Kommentar AfDler in Hamburger Schule: Ein Beispiel – kein Experte
Alexander Wolf beklagt den „NS-Schuldkomplex“ und ist Alter Herr einer rechtsextremen Burschenschaft. Er kann kein Gesprächspartner für Schüler*innen sein.
D ie Aussage der Hamburger Schulbehörde zur Einladung des AfD-Fraktionschefs Alexander Wolf sind widersprüchlich. Im Rahmen eines EU-Projektes trat er an einem Gymnasium auf. Der „Welt“ sagte Behördensprecher Peter Albrecht: „Wir würden niemals Vertreter einer Partei als Redner vermitteln.“ Der taz sagte er hingegen: „Jede Schule hat selbstverständlich die Möglichkeit, eine von uns koordinierte Person auch abzulehnen.“ Nicht vermittelt, aber koordiniert? Hier geht es nicht um Wortklauberei. Hier geht es um die Frage, ob extrem Rechte für die Behörde akzeptable Gäste für Schulveranstaltungen sind.
Wolf beklagt den „NS-Schuldkomplex“ und ist ein Alter Herr einer rechtsextremen Burschenschaft. Für die Projektthemen „Menschenrechts- und Demokratiefeindlichkeit“ in der EU oder „Extremismus und dessen Prävention“ kann Wolf kein geeigneter Gesprächspartner sein, sondern nur als Beispiel dienen. Zwar ist er auch Vorsitzender des Europa-Ausschusses der Bürgerschaft. Doch seine Partei will diese EU scheitern lassen.
Gegenüber der taz lässt die Behörde unbeantwortet, inwieweit sie die rechten Verstrickungen von Wolf beim „Koordinieren“ berücksichtigt hat. Stattdessen verweist sie auf die Schulklasse, die sich per Abstimmung für das Gespräch entschieden habe. Das klingt nach Demokratie, riecht aber mehr nach einem Stehlen aus der Verantwortung. Indirekt gibt die Behörde damit zu, Wolf empfohlen zu haben.
Die Schulbehörde muss dringend ihren Umgang mit der AfD klären. Das zeigt auch die Ad-hoc-Aktion nach einer Anfrage der AfD vor wenigen Tagen. Die Behörde ließ Antifa-Aufkleber an einer Schule entfernen, die zu einem Schulprojekt gehörten. Das hat nicht bloß bei Kollegium und Schülerschaft Fragen hinterlassen, inwieweit die Behörde sie vor Angriffen der AfD schützt. Bisher hat sich Bildungssenator Ties Rabe (SPD) nicht vor die Angegriffenen gestellt. Heute ist das AfD-Petzportal Thema in der Bürgerschaft. Hoffentlich kommen dann klare Worte vom rot-grünen Senat. Und Taten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen