piwik no script img

Kolumne SchlaglochDer Wille zum Korrektiv

Kolumne
von Hilal Sezgin

NSA und NSU zeigen, wie unangebracht es ist, „unserem“ Staat zu vertrauen. Denn er schützt uns nicht mehr. Es gilt, auf Distanz zu gehen.

Im Schatten: All diese Beamten sind letztlich da, um die Bürger zu schützen. Aber sie schützen uns nicht – Innenminister Friedrich Bild: dpa

N achdem ihm von den USA die Einreise verwehrt wurde, äußerte Ilja Trojanow in einem Interview die bemerkenswerten Sätze: „Ich möchte mit dieser Bundesregierung gar nichts zu tun haben. Sie ist so völlig unsensibel gegenüber Bürgerrechten und Freiheitsrechten. Sie vertritt mich nicht, und deswegen will ich sie auch zu nichts auffordern.“

Das Bemerkenswerte daran ist, dass Trojanow die Bundesregierung nicht nur scharf kritisiert, sondern er wirft die Frage auf, ob sich unsere Regierung nicht vielleicht so weit davon entfernt hat, ihre Verantwortung wahrzunehmen, dass sie auch an Legitimation verloren hat. Zumindest laut diesen Sätzen ist sie gar nicht mehr seine Regierung.

Ich habe in den letzten Monaten Ähnliches gedacht, aber nicht anlässlich des NSA-, sondern des NSU-Skandals. In den letzten zwei Jahren haben wir die größten Ungeheuerlichkeiten über den Umgang unseres Staates mit diesen rechtsextremen Mördern erlebt; im Laufe des Prozesses werden sie nochmals vor aller Augen aufgerollt.

Wir bekommen dabei nicht nur das völlige Versagen der Verfassungsschutzbehörden vorgeführt, sondern auch der Kriminalpolizei, der Staatsanwaltschaften, der Innenministerien etlicher Länder und des Bundes. Der einzelne Kripobeamte hat nach Kräften Hinweise überhört und Zusammenhänge übersehen, so wie der Verfassungsschutzbeamte V-Leute bezahlt und Akten geschreddert hat. Auf jeder Ebene half jeder nach Kräften – nur nicht den Angehörigen der Opfer.

All diese Beamten sind ja letztlich da, um uns, die Bürger, zu schützen. Aber sie schützen uns nicht. Dass diese Erkenntnis bei vielen im Lande anscheinend noch nicht mit voller Wucht angekommen ist, liegt vielleicht daran, dass sie sich relativ sicher fühlen: Schließlich hat die NSU nur „Ausländer“ umgebracht. Auch die im Dresdner Gerichtssaal erstochene Marwa El Sherbini war „von woanders“, und sie trug Kopftuch. Solange ich nicht Kopftuch trage und nicht Marwa, sondern Maria heiße, bin ich sicher – das scheint ein verbreiteter Umkehrschluss.

Das ist erstens eine höchst egoistische Sicht auf die Sache, und zweitens ist sie falsch. Die Kette von NSU-Skandalen betrifft uns alle ebenso wie der Skandal, dass die NSA uns abhört. Denn jeder Einschnitt in die Freiheitsrechte muss durch ein gewaltiges Plus an Sicherheit ausgeglichen werden. Doch dieser Staat erlaubt nahezu alle NSA-Aktivitäten und bietet kaum Anti-NSU-Aktivitäten auf. Das ganze Sicherheitssystem dieses Staates ist völlig aus dem Gleichgewicht, der Staat hält sein Versprechen gegenüber uns BürgerInnen nicht.

Auf der Liste der Verluste

Man sollte sich auch erinnern, dass das Versprechen dieses Schutzes exakt das ist, was das staatliche Gewaltmonopol überhaupt erst begründet: BürgerInnen verpflichten sich, nicht selbst zur Waffe zu greifen, weil die Einhaltung der Gesetze von den staatlichen Justiz- und Exekutivorganen gewährt oder wenigstens ihre Verletzung verfolgt wird. Genau darauf können wir uns aber leider nicht verlassen: dass rassistisch motivierten Gewaltverbrechen auch nur ansatzweise unvoreingenommen, sorgfältig nachgegangen wird. Eher können wir uns darauf verlassen, dass die Täter als V-Männer durch Gelder aus einem Landeshaushalt unterstützt werden.

