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Kommentar Angela Merkels USA-ReiseRisiken und Nebenwirkungen

Anja Maier
Kommentar von Anja Maier

Die Kanzlerin und der amerikanische Präsident könnten verschiedener nicht sein. Ob sie wirklich ins Gespräch kommen, ist sehr fraglich.

Man weiß nie so recht, was drinsteckt Foto: dpa

W enn Angela Merkel am Montagnachmittag mit der Regierungsmaschine gen Washington startet, ist weitgehend unklar, was sie dort erwartet. Natürlich gibt es protokollarische Vorabsprachen zwischen dem Berliner Kanzleramt und dem Weißen Haus. Aber nach allem, was seit dessen Wahlsieg über US-Präsident Donald Trump bekannt geworden ist, können Verabredungen allenfalls als grobe Orientierungspunkte gelten. Wirklich wichtig scheint nur Trumps jeweilige Tagesform.

Hier also die kontrollierte Sachpolitikerin – dort die loose canon. Merkel muss das ein Graus sein. Sie schätzt bekanntlich politische Herausforderungen, aber Trump entzieht sich schon habituell jedem halbwegs vernünftigen Lösungsansatz. Ihm ist zuzutrauen, dass er seiner Inszenierung als radikaler Antipolitiker selbst das über siebzig Jahre sorgsam gehegte Verhältnis zu Deutschland opfert.

Und Merkel? Gefragt, worüber sie mit Trump zu sprechen beabsichtige, hat die Kanzlerin erklärt, sie werde ihn darauf hinweisen, „dass für uns Nationalstaat und Mitgliedschaft in der Europäischen Union zwei Seiten ein und derselben Medaille sind“. Im Klartext: Trump solle gar nicht erst versuchen, einen handelspolitischen Keil zwischen die EU-Mitgliedstaaten zu treiben. Man sieht es direkt vor sich, wie sehr dies den Egomanen im Weißen Haus erschüttern dürfte. Die mannigfachen Streits innerhalb der Gemeinschaft dürften ihn in seiner Selbstgewissheit bestärken.

In Washington treffen also zwei Politikmodelle aufeinander. Das eine zuverlässig tickend wie eine Schweizer Präzisionsuhr, das andere eine Art experimenteller Chemiebaukasten. Kritiker ritualisierter Politik und ihrer verstellten Sprache könnten Gefallen daran finden, stünde nicht gerade so viel auf dem Spiel. Von Freihandel versus „America First“ über die Themen Nato, Flüchtlingspolitik, G 20 bis zum Ukraine-Konflikt wäre jedes Thema einer ernsthaften Erörterung wert. Das Problem heißt Donald Trump.

Die Frage ist, wie damit umgegangen wird – anpasserisch oder selbstbewusst. Merkels Washington-Besuch wird dafür ein wichtiger Test sein. Verletzungen vermeiden und im Gespräch bleiben, mehr darf man derzeit wohl kaum erwarten.

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Anja Maier
Korrespondentin Parlamentsbüro
1965, ist taz-Parlamentsredakteurin. Sie berichtet vor allem über die Unionsparteien und die Bundeskanzlerin.
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2 Kommentare

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  • Wer möchte schon in Muttis Haut stecken, wenn sie womöglich noch allein, mit dem neuen Messias der weißen Herrenrasse an einem Tisch sitzen muss...

  • Ich gehe auch davon aus, dass gar kein Dialog zu stande kommen wird: DT wird wie immer gar nicht wissen oder wissen wollen, dass er mit der Kanzlerin gar nicht über Handelsfragen reden kann, denn dazu ist gottseidank die EU zuständig. Auch wird ihn nicht interessieren, dass er nicht über die Politik andere Länder verfügen kann. Er sollte erst mal versuchen im eigenen Land Politik zu machen, die nicht gleich wieder von der Judikative zurück genommen werden muß, da nicht verfassungskonform, siehe Muslim-Bann. Einfach nur dagegen zu sein wie bei Obama-Care geht halt nicht mehr.

     

    Von daher verschenkte Zeit. Vielleicht hift es wenigstens die teurere Lernkurve des sogenannten Präsidenten zu verbessern..