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Kommentar 1860 München und MedienÜberall Kontrollwahn

Kommentar von Johannes Kopp

Der Zweitligaverein 1860 München gängelt die Medien. Das ist nur die Spitze des gewöhnlichen Irrsinns im deutschen Profifußball.

Manchmal ist die Presse bei 1860 München gern gesehen. Bei Kritik dann nicht mehr Foto: dpa

E rnst kann diesen Verein schon lange keiner mehr nehmen. Dass 1860 München nun drei Zeitungen ihre Dauerakkreditierungen entzogen hat, scheint vielen nur ein weiterer, inzwischen überflüssiger Beleg für den Irrsinn zu sein, der Besitz von dem Traditionsklub genommen hat.

Seitdem der jordanische Geschäftsmann und launenhafte Milliardär Hasan Abdullah Ismaik die Geschicke des Zweitligisten bestimmt, haben sich die Sechziger im nationalen Unterhaltungsbetrieb Fußball an die Spitze gesetzt. So viele Possen produziert nicht einmal der Hamburger SV.

Als Posse lässt sich aber der jüngste Vorfall nicht abtun. Vielmehr stellen sich die Münchner mit ihrer Zensurmaßnahme an die Spitze einer Bewegung, die seit Jahren an Dominanz gewinnt. Die Klubs nehmen mit ihren vereinsinternen Medienkanälen die Berichterstattung immer mehr selbst in die Hand, weil ihnen die Arbeit der Medien missfällt.

In München erklärte man, aufgrund der Berichterstattung, keine Basis mehr „für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit“ zu sehen. Dass Sportjournalisten bis heute von den Vereinen als Partner betrachtet werden, haben diese sich ob ihrer häufig unkritischen Distanzlosigkeit auch selbst zuzuschreiben.

Dass sie dennoch vermehrt als Störenfriede wahrgenommen werden, hat mit der Verkaufslogik zu tun, nach der die Vereine, die mittlerweile wie Wirtschaftsunternehmen funktionieren, ihr Handeln ausrichten. Das eigene Markenprodukt soll vor den kleinsten Kratzern geschützt werden.

Boulevardreporter werden ebenso wie kritische Journalisten als geschäftsschädigend erachtet. Wirkliche Partner sind lediglich diejenigen, die für TV-Übertragungsrechte sehr viel Geld gezahlt haben und sich davor hüten, das erstandene Produkt zu beschmutzen. Der Versuch, die Presse zu beschränken, zu sanktionieren und zu kontrollieren gehört zum ganz gewöhnlichen Irrsinn im deutschen Profifußball.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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1 Kommentar

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  • und gestern schon wieder verloren,