Ein zweiter legitimatorischer Pfeiler dieser Demokratie hat übrigens ebenfalls an Kraft verloren: Der Sozialstaat, der einen Ausgleich für die Macht der Wirtschaft schaffen soll, ist der achselzuckenden Erkenntnis gewichen, dass sich jeder um seine Rente und die Qualität seiner Gesundheitsversorgung selbst kümmern muss. Zusatzversicherungen sind das Gebot der Stunde. Vielleicht werden bald auch Zusatzversicherungen für die Aufklärung von Gewaltverbrechen angeboten: „Ihr Sohn wurde erschossen, und die Polizei arbeitet nicht ordentlich? Wir übernehmen Ihre Detektivkosten!“

Drittens: Das Wahlrecht, das im besten republikanischen Sinne gewährleisten soll, dass diejenigen, die von den Gesetzen regiert werden, diese auch mitverfassen, ist nach wie vor 6 bis 8 Prozent der hier dauerhaft ansässigen, aber nicht hier geborenen Menschen vorenthalten. Hier ist Demokratie nicht einmal im formalen Sinne voll verwirklicht (von weiteren Problemen wie dem Lobbyismus ganz abgesehen).

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Möglicherweise werden einige Grüne nun nicken und denken: Prima, wir haben ja die Abschaffung des Verfassungsschutzes in unser Programm aufgenommen und immerhin auch das kommunale Ausländerwahlrecht. Aber es geht nicht nur um das, was im Programm steht; es geht auch um die Nähe oder Distanz, die man zu diesem Staat und seinen Institutionen annimmt.

Zugegeben: Es gibt keine perfekte Demokratie; jede real existierende Demokratie ist nur eine Station auf der weiten Skala zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Aber wenn sich die Wirklichkeit eines Staates zu weit von seinem Anspruch entfernt, handelt er sich Legitimationsverluste ein. Und die Bundesrepublik im Jahr 2013 leidet unter deutlichen Legitimationsdefiziten. Wie Trojanow sagt: Diese Regierung – nein, überhaupt viele staatliche Institutionen dürfen gar nicht mehr mit vollem Recht behaupten, unsere Regierungs- und Staatsorgane zu sein.

Vor diesem Hintergrund sollten die Grünen aufhören, mit einer Regierungsbeteiligung zu liebäugeln. Es reicht nicht, sich darauf auszuruhen, was in den eigenen Programmen steht; sondern es geht darum, wie viel Vertrauen man haben darf, dass das bisherige System trotz aller Fehler irgendwie funktioniert. In den letzten Jahren haben sich viele Grüne und Alternative dem Establishment dieses Landes angenähert in der nicht unberechtigten Hoffnung, am Regieren teilzuhaben und auf diesem Wege etwas zu verändern.

Meiner Meinung nach tut momentan weniger der Wunsch zum Mitmachen Not, sondern der Willen zum Korrektiv und eine Opposition, die diese Bezeichnung verdient, sind wichtig. Hinterfragen, enthüllen, herausfordern, stören: Die Zeit des Dazugehörens mag wiederkommen; aber erst einmal ist sie zu Ende.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Hilal Sezgin studierte Philosophie in Frankfurt am Main und arbeitete mehrere Jahre im Feuilleton der Frankfurter Rundschau. Seit 2007 lebt sie als freie Schriftstellerin und Journalistin in der Lüneburger Heide. Zuletzt von ihr in Buchform: „Nichtstun ist keine Lösung. Politische Verantwortung in Zeiten des Umbruchs.“ DuMont Buchverlag 2017.
Mehr zum Thema

