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Kolumne Press-SchlagLernresistente Sportfunktionäre

Kolumne
von Johannes Kopp

Schwimmen, Radfahren, Turnen, Golf, Triathlon, Rudern und Leichtathletik. Die gemeinsame EM dieser Sportarten ist nun zu Ende.

Marathon bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Berlin Foto: dpa

E s ist ein vielversprechendes Gewächs, das da innerhalb kürzester Zeit herangezüchtet wurde. Wohltuend sticht es aus der TV-Monokulturlandschaft des Fußballs heraus. Zudem ist es ein europäisches Erfolgsprojekt, das von der Überzeugung genährt wurde und wird, dass Gemeinschaftsdenken profitabler als Konkurrenzdenken ist. Das mutet in diesen Tagen geradezu schon märchenhaft an.

Die erste Auflage der European Championships, eine von sieben Sportarten aufeinander abgestimmte und gemeinsam organisierte Europameisterschaft, die am Sonntag zu Ende ging, kann als voller Erfolg gewertet werden. Im Vergleich zu den Einzel-Europameisterschaften hätten sich die TV-Quoten verdoppelt, berichtete ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. Die Repräsentanten der Sportarten Schwimmen, Radfahren, Turnen, Golf, Triathlon, Rudern und Leichtathletik haben in Glasgow und Berlin die erhöhte Aufmerksamkeit sichtlich genossen.

Angesichts des Erfolgs ist es schon befremdlich, dass bereits munter über Veränderungen des Premierenformats diskutiert wird. Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) erklärte, es wäre „nur logisch“, dass sich weitere Verbände und Sportarten künftig der Veranstaltung anschließen würden. Von anderer Seite wurde bereits der Vorschlag ins Spiel gebracht, künftig auch eine Art olympisches Dorf zu installieren. Das neue Sportevent soll nach dem olympischen Funktionärsmotto „größer, kommerzieller, gewinnträchtiger“ umgestaltet werden.

Es ist schon erstaunlich, wie lernresistent Funktionäre à la Hörmann sind. Denn der Erfolg der European Championships hat viel mit der Krise des vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) organisierten Sports zu tun. Die European Championships profitieren von ihrer Unterscheidbarkeit zu den Großveranstaltungen des IOC. Hamburgs Sportstaatsrat Christoph Holstein hat das Interesse der Stadt an einer Ausrichtung der European Championships 2022 ausdrücklich mit der größeren Akzeptanz der Bevölkerung für überschaubare Sportveranstaltungen begründet.

Deshalb sollte man eher über ein alternierendes Modell nachdenken. Neben den olympischen Kernsportarten wie Schwimmen und Leichtathletik als feste Größen könnten sich andere Sportarten abwechseln. Warum nicht Golf und Triathlon das nächste Mal durch Tischtennis und Judo ersetzen? Denn neben der Erkenntnis, dass man zusammen stärker als allein ist, haben die European Chamipionships auch gelehrt: Weniger ist mehr.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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