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Kommentar Antisemitismus in FrankreichGradmesser der Freiheit

Rudolf Balmer
Kommentar von Rudolf Balmer

Französische Juden, die vor zunehmendem Antisemitismus warnten, galten lange als eingebildete Kranke. Frankreich muss sein Selbstverständnis prüfen.

Wegen Schändung gesperrt: Der Zugang zum jüdischen Friedhof in Sarre-Union. Bild: dpa

S eit Jahrhunderten galt die Frage, wie in einem Land die Juden akzeptiert und integriert waren, als Gradmesser der Freiheit und der religiösen Toleranz. Nach allem, was man aus der Geschichte weiß oder wissen sollte, muss der Antisemitismus – und der Rassismus generell – als Symptom einer kranken Gesellschaft betrachtet werden.

Die Diagnose klingt vor allem für Frankreich bedenklich, wo sich die Zahl der antijüdischen Aggressionen im letzten Jahr verdoppelt hat, wie jene der muslimfeindlichen Angriffe übrigens ebenfalls.

Wenn die französischen Juden aber vor dieser signifikanten Zunahme des Antisemitismus gewarnt haben, wurden sie dennoch oft wie eingebildete Kranke betrachtet und behandelt. Und falls sie wegen der aktuellen Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus von der Judenverfolgung während des Zweiten Weltkriegs sprachen, wurden sie oft einer spezifischen Form von Paranoia verdächtigt.

Offensichtlich wollte man die Entstehung neuer Frontlinien nicht wahrhaben, weil sie so gar nicht zum Selbstverständnis der Republik passen.

Irrationale Feindbilder und rassistische Klischees

Trotz alarmierender und dramatischer Ereignisse wurde so der wachsende Antisemitismus in Wirklichkeit unterschätzt. Mit den durch den Nahostkonflikt geschürten Spannungen zwischen Gemeinschaften haben sich irrationale Feindbilder und alte rassistische Klischees so weit verfestigt, dass eine vernünftige Diskussion kaum noch möglich ist.

Viele jüdische Familien hätten noch vor zehn oder zwanzig Jahren niemals gedacht, dass sie sich in ihrem eigenen Land wegen ihres Glaubens oder ihrer Herkunft (wieder) bedroht fühlen würden. Deswegen nach Israel auszuwandern erscheint den meisten aber schon darum nicht als annehmbare Alternative, weil das einer Bankrotterklärung der Republik und einem Sieg der Antisemiten gleichkäme.

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Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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4 Kommentare

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  • Nicht jede Schlägerei ist eine Anti-jüdische Verschwörung. Dass die Juden in Frankreich einen schwierigeren Stand haben ist primär der Tatsache geschuldet, dass die Algerier sich besser integriert haben. Ganz zu schweigen von einem 10:1 Verhältnis. Algerische Immigraten von Zinedine Zidane bis zur Erziehungsministerin stehen hoch im Kurs im Franz. Werte System.

    Algerische Händler gehören zum regulären Umfeld einer Franz. Gemeinde von Süd - Nord.

  • Der Autor umschifft elegant die Ursachen des wachsenden Antisemitismus. Es sind weniger Rechtsextremisten als Muslimische Migranten, die für diese Taten verantwortlich sind. Der antisemitische Komiker Dieudonné und seine Quenelle sind unübersehbare und deutliche Symptome dessen.

    • @Nase Weis:

      Korrigieren Sie mich, aber soweit ich weiss, sind es vor allem in Frankreich geborene Muslime, von denen dieser Antisemitismus ausgeht.

      • @Christian:

        Und welchen Schluß ziehen Sie aus dieser Vermutung?