42 Kommentare

 / 
  • solange wir nur an kleinen Details dieses Konstruktes, also Staates, rumzudoktern, hat das doch keinen Sinn mehr, das liest und hört man doch täglich. Wenn man mal zusammentragen würde was an miesen Machenschaften in einem Jahr passieren, sieht man doch klar das dieses Konstrukt weder jemals "ein wenig" besser wird, noch sich verändern will (zwingen kann man´s halt nicht). Wenn wir nicht mal anfangen über Grenzen wie parlamentarische Demokratie hinwegzugucken- und denken, wird sich eh nur alles immer weiter super kollegial verteilen (war´n Scherz für Angie). Das sind doch jetzt nach 50 Jahren klare Strukturen die immer! nur eins beinhalten....Kohle, aber nicht Menschen. Wir machen doch alles nur für Kohle, den Sinn hinterfragen wir besser nicht, vielleicht könnte ich ja wenn ich mal Glück habe, selber auch noch dran teilhaben und einsacken.

  • AU
    Andreas Urstadt

    @Rainer B

     

    Merkel sagte, die Bespitzelung von Buergern auf dt Boden ist nicht gedeckt, es kam klar, dass die Grundrechte nicht angetastet werden duerfen, ausser wenn Gerichte hier das anordnen.

     

    Dann kamen diese formalen Anfragen mit Pofalla, an NSA, Friedrich overseas und die Antworten kann man vergessen. Es laeuft DANN eben genauso wie bei der NDR Journalistin die vom VS Niedersachsen bespitzelt wurde. Mit Ihrer Anfrage wurden die Akten geloescht und der VS sagt ganz locker, ne, man habe nicht bespitzelt, Beweise vernichtet. Staatsanwalt dazu: kein persoenlicher Schaden feststellbar. Genauso serviert die NSA die deutsche formale Anfrage ab. Es laeuft genau so und Deutschland kann nichts beweisen. Merkel muss ja auch beweisen, es ist so bescheuert.

    • @Andreas Urstadt:

      Frau Merkel hat schlicht nicht die Wahrheit gesagt. Es gibt mit den Zusatzabkommen zum Nato-Truppenstatut eine rechtliche Grundlage für die Aktivitäten der NSA. Auch das Briefgeheimnis wird darin militärischen Belangen geopfert.

  • AU
    Andreas Urstadt

    ps

     

    aus der Physik ist bekannt, die Beobachtung beeinflusst das Beobachtete und hat in jedem Fall eine Wirkung.

     

    Das laesst sich noch viel gewitzter aufdroeseln ohne dass es in politischen etc Zusammenhaengen bislang uebernommen worden waere. Auch darstellbar.

     

    Der oder die Beobachtete/n sind allein durch die Beobachtung bereits Opfer. Laesst sich richtig weiter ausgerechnet darstellen wie durch eine Waermebildkamera.

     

    Wie sich davor schuetzen (!) sagt schon alles. Die Richtung erwaehnte auch Merkel und damit hat sie Opferstatus anerkannt, politisch anerkannt.

     

    Der Schutz aber wurde nicht formalisiert und liegt so ausserhalb des Politischen. Und deshalb ist es zu wenig.

  • AU
    Andreas Urstadt

    Ich finds weinerlich, wenn erst aus eigener Betroffenheit losgeweint wird.

     

    Es geht um Nachweiserbringung konkreter Taten und es geht um die Nachweiserbringung konkreter Taeter (spaetestens bis zu mgl Verfahren) und es geht um die Nachweiserbringung konkreter Schaedigungen und Schaden.

     

    Deutschlands Souveraenitaet wurde unterlaufen. Die formalen Anfragen dazu gabs in den USA inkl der formalen Antworten und von sowas ist ueberhaupt nichts zu halten. Das bringt nichts. Es kommt die typische Behoerdenkeule, in dem Fall der NSA. Merkels Aeusserungen waren aber weitreichender als Formalien. In der Politik muss aber alles formalisiert werden irgendwann und wofuer s keine Nachweise gibt wird s schwierig.

     

    Dasselbe gilt fuer Psychoterror oder Mobbing usw, es fehlen genau aus den Gruenden die Gesetze.

     

    Will man ein Kontaktverbot gegen die NSA dzrchsetzen bspw braucht man konkrete Beweise und die gibt s nicht. Weitere Behoerdenkeule, da sind Leute ganz wild drauf gegen Leute los zu gehen, die sich beschweren. Die sind viel schlimmer als Merkel. Es braucht einen Opferschutz, der zugunsten des Opfers sofort greift und das auch im Zweifelsfall! Und der muss auch gegen die Spioniererei ausgedehnt werden. Trojanow faengt mit der Fragestellung viel zu spaet an.

    • @Andreas Urstadt:

      Frau Merkel bräuchte der NSA nur die rechtliche Grundlage für ihre Spitzeleien in Deutschland zu entziehen - also die geltenden Zusatzabkommen zum Nato-Truppenstatut den Erfordernissen eines souveränen, bürgerrechtlich ausgerichteten, demokratischen Deutschland anpassen. Es ist unbillig die Beweislast beim Bürger zu verorten. Die Dienste müssen im Zweifel beweisen, dass sie die Grundrechte der Bürger nicht angetastet haben. Aber Merkel denkt gar nicht daran und deshalb ist sie die Wurzel dieses Übels.

  • G
    gast

    Kommt irgendjemand folgender Text bekannt vor? (ohne zu gugeln):

    "In unserem Lande ist die Kommunikation zwischen Staat und Gesellschaft offensichtlich gestört. Belege dafür sind die weitverbreitete Verdrossenheit bis hin zum Rückzug in die private Nische oder zur massenhaften Auswanderung. Fluchtbewegungen diesen Ausmaßes sind anderswo durch Not, Hunger und Gewalt verursacht. Davon kann bei uns keine Rede sein.

    Die gestörte Beziehung zwischen Staat und Gesellschaft lähmt die schöpferischen Potenzen unserer Gesellschaft und behindert die Lösung der anstehenden lokalen und globalen Aufgaben. Wir verzetteln uns in übelgelaunter Passivität und hätten doch Wichtigeres zu tun für unser Leben, unser Land und die Menschheit.

    In Staat und Wirtschaft funktioniert der Interessenausgleich zwischen den Gruppen und Schichten nur mangelhaft. Auch die Kommunikation über die Situation und die Interessenlage ist gehemmt. Im privaten Kreis sagt jeder leichthin, wie seine Diagnose lautet und nennt die ihm wichtigsten Maßnahmen."

     

    Daniela Dahn:"Wir sind der Staat" müsste die Losung heißen. Mit allen Konsequenzen.

  • Dass es dieses Ungleichgewicht im Sicherheitssystem gibt, zeigt auch deutlich der Fall Bodo Ramelow. Der Mann wurde über Jahrzehnte grundlos und rechtswidrig bespitzelt. Anspruch und Wirklichkeit dieses Staates sind weiter voneinander entfernt, als je zuvor. Von einem "Sozialstaat" sollte man nur noch reden, wenn man es für "sozial" hält, dass wenige alles und viele nix besitzen und die wenigen den vielen auch noch vorschreiben wollen, wie und wovon sie gefälligst zu leben haben. Von der taz erwarte ich klare Worte dazu und dieser Kommentar ist immerhin ein Anfang. Einen Mangel an Schönrednern und Systembewahrern um jeden Preis vermag ich nirgends zu erkennen.

    • @Rainer B.:

      Also für "Nix" ist bei hartz4 eine Wohnung plus Heizkosten plus Krankenversicherung plus knapp 400 Euro bar schon ziemlich viel...

      • @Viccy:

        Einspruch! Ein Dach überm Kopf und etwas zu Essen hat nix mit Besitz zu tun. Das ist nacktes Menschenrecht - nicht mehr und nicht weniger.

        • @Rainer B.:

          danke von einem Betroffenen!

        • @Rainer B.:

          "Dach überm Kopf" könnte (!) auch heißen: 5 Leute in ein Jugendherbergszimmer, Gemeinschaftstoilette aufm Flur.

           

          "Essen" könnte heißen: Reiß mit Soße, paar Vitamintabletten mit Soße.

           

          Und die gar nicht mehr erwähnte Krankenversicherung könnte USA heißen.

        • @Rainer B.:

          Das ist doch der Witz: Was hier in Deutschland Menschenrecht ist - und von diesem pöhsen, üblen, ganz gemeine Staat gewährleistet wird - ist für Millionen, wenn nicht Milliarden Menschen auf der Welt allenfalls durch harte Vollzeitarbeit zu erreichen. Wenn überhaupt.

           

          Das ist doch kein "Nix".

          • @Viccy:

            Es ist eine Hauptaufgabe des Staates, zur Verwirklichung der Menschenrechte für alle beizutragen. Für das, was Wohnung und angemessene Ernährung beinhaltet, sind die üblichen lebensnahen Verhältnisse maßgebend und nicht irgendwelche afrikanischen oder indischen Standards. Besitz ist etwas, das erst jenseits der Befriedigung der existenziellen Grundbedürfnisse verwirklicht werden kann.

            • @Rainer B.:

              Nach Afrika oder Indien musst Du gar nicht gehen. Die USA hatte ich bereits genannt. Was da abgeht wegen einer Krankenversicherung, das hast Du mitbekommen, oder? Und im Zusammenhang mit Friedrich ging es um Bulgarien und Rumänien. Nimm noch Tschechien dazu; dort gibt es für Ausländer generell keine Sozialleistungen.

               

              Wenn man immer von einem theoretischen Ideal ausgeht, wie alles sein soll, dann schneidet Deutschland mittelprächtig ab. Wenn man ein bisschen die Augen aufmacht und über den nationalen Tellerrand schaut, wird aber deutlich, dass auf relativ hohem Niveau gejammert wird.

            • @Rainer B.:

              Wenn der deutsche Sozialstaat für Dich eine pure Selbstverständlichkeit ist, sei es drum. Ich persönlich bin dankbar dafür.

              • @Viccy:

                Den Begriff "Sozialstaat" verwende ich nicht - siehe oben. Ein Staat hat definitiv immer soziale Funktionen zu erfüllen, als Selbstzweck ist er sinnlos. Ein Staat, der sich nicht mehr dem Gemeinwohl verpflichtet fühlt und der seine Bürger als Feinde betrachtet, die es auszuspionieren, zu entrechten, zu enteignen und zu gängeln gilt, um sie besser an die Erfordernisse einer "privaten Wirtschaft" anpassen zu können, hat seine Legitimation verloren.

                • @Rainer B.:

                  Ob Du sagst "Sozialstaat", so wie es übrigens auch im Grundgesetz steht oder ob Du sagst, der Staat soll "soziale Funktionen erfüllen": Deutschland macht das besser als die allermeisten anderen Länder auf der Welt.

                   

                  Und dass es trotzdem (!) bösartige oder frustrierte Sachbearbeiter in den Jobcentern gibt, die ihre nicht unerhebliche Macht missbrauchen, um Leute zu schikanieren, stellle ich nicht infrage.

                  • @Viccy:

                    In welchen anderen Ländern haben Sie denn schon gelebt und diesbezügliche Erfahrungen gesammelt, um das beurteilen zu können?

                    • @Rainer B.:

                      Willst Du das ernsthaft leugnen oder von meiner persönlichen Erfahrung abhängig machen - kann ja wohl nicht Dein Ernst sein!

                      • @Viccy:

                        Aber sicher doch! Ansonsten ist das für mich nur nachgeplappertes Propaganda-Zeugs.

              • @Viccy:

                ich bete für dich (das Du nicht in Kontakt kommst).

                • @Maulauf:

                  War ich schon, keine Sorge. Ich weiß, wovon ich rede.

  • G
    Gastarbeiter

    Ihrem letzten Absatz muss ich vehement widersprechen. Ihre Begründung ist totaler Unfug! In den 70er Jahren wurde ich in der BRD geboren und habe bis heute kein Wahlrecht, geschweige denn eine Einladung deutscher Staatsbürger werden zu wollen, erhalten.

     

    Das wundert mich zwar nicht sehr, hat die BRD ja damals angenommen dass sich alle Gastarbeiter wieder brav in ihre Heimatländer zurückziehen werden, was ja natürlich nicht geschehen ist da die BRD ihre neue Heimat wurde.

