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Kolumne PressschlagWeg mit den Mittwochsspielen

Kolumne
von Johannes Kopp

Champions-League-Spiele ab dem Jahr 2024 auch am Wochenende? Es wäre ein logischer Schritt in die neue Unübersichtlichkeit.

Fühlt sich untervermarktet: Champions-League-Pokal Foto: dpa

I n nicht allzu ferner Zukunft werden die kapitalismuskritischen Fans in Deutschland vermutlich sagen, dass im Herbst 2018 der Fußball noch ein bisschen gut war. Sicherlich, die Champions-League-Gruppenphase, werden sie sich erinnern, die hätte man sich schenken können. Es kamen eben die Vereine mit den höheren Budgets weiter, wirkliche Spannung gab es nur in der Gruppe, wo es mit Liverpool, Paris Saint-Germain und Neapel eben ein Top-Team zu viel gab. Pech für die Italiener.

Gern aber werden sie an den engen Wettkampf in der Bundesliga zurückdenken, wo der Serienmeister Bayern München trotz seiner Finanzkraft den Umbruch des eigenen Teams verpasst hatte und den effizienten Gladbachern und den berauschend schnellen Dortmundern den Vortritt lassen musste. Die besseren sportlichen Konzepte gaben damals den Ausschlag.

Die Langeweile der vielen Jahre davor, als der FC Bayern ungreifbar war, werden die Nostalgiker der Einfachheit halber unterschlagen und die Uefa-Pläne, die Champions-League-Spiele ab 2024 auch am Wochenende auszutragen als den großen Sündenfall brandmarken.

Zurück in die Gegenwart. Tatsächlich hat die Sport Bild am Mittwoch diese Planspiele der Uefa vorgestellt. Und natürlich handelt es sich dabei nicht um den großen Sündenfall, sondern um den logischen nächsten Schritt eines Unternehmens, dass seine Strategie an der Vermehrung der eigenen Gewinne ausrichtet.

Die Uefa hat mit der Einführung der Nations League den Grundstein für die neue Unübersichtlichkeit gelegt. Die Fifa will mit einer World League nachlegen und dazu noch eine vergrößerte Klub-WM einführen.

Und zugleich kann man derlei Überlegungen auch als Antwort auf die jüngst bekannt gewordenen Planspiele der europäischen Spitzenklubs verstehen, eine Superliga als Konkurrenzprodukt zur Champions League aufzubauen.

Denn das Problem ist der Wettbewerb der Wettbewerbsanbieter. Beim Anzapfen neuer Geldquellen entsteht derzeit eine Dynamik und ein Raumbedürfnis, dass die Wahrscheinlichkeit steigt, dass am Ende für keinen Platz genug da ist. Ähnlich wie im Basketball die EuroLeague und die Champions League darum konkurrieren, den hochklassigsten europäischen Wettbewerb anzubieten und dafür um die Vereine buhlen, könnte es bald auch im Fußball zugehen.

Die Uefa hat mit der Einführung der Nations League den Grundstein für die neue Unübersichtlichkeit gelegt. Die Fifa will mit einer World League nachlegen und dazu noch eine vergrößerte Klub-WM einführen. Gut möglich, dass die Vereine bald auf die Idee kommen, sich auch weltweit zu organisieren.

Dass sich für die Schaffung neuer Geschäftsmodelle immer wieder neue Akteure finden lassen, hat bereits der Boxsport bewiesen. Dass die Abschaffung der Montagsspiele in der Fußball-Bundesliga vor Kurzem von einigen als Erfolg der Fußballfans gegen die grenzenlose Kommerzialisierung gefeiert wurde, kann man getrost als naiv bezeichnen.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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2 Kommentare

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  • Es ginge mir ja am Allerwertesten vorbei, was die Profivereine und die von ihnen getragenen nationalen und internationalen Verbände, allesamt schon längst in den Dunstkreis "halbseiden" abgerutscht, sich noch alles ausdenken, um ihre geifernde Gier zu befriedigen - wer die Gladiatoren- und Söldnerkämpfe noch immer für "Sport " hält, mag gern in die Stadien strömen und dafür Anteile seines kargen Lohns hinblättern.

    Nur habe ich den Verdacht, dass die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (für die ich eigentlich überzeugt und gern Beiträge entrichte zur Gestaltung eines Programms, das sich von dem der Privatanbieter deutlich positiv unterscheiden sollte) der Versuchung nicht widerstehen werden, im Schielen auf die "Quote" weiterhin brav über alle Stöckchen zu springen, die die Balltreter-Mafia ihnen hinhält, und ihr erkleckliche Anteile meines Rundfunkbeitrags weiterhin in den Gierschlund wirft.

  • 7G
    75064 (Profil gelöscht)

    Ich kann die unterschwellige Kritik nicht nachvollziehen.



    Es gibt kaum eine Branche in der die Kommerzialisierung so geringe Auswirkungen auf das Leben der Menschen hat, wie die Fussballvermarktung.



    Gesundheit, Energie, Landwirtschaft, Rente und Pflege: Furchtbar was da gerade passiert und kaum einer der Betroffenen hat die Wahl - aber Fußball? Es gibt mehrere Dutzend Ligen, selbst Fußballbegeisterte sind nicht gezwungen jeden neuen Kommerzeinfall mitzumachen - so what?