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Kolumne
von Johannes Kopp

Trainer Markus Babbel kann seine altbackenen Vorstellungen vom modernen Fußball in Hoffenheim nicht durchzusetzen. Ihm fehlt der Kader dazu.

Zu altbacken für Hoffenheims moderenen Fußball: Markus Babbel. Bild: reuters

W ieder aufstehen“, „Mund abputzen“, „Gesicht zeigen“, „klaren Kopf bekommen“, „Ärmel hochkrempeln“, „müssen ganz anders auftreten“. Solche Empfehlungen sondert Markus Babbel nach Niederlagen gerne ab. Am Samstag nach dem 0:4-Debakel gegen den Aufsteiger Eintracht Frankfurt entschied er sich für „Ärmel hochkrempeln“ und „klaren Kopf bekommen“. Nach der peinlichen 0:4-Pokalpleite gegen den Viertligisten BAK Berlin konstatierte er noch: „Man darf hinfallen, aber jetzt müssen wir wieder aufstehen.“

Markus Babbel, der einst als Bayern-Verteidiger aufgrund seines modernen Spielverständnisses seiner Zeit durchaus voraus war, huldigt als Trainer dem Retrostil. Wenn es schlecht läuft, appelliert er vorzugsweise an die Willenskraft und das Ehrgefühl seiner Spieler. Wie anno dazumal Peter Neururer und Winfried Schäfer.

Innovative Ambitionen hegt er keine. Im Gegenteil, sie sind ihm zuwider. Dieses Selbstverständnis haben Markus Babbel und sein Assistent Rainer Widmayer jüngst bei einem Doppelinterview zum Besten gegeben: „Wir sind keine Akademiker, wir sind Arbeiter.“

Bild: taz
Johannes Kopp

ist Mitarbeiter im Sport-Ressort der taz.

Insofern passt der Retro-Trainer Babbel bestens nach Hoffenheim, wo man sich auf Geheiß von Mäzen Dietmar Hopp von hochtrabenden Zielen verabschiedet hat – vom Traum der Champions-League-Teilnahme etwa, die schon im Aufstiegsjahr in Reichweite zu liegen schien. Statt mit üppigen Subventionen will man nun mit redlicher Arbeit seine bescheidener gesteckten Ziele erreichen.

Ansammlung von Legionären

Das Problem ist nur: Hoffenheim hat einst Profis mit Visionen angezogen. Zeitgleich mit dem Hopp’schen Bremsmanöver gerieten diese aber außer Tritt. Dem Klub, der sie von nun an als kostspieliger Luxus sah, waren sie ein Dorn im Auge. Erst bei ihren neuen Vereinen fanden etwa Demba Ba, Vedad Ibesevic und Luis Gustavo wieder zu alter Stärke zurück. Sejad Salihovic wiederum, der den Absprung nicht geschafft hat und trotz seiner überdurchschnittlichen Qualitäten zum Bankspieler degradiert wurde, schaffte es am Samstag, mit seinen Undiszipliniertheiten jegliche Hoffenheimer Hoffnung zu zerstören.

Er handelte sich nur vier Minuten nach seiner Einwechslung beim Stande von 0:2 eine gelb-rote Karte ein. Ein anderer wie der 43-fache niederländische Nationalspieler Ryan Babel kann sich da glücklicher schätzen. Vor dem Transferschluss am vergangenen Freitag schob ihn Hoffenheim doch noch ab – an den Champions-League-Teilnehmer Ajax Amsterdam. Es scheint sich in Europa herumgesprochen zu haben, dass die Stars von Hoffenheim nicht so schlecht sind, wie sie dort aussehen.

Der Kader von Hoffenheim passt noch immer nicht mit der neuen Ausrichtung des Vereins zusammen. Dieser grundsätzliche Fehler dürfte sich kaum über eine Saison hinweg korrigieren lassen. Der Mäzenklub bedient derzeit alle Vorurteile seiner Kritiker. Er gleicht einer Ansammlung von Legionären und ist weit davon entfernt, ein bodenständiges Bundesligateam zu sein, das – wie es der altbackene Coach Markus Babbel wohl formulieren würde –, über den Kampf zum Spiel finden soll.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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