     

    Die Probleme in der Ausländerpolitik hat die BRD sind hausgebacken, da sich die Bundesregierung erst seit Beginn des 21. Jahrhunderts mit dem Thema "Integration" auseinandersetzt.

     

    Des Weiteren habe ich niemals an Wahlen im Heimatland meiner Eltern teilgenommen.

     

    Klar, Sie könnten nun einwerfen dass ich die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen könnte.

     

    Ich sehe es aber nicht einen Einbürgerungstest machen zu müssen. Ich lebe seit meiner Geburt ununterbrochen in der BRD, habe hier meine Fachhochschulreife erlangt und an einer Fachhochschule studiert. Qualifiziert mich das nicht genug? Offensichtlich nicht.

     

    Mein Deutsch ist übrigens genauso gut wie Ihres, einen Akzent hören Sie bei mir nicht heraus und meine Deutschgeschichtskenntnisse sind weitreichender als die meiner deutschen Frau.

     

    Und mein Weltbild geht den deutschen Staat nichts an! Oder etwa doch?

    • @Gastarbeiter:

      Gehe mal aus das bezog Sich auf meinen Beitrag:

       

      1. Viele Gastarbeiter sind in Ihre Heimatländer zurückgekehrt. Über die redet keiner, Sie sind ja nicht mehr hier.

       

      2. Nicht nur die dt. Politik und die dt. Gesellschaft sind lange Zeit davon ausgegangen das Sie in Ihre Heimat zurückkehren. Auch ein Großteil der ehemaligen Gastarbeiter hat lange mit diesem Plan und dieser Perspektive gelebt.

       

      3. Das Sie nicht an den Wahlen teilnehmen ändert nichts an dem Wahlrecht.

       

      4. Wenn Sie wirklich eine solche Formalie von Pille-Palle Test, den man beliebig oft wiederholen kann, davon abhält die dt. Staatsbürgerschaft zu erlangen, dann wirken Ihre Beschwerden irgendwie Konstruiert.

      • @Tim Leuther:

        konstruiert schreibt man klein.

        • @Maulauf:

          Am Satzanfang schreibt man es groß.

        • @Maulauf:

          Danke, Maulauf, für diesen wertvollen Hinweis. Damit hast Du uns allen sehr geholfen.

  • JS
    Jens Schwarzflog

    Wie kommen Sie auf die Idee, dass es mit dem deutschen Staat und seinen Bürgern schon einmal besser war? In diesem und dem letzten Jahrhundert sicherlich nicht.

     

    Wenn unsere Zwangsstaatsmedien uns nicht andauernd belügen würden, wäre schon viel getan.

  • Sie haben ja so recht, und Ilja Trojanow auch.

  • "Unser Staat" in Sippenhaft, alle Beamten, aller Staatsanwälte, alle (Innen-) Ministerien ... alles unfähige Versager und bestimmt auch viiieeele Nazis.

     

    Pauschaler gehts ja wirklich nicht mehr.

    • @Viccy:

      wußte garnicht das hier auch mittlerweile CSU-Köppe reden.

      • @Maulauf:

        Keine Ahnung, wen Du meinst, ich hab mein Kreuz jedenfalls bei der Linkspartei gemacht und komme auch nicht aus Bayern.

         

        Üblich ist es - für manche Leser hier - zudem, partiell abweichend denkende Menschen nicht etwa bloß als "CSU-Köppe", sondern als gleich als Nazis oder PI-Trolle zu bezeichnen. Nur damit Du weißt, wie Du künftig noch konformer auf Linientreue achten kannst.

  • Total bescheuerter Artikel, dem ein Aspirationsniveau zugrunde liegt, das nicht, oder sehr schwer, erreichbar ist. In Enttäuschäuschung über das Nichterreichen dieser wird dann das Konzept staat als Nonsens dargestellt?

     

    *War es die taz die am Ende den NSU geschnappt hat, oder ähh, der Staat?

    *Mag Hartz 4 zu gering sein, was wäre denn ohne? Wer glaubt Spendenbasiietes wäre besser der irrt. Der Staat schaufelt doch Geld von oben nach unten. Mag sein, nicht genug. Mag sein, abbetracht das jeder EIN Wahlrecht hat sollten die einkommen nicht derart auseinander liegen. Aber nehmen sie den Gini-Koeffitienten. Es gibt ca. 10 Länder wo der gerechter ist, es gibt also knapp 10 Länder wo die Einkommen gleicher verteilt sind. Alle mit geringerer Bevölkerung. Insgesamt kommen die ungefähr auf die Bevölkerung von D. Auf der Welt leben also 1x DE gerechter als DE selbst.

    Und zu letzt: Ein guter Teil der hier ansässigen darf nicht wählen, weil sie auf ihr Wahlrecht in anderen Ländern nicht verzichten wollen. Doppelte Staatsbürger hieße ja doppeltes Wahlrecht. Das geht natürlich im Taz-Weltbild vollkommen mit Demokratie in Einklang.

    • F
      Flipper
      @Tim Leuther:

      "*War es die taz die am Ende den NSU geschnappt hat, oder ähh, der Staat?"

      Weder noch, lieber Herr Leuther, die NSU hat sich nach einem total missglückten Banküberfall quasi selbst geschnappt bzw. gesprengt. Dass, ähh, "der Staat" nach einigen Tagen dann das übriggebliebene Groupie noch eingefangen hat ist für eine Legitimation des gigantischen staatlichen Sicherheits- und Überwachungsapparats vielleicht ein bisschen dünn, meinen Sie nicht?

      • @Flipper:

        Als jemand der in Szenarien denkt, denke ich nicht dass das als Delegitimation ausreicht.

         

        Stellen Sie sich doch vor es gäbe keine Polizei!

         

        Nein, ich bin nicht gegen Reformen, aber hier wird der Staat an sich in Frage gestellt.

    • @Tim Leuther:

      Bis vielleicht auf den letzten Absatz ein großartiger Kommentar, danke dafür!

      • @Viccy:

        Also das jemand doppelt wählen kann ist schon kritisch zu sehen, finden Sie das etwa nicht? Da wird ja die Stimme derjenigen (in beiden Ländern) die nur einmal abstimmen dürfen, entwertet.

        • @Tim Leuther:

          Niemand ist benachteiligt, da der Wähler mit doppelter Staatsbürgerschaft (nicht doppeltes Wahlrecht) nur jeweils eine Stimmen hat.

          • @vic:

            Nur "jeweils" - Natürlich wäre der Wähler benachteiligt. Weil wir leben in einer Welt mit internationaler Politik. Doppelwähler könnten auf beiden seiten der Verhandlungen wählen. Ein Mensch, Eine Stimme (je ebene).

             

            Wenn jemand in Berlin den Bürgermeister (bzw. formaljuristisch das Abgeordnetenhaus) mitwählt UND in Brandenburg den Landtag, dann wären auch die gekniffen, die nur einmal mit einfacher Gewichtung wählen dürfen.

             

            Hier bekommt ein Mensch zwei Stimmen. Das geht mit Demokratie nicht zusammen. Die Stimmen von Einfachstaatsbürgern werden entwertet. Sie sind wenn man es ausmultipliziert keine Einfachstaatsbürger mehr, sondern nur noch 90% Bürger. Und andere sind 190% Bürger. Und wenn man das Wahlrecht so ernst nimmt wie ich, dann ist das keine Lapalie, sondern eine ernsthafte sache.

          • @vic:

            Sagst Du zum Rest des Kommentars auch noch was - wäre spannend!

  • der kommentar hat volkommen recht. solche direkten "selbstwidersprüche" gegen die eigene raison d'être, wie unter erstens bis drittens aufgeführt, müssten eigentlich "vorgedacht" sein mit reperturmechanismen.

     

    Das sieht schlecht aus.

     

    eine Regierung mit der LINKEn alds korrektibv könnte versuchen umrisse einer abhilfe skizzieren zu helfen (der "augiasstsll" ist halt riesig, ist er nicht?).