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Kolumne ÖkosexDie roten Teufel

Kolumne
von Martin Unfried

Wieso der ADAC ein prima Vorbild ist: viele Leute sind da so reingeschlittert. Und das ist die Formel für den Trommelwirbel: adkc.

H eute ein verwegenes Gedankenspiel. Nehmen wir mal an, Wissenschaftler finden heraus, dass Atomkraftwerke wegen neuer Sicherheitssysteme eine Nebenwirkung entwickelt haben: Das Tempo von neuen, schnellen Autos würde wegen eines Hochfrequenzeffektes der Reaktoren gedrosselt.

Diese Tempominderung wäre strahlentechnisch an sich harmlos, würde allerdings die Leistung von Premiumfahrzeugen deutscher Hersteller um 20 Prozent reduzieren. Ein 7er-BMW hätte in der Nähe von Biblis bei 230 km/h ein merkwürdiges Beschleunigungsloch. Bei der E-Klasse wäre im Landkreis Philippsburg bei 229 km/h Schluss mit lustig und im Umkreis von Gundremmingen zöge Porsche keine Wurscht vom Teller.

Das wäre natürlich ein heftiger Schock für Autodeutschland. Also nehmen wir weiter an, wegen dieser Beeinträchtigung des deutschen Autofahrers wäre der ADAC plötzlich sehr gegen die Verlängerung der AKW-Laufzeiten. Würde die Bundesregierung den Deal mit den Atomkonzernen auch gegen den Willen des ADAC durchziehen? Gegen den ADAC, der im Kanzleramt die Muskeln seiner 16 Millionen Mitglieder spielen lassen und einen Autokorso rund um Brunsbüttel veranstalten würde?

Bild: taz

Martin Unfried ist Autor der taz.

Das ist natürlich eine rhetorische Ökosex-Frage. Wäre der ADAC gegen Atom, dann würden die Laufzeiten ruckizucki um 10 Jahre verkürzt, Bremselemente in der Nähe von Autobahnen sofort abgeschaltet. Jawoll, wenn der ADAC gegen Atom wäre, dann wäre die Welt "a better place". Und das ist bitter.

Liebes Klimaschutzdeutschland, liebe Antiatomrepublik, sehen wir den Tatsachen ins Auge. Verglichen mit den vereinigten deutschen Bleifüßen sind wir lausig, grottenschlecht und miserabel organisiert. Der Schutz des VW-Busses ist in Deutschland politisch immer noch machtvoller aufgestellt als der Schutz des Globusses.

Also ist die Zeit reif für den ADKC, den Allgemeinen Deutschen Klimaschutz und Antiatomenergie Club. Mein Plan: Erst mal werden alle Mitglieder der deutschen Umweltverbände Mitglied. Das sind da schon mal ein paar Millionen. Die meisten von denen sind ja auch Mitglied im ADAC, also geht das schon mit einer Doppelmitgliedschaft. Fragt man die, warum sie eigentlich in so einem lustigen Brummbrumm-Verein sind, dann sagen die verdruckst, sie seien da so reingerutscht. Wie in die Drogenszene. Und zwar stehen geblieben auf der Autobahn, abgeschleppt von gelben Engeln und dann halt unterschrieben.

Heureka, das ist es! Die Leute da abschleppen, wo sie gerade stehen. Was muss der ADKC also vor allem bieten? Statt Gutmenschentum einen soliden Abschleppservice. Die Waschmaschine verreckt am Samstag morgen? Dann rufen einfach die roten Teufel vom ADKC an. Die Heizung gibt den Geist auf? Da hilft der ADKC. Wir kommen, reparieren, und ganz nebenbei wird die Mitgliedschaft im e. V. geregelt. Kostet nur 80 Euro im Jahr, ein Energiespar-Check ist dabei, eine Heizdecke und ein günstiges Angebot für ein PV-Paket. Ach ja, und nebenbei auch eisenhartes Lobbying im Kanzleramt. 20 Millionen Mitglieder, ist das zu viel verlangt?

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8 Kommentare

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  • K
    Kristjan

    toller artikel. meine fahrschule hat damals für den adac geworben und es wurde eine kostenlose mitgliedschaft für ein jahr angeboten - da hab ich mir nichts weiter gedacht und bin beigetreten und nach dem jahr auch brav dabeigeblieben. nach mehreren jahren bin ich dann über den vcd (bin mal so frei und mach werbung :-)) gestolpert und habe dann nach längerer überlegung dorthin gewechselt. der vcd ist so ungefähr das gleiche wie der adac nur in grün (also mit ökologischer ausrichtung und nicht auf autos beschränkt).

  • TB
    Thomas Bernhard

    Super Idee, natürlich incl. Monatszeitschrift mit Tests und Reisen. Dann kann der Verein auch mobilisieren. Jetzt kann man sich nur noch viele defekte Waschmaschinen und professionelle Handwerker wünschen. Wo kann ich anrufen?

  • I
    inselspiel

    Und wann kommt der Verein?

    Vielleicht wäre das ja wirklich ein Weg. Harte Lobbyarbeit für die Umwelt.

  • AM
    ADAC Mietglied

    Auch ich bin in den ADAC so reingerutscht, mittlerweile hab ich sogar die goldene Mitgliedskarte. Jedesmal wenn die Motorwelt kommt, reg ich mich auf und will aus dem Verein aussteigen, dann aber ... nichts. Sehr beschämend! Wenn aber der ADKC kommen würde und dann auch noch sowas wie einen Wechselservice alla Telefongesellschaft nur halt von ADAC auf ADKC anbieten würde, wäre ich sofort bereit auch da rein zu schlittern.

    Also ... ich warte.

  • C
    Chris

    Sensationell!

    Wenn so ein Denkanstoss zu finden ist, dann in der TAZ!

    Das spricht für die Redaktion und Leser. Ich will mehr davon!

  • BS
    Bernd Seuren

    Rethorisch hervorragend, Artikel gefällt mir ausgezeichnet und die Idee hat wirklich etwas. Ich war auch in den ADAC reingeschliddert, bin dann aber ausgetreten, als meine Interessen als Fahrradfahrer, die mir wesentlich näher liegen, mit Lobbyarbeit getreten wurden. Also: gründet!

  • DV
    Derek van Horn

    Dieser Text spricht mir aus der Seele! Ich bin zwar nicht so in denADAC reingeschlittert,sondern damals freiwillig eingestiegen,wäre aber sofort dabei, wenn ich ein Angebot vom ADKC bekommen würde.Denn eine Laufzeitvekürzung ist das einzig ware,wenn man endlich wieder schneller fahren will!!!

  • M
    miri

    Genial!!!!