Kolumne Press-Schlag: The only Loden-Kalle
Obacht! Wann immer die Tage kürzer werden, ist mit neuen Taten des mächtigsten Fußballfunktionärs im Lande zu rechnen.
W as hätte das Leben ihm wohl gebracht, wenn der Fußball nicht gewesen wäre? Bei vielen ist dies eine arg hypothetische Frage, die die eine oder andere düstere Ahnung nahelegt, man denke nur an Manuel Neuer, Jupp Heynckes oder Jürgen Klopp. Doch er wäre ganz sicher nicht hinterm Kaufmannstresen geblieben, ein Mann von seinem Format hätte auch in der freien Wirtschaft reüssiert. Denn seine Fähigkeiten sind so herausragend, dass sogar die Engländer sie anerkennen.
Brian Glanville, der legendäre Reporter, der wand ihm einst eine Girlande, und Trainer Alex Ferguson schwärmt von dem Verein, den dieser Mann befehligt: Loden-Kalle, der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München, ist Deutschlands führender Fußballfunktionär. Bei ihm stimmt nicht nur der Inhalt. Er korrespondiert auch mit der äußeren Form. Vor allem im kalten Winter.
Wann immer die Tage kürzer werden und die Nacht schon am Abend ihr hässliches Gesicht zeigt, ist Aufmerksamkeit angebracht. Denn dann ist mit neuen Taten des Loden-Kalle zu rechnen. Gewandet in stilvoller Traditionsgarderobe, begeistert er nicht nur die Leser der Leibesübungen.
Spätestens seit seinem ersten Auftritt im Herbst 2009 („Loden-Kalle und der liebe Gott“) ist die Wechselwirkung von Gewand und Tat bezeugt – noch heute ist der gottgleiche Louis van Gaal gut auf den pittoresken Vorstandschef zu sprechen. Wie Alberichs Tarnkappe ihrem Träger wundersame Kräfte verleiht, so spielt der gerichtsnotorische Uhrenliebhaber spätestens ab der Wies‘nzeit alljährlich groß auf.
39, schreibt seit 2005 nicht nur über Loden-Kalle für die Leibesübungen und ist in seiner Freizeit Sportkorrespondent der Neuen Zürcher Zeitung.
Wenn er im gediegenen Edelfilz vor die Kameras tritt, dann gibt es stets was zu verkünden. So sah er nicht nur den Siegeszug der Scharia voraus („Die Rückkehr des Loden-Kalle“). Er erklärte den FC Schalke 04 zum Musterbeispiel integren Handelns („Loden-Kalle und die Ehrenmänner“) und nahm sich auch die Kritiker der Bayern zur Brust („Loden-Kalle und die Schwadroneure“).
Kurzum: Wir sind schwer begeistert. Zu viel des Jubels? Nun ja, es gab tatsächlich Einspruch. Auch wir bei den Leibesübungen haben ein Korrektiv. So sandte uns ein Leser einen Wikipedia-Link über eine gewissen Kalle Lodén zu unserer Kenntnis. Kalle Lodén war ein Künstler, der 1944 verstarb. Der hilfsbereite Mann glaubte irrtümlicherweise, dass es sich dabei um das Original handele. Mitnichten, denn Loden-Kalle ist nicht nur eine Klasse für sich: Er ist einzigartig. Er ist einmalig.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken