegangen sein wird, Atommüll erzeugen. Sie muss stillgelegt werden.

Urananreicherungsanlage im nordrhein-westfälischen Gronau. Bild: dpa

D ass das Bundesumweltministerium in seiner Planung nun endlich alle nuklearen Abfälle berücksichtigt, ist zu begrüßen. Schließlich ist eine ehrliche Inventur die Voraussetzung für eine seriöse Lösung dieses Langzeitproblems. Doch damit ist es nicht getan.

Ein Teil der zusätzlichen Abfälle stammt aus dem havarierten Endlager Asse – und beruht damit auf Fehlern der Vergangenheit, die heute nur noch mühsam gelöst, aber nicht mehr verhindert werden können. Doch eine beachtliche Menge des neuen Mülls soll erst noch in der Zukunft entstehen – und das lässt sich noch ändern, wenn der politische Wille vorhanden ist.

Es geht um die Urananreicherungsanlage im nordrhein-westfälischen Gronau. Dort werden Brennstäbe für Atomkraftwerke in aller Welt hergestellt. Und daran soll sich, wenn es nach dem Unternehmen geht, auch nichts ändern, nachdem der letzte deutsche Reaktor im Jahr 2022 endlich vom Netz gegangen sein wird.

Das ist reichlich absurd. Deutschland steigt unter anderem aus der Atomkraft aus, weil der dabei entstehende strahlende Müll ein großes Risiko ist. Das zeigt sich nicht nur in der Asse. Auch in den bestehenden Zwischenlagern sind jüngsten Berichten zufolge viele Fässer undicht.

Wenn nun auch die Bundesregierung einräumt, dass die Reststoffe der Uranfabrik kein „Wirtschaftsgut“ sind, sondern am Ende wohl als Atommüll entsorgt werden müssen, dann muss auch diese Produktion beendet werden – selbst wenn dabei Schadenersatzforderungen an den Betreiber drohen.

Zudem muss sich die Politik der Frage stellen, wo der zusätzliche Atommüll denn bleiben soll. In den Schacht Konrad, das geplante Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Abfall, passt er weder vom Volumen noch von der Zusammensetzung her. Und bei der neu begonnenen Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Müll spielen die neuen Erkenntnisse bisher keine Rolle – was wenig sinnvoll erscheint.

In der Öffentlichkeit hat das Interesse am Atomthema deutlich nachgelassen, seit der Ausstieg in Deutschland beschlossene Sache ist. Die jüngsten Erkenntnisse zeigen, dass das voreilig ist: Die Hinterlassenschaften dieser nuklearen Technik werden noch jahrzehntelang die volle Aufmerksamkeit erfordern.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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1 Kommentar

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  • Angesichts der Probleme, die vom angefallenen und noch anfallenden Atommüll ausgehen, kann man eigentlich nicht davon sprechen, dass das Interesse am Atomthema nachgelassen hätte. Es findet allerdings eine Verschiebung statt. Die Betreiber nutzen derzeit verstärkt alle sich bietenden Möglichkeiten, sich aus ihrer Verantwortung zu schleichen und gleichzeitig wächst damit der Druck auf Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, endlich Lösungen zu finden. Der Druck von der Straße ruht derzeit zwar, aber daraus sollte man keinesfalls schließen, dass das Thema in der Bevölkerung erledigt sei. Die Verdrängungs- und Beschwichtigungspolitik der vergangenen Jahre hat einen gewaltigen Handlungsstau verursacht, der in Bund und Ländern nicht ohne Auswirkungen bleiben kann. Das Thema könnte bei den anstehenden Wahlen auch wieder eine zentrale Rolle spielen.