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Kolumne Nullen und EinsenDas Internet über seine Arbeit

„Ich habe einen Scheißjob“, sagt das Internet. „Alle erwarten, dass man immer funktioniert und überall verfügbar ist“, sagt es. Ein Gespräch.

„Ich gehöre zum digitalen Prekariat“, sagt das Internet. Sein Arbeitsmotto deshalb: immer langsam Illustration: Imago/Ikon Images

W ir treffen das Internet in seinem Lieblingscafé. Es trägt viele Buttons auf der Jeansweste. Auf dem Tisch liegt sein abgeranzter Blog. Zum ersten Mal gibt es einer deutschen Zeitung ein Forum. Medienkritisch schreibt es während des Interviews auch selbst Internetprotokoll. Als der Kellner kommt, ordert es: „Bitte ein Bit“.

taz: Internet, Helmut Kohl dachte 1994 bei der Frage nach Datenautobahnen an reibungslosen Autoverkehr, Angela „Neuland“ Merkel ging mit ihrer Wortwahl in die Zeitgeschichte ein und auch Horst Seehofer sagte kürzlich, er sei schon seit den Achtzigerjahren im Internet unterwegs, dabei gab es Sie als WWW da so noch gar nicht. Wissen deutsche Politiker zu wenig über Sie?

Internet: Ich mache hier nur meinen Job. Auf Politiker bin ich aber generell nicht gut zu sprechen. Ich trage da sehr viel Hass in mir. Damit können manche nicht umgehen.

Machen wir eine kurze #10YearChallenge. Wie haben Sie sich in den vergangenen zehn Jahren verändert?

404 Not Found. Keine Ahnung, lange her.

Heißt es nicht immer, Sie vergessen nichts?

Bin ich aus Papier oder was?

Na gut, dann blicken wir mal zurück: Egal ob einst die aufstrebende Piratenpartei oder kurz darauf während des Arabischen Frühlings setzte man auf Sie als Ermöglicher demokratischer Prozesse. Konnten Sie den Erwartungen gerecht werden?

Was soll ich denn noch alles tun und machen und wissen? Internet der vielen Dinge zu spielen, ist ein Scheißjob. Alle erwarten, dass man immer funktioniert und überall verfügbar ist. Dabei wird man nicht mal für die erbrachte Arbeitszeit, sondern pauschal pro Monat bezahlt. Ich gehöre zum digitalen Prekariat. Mein Arbeitsmotto deshalb: immer langsam.

Das Internet bestellt ein weiteres Bier. Dieses Mal ein Oettinger. Während wir auf das Getränk warten, zeichnet es mit dem Zeigefinger nervös ein Rädchen auf der Armlehne nach.

Wo finden Sie Entspannung?

Ich fahre ein paar Meter aus der Stadt raus. Dann ist Ruhe.

Strand oder Berge?

Auf jeden Fall Surfurlaub.

Das Internet in Zahlen?

Nullen und Einsen.

Hund oder Katze?

Ich versteh die Frage nicht.

Egal. Wie steht es um Ihre Gesundheit?

Wenn du es so genau wissen willst, ich habe seit ein paar Jahren wieder Blasenprobleme.

Sorry, ich meine: 2019 ist noch jung, doch bereits jetzt erschütterten zwei große Datenskandale Deutschland. Ist es möglich, sich vor Hackerangriffen zu schützen?

Nein.

Sind Sie sicher?

Wie gesagt: nein.

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Svenja Bednarczyk
Entwicklungsredakteurin
im Produktentwicklungsteam der taz im Netz. taz seit 2012.
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1 Kommentar

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  • Sieht aus, als wär' das Internet auch nur 'n Mensch. Wie das wohl kommt?