Datenklau bei Politikern und Prominenten: Bericht hinterfragt Einzeltäter-These
Das ARD-Magazin „Kontraste“ und das rbb-Inforadio berichten über Zweifel, ob hinter der Ausspäh-Aktion tatsächlich ein einzelner Tatverdächtiger steckt.

Einzeltäter oder nicht? Foto: Ash Edmonds/Unsplash
BERLIN dpa | Die Ausspähung und illegale Veröffentlichung privater Daten von Politikern und Prominenten ist möglicherweise nicht von dem tatverdächtigen Schüler alleine begangen worden. Das berichten das ARD-Politikmagazin „Kontraste“ und das „Inforadio“ vom rbb. Im Zuge der Ermittlungen zum Datenklau seien Zweifel aufgekommen, ob es sich tatsächlich um einen Einzeltäter handelt. Nach Informationen von Sicherheitskreisen sei der mutmaßliche Täter trotz eines vollumfänglichen Geständnisses nicht in der Lage gewesen, den Ermittlern zu zeigen, wie er die Daten im Netz erbeutet hatte.
Beamte des Bundeskriminalamts (BKA) hatten den Schüler dem Bericht zufolge dafür vor einen Computer gesetzt und ihn aufgefordert zu erläutern, wie er vorgegangen sei. Dabei sei deutlich geworden, dass er beispielsweise nicht über die nötigen Kenntnisse verfügte, um die sogenannte Zwei-Faktor-Authentifizierung zu umgehen, hieß es. Diese Sicherheitslücke aber soll der Täter ausgenutzt haben, um zahlreiche Accounts zu hacken.
Der Hacker hatte im Dezember in einer Art „Adventskalender“ bei Twitter täglich neue Daten von Politikern, Journalisten, Rappern, jungen YouTube-Stars und anderen Prominenten veröffentlicht. Er war Anfang vergangener Woche festgenommen worden.
Der Schüler, der noch bei seinen Eltern wohnt, legte ein Geständnis ab und wurde anschließend auf freien Fuß gesetzt. Bei seiner Vernehmung sagte er nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA), er habe Menschen „bloßstellen“ wollen, über deren öffentliche Äußerungen er sich geärgert habe. Er gab an, alleine gehandelt zu haben.
Für das BKA ist dem Bericht von „Kontraste“ und „Inforadio“ zufolge nach wie vor nicht abschließend geklärt, ob der Hacker „0rbit“ tatsächlich ein Einzeltäter ist. Auf Nachfrage des rbb teilte das BKA mit, dass der Schüler nach wie vor als allein Beschuldigter geführt wird, die Ermittlungen aber weiter laufen, um abzuklären, ob er tatsächlich ein Einzeltäter war.
Leser*innenkommentare
90618 (Profil gelöscht)
Gast
Die Menge der gesammelten (nicht "erbeuteten") Daten ist immens. Das ist einfach eine Riesenfleißarbeit, die ein einzelner nicht schafft, auch wenn sich die Eltern noch um Mittagessen und Wäschewaschen kümmern. Ich denke, daß er noch ein paar rechte Kumpels hat, die geholfen haben.
60440 (Profil gelöscht)
Gast
Entscheidend ist doch, dass "der Schüler" offenbar rechtsgesinnt ist und schon aus diesem Grund kein AfD-Politiker unter den Ausgespähten ist.
KAJA123
Das mag sein, dass es da noch " Dunkelmänner" gibt, aber was is daran so abwegig, dass ein Schüler sich da irgendwo reinhaut?? Die Kinder wachsen mit Computern auf, sie haben einen ganz anderen Zugang als wir. Aber die Politikergeneration will das einfach nicht wahrhaben, obwohl sie sich mit ihrer verunglückten Bildungspolitik so bemühen die Kinder dumm zu halten....So ein Ärger oder besser: Welch Wunder!!
PPaul
@KAJA123 Das IT-Wissen der Digital Natives dürfte eher unter dem der Vorgängergeneration liegen. Die Vorgänger haben noch Bits und Bytes umgedreht, die Digital Natives wischen über den Bildschirm. Ersteres ist aber Voraussetzung für eine erfolgreichen Hack, nicht letzteres.
Das war jetzt in etwa so pauschalisiert wie Ihre Aussage. Das IT-Wissen der Digital Natives wurde aber immerhin schon untersucht, und da sind die nicht besser als früher Generationen: www.it-business.de...rtalente-a-631811/
60440 (Profil gelöscht)
Gast
@KAJA123 Die Experten vom BKA sind keine Politiker. Sie ermitteln. Und offenbar haben sie erkenntnisse darüber, dass "der Schüler" bestimmte Sicherungsvorkehrungen nicht knacken kann. Nicht eben abwegig.
Rainer B.
Mir war von Anfang an klar, dass dieser Junge eigentlich nur ein williges Bauernopfer gewesen sein konnte. Die Frage, woher er diese Daten denn nun hatte, bleibt damit weiterhin völlig unbeantwortet - aber die Karawane ist ja ohnehin längst weitergezogen. Die Medien hatten ihren hochbegabten Teeny-Hacker, die Ermittlungsbehörden ihren „schnellen“ Fahndungserfolg und die Datensammler können nun in aller Ruhe weitermachen - Neuland halt.
Arthur Dent
.... ach ja klar, weil ein Hacker nicht alle Tricks aus sich 'rauskitzeln' lässt, war es ... natürlich ... warte ... ach ja, der Russe!