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Kolumne MithulogieKrieg ist verboten

Mithu Sanyal
Kolumne
von Mithu Sanyal

Die Institution Bundeswehr sollte anlässlich der Berateraffäre grundsätzlich überdacht werden. Wie wäre es, sich dem Klimaschutz zu widmen?

Jetzt verteidigen wir unsere Sicherheit halt in den Erdölregionen dieser Welt Foto: dpa

L äuft bei Kriegseinsätzen stets Technomusik? Anscheinend ja, wenn man der neuen Bundeswehrserie „KSK – Kämpfe nie für dich allein“ glauben kann. KSK steht für Kommando Spezialkräfte oder mit den Worten der Bundeswehr: „Ein Team, ein Mythos.“ Wie bitte? Ist das der Grund, warum wir immer noch keine vollständigen Informationen über die Beraterverträge der Bundeswehr haben, mit denen sich BWI und McKinsey und wer weiß wer noch alles eine goldene Nase verdient? Ist halt ein Mythos, Genaues weiß man nicht.

Da habe ich letztens noch bei einem Interview gesagt, wir sollten vorsichtig sein, Ego-Shooter-Spiele nur als Militarisierung der Jugend von heute abzutun, und dann kommt „Kämpfe nie für dich allein“ und unterscheidet sich ästhetisch kaum von „Call of Duty“, nur dass die Leute, auf die geschossen wird, echt sind. Dadurch wird die Serie allerdings auch nicht realistischer, weil sie dann brennende Moore zeigen müsste, wie das im Emsland, wo die Truppe im September trotz Dürre weiter Raketen testete. Aber das ist doch eine Ausnahme. Eine Ausnahme, die über einen Monat brannte, und im Schnitt alle zehn Tage passiert.

Vor dem Computerspiel, pardon der Serie, habe ich die Worte Kommando Spezialkräfte nur in Verbindung mit dem rechtsextremen Netzwerk in der Bundeswehr gelesen, das sich bis dorthin und in den Militärischen Abschirmdienst, mit dem interessanten Akronym MAD, erstrecken soll. In diesem Kontext hört sich „Kämpfe nie allein“ ziemlich ominös an.

Dabei sollte die Frage doch eigentlich sein: Warum kämpfen? Denn Krieg ist ja illegal. Und zwar schon seit 90 Jahren.

Selbstverteidigung, die den Namen verdient

1928 unterschrieben elf Nationen den Pariser Vertrag zur Ächtung des Kriegs, auch bekannt als Kellogg-Pakt, und die meisten anderen folgten. In dem Vertrag steht, dass in Zukunft (also jetzt!) Streitigkeiten friedlich zu lösen und Angriffskriege völkerrechtswidrig sind.

Bloß weiß das niemand. Also niemand von uns. Die Militärs wissen es sehr genau. Schon mal darüber gewundert, warum alle Kriege seit 1928 Verteidigungskriege waren? Schließlich hatte man vorher Krieg geführt, um neue Gebiete und Ruhm und Ehre zu erringen. Aber jetzt verteidigen wir unsere Sicherheit halt in den Erdölregionen dieser Welt.

Wie wäre es, wenn wir die Berateraffäre nutzen würden, grundsätzlich über die Institution Militär nachzudenken?

Denn der Kellogg-Pakt ist übrigens unkündbar. Das bedeutet natürlich nicht, dass die 179.861 Soldat*innen in Deutschland jetzt arbeitslos werden sollen. Aber dass ihre Aufgabenbereiche verschoben werden könnten. So stellt der Klimaschutz eine immer größere Herausforderung dar. Das wäre doch mal Selbstverteidigung, die den Namen verdient. Und ein super Titel für die nächste Serie: „KSK – Feuer löschen, statt sie auszulösen“.

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Mithu Sanyal
Autorin
Dr. Mithu M. Sanyal, Kulturwissenschaftlerin und Autorin Themen: Sex, Gender, Macht, (Post)Kolonialismus, Rassismus, Wissen schreibt eine regelmäßige Kolumne für die taz "Mithulogie" Bücher u.a. "Vulva" (Wagenbach), "Vergewaltigung. Aspekte eines Verbrechens" (Nautilus.)
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3 Kommentare

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  • Zitat: „So stellt der Klimaschutz eine immer größere Herausforderung dar. Das wäre doch mal Selbstverteidigung, die den Namen verdient.“

    Ich fürchte, wenn die Bundeswehr mit der Klimarettung betraut würde, ginge wieder die unsägliche Debatte um den gerechten Krieg (bellum iustum) los, den schon die mittelalterlichen Kirchenmänner propagiert haben. Für die allgemeine Glaubwürdigkeit hätte das die gleichen bösen Folgen, wie seinerzeit die Jugoslawienkrieg-Debatte.

    Das Militär braucht immer einen Feind, den es bekämpfen kann. Im Falle des Klimawandels wäre dieser Feind leider nicht das Wetter. Der Feind wären Menschen, die sich – ähnlich wie seinerzeit Briand, Kellog und Stresemann – etwas versprechen von ihrem Tun bzw. Unterlassen. Menschen, die für sich ebenfalls in Anspruch nehmen würden, einen gerechten Krieg zu führen. Den Krieg um Arbeitsplätze beispielsweise.

    Wer also versuchen würde, das Klima mit Hilfe des Militärs zu retten, der würde uns über kurz oder lang in den nächsten Weltkrieg manövrieren. Dabei sind die letzten beiden Weltkrieg doch eigentlich noch gar nicht SO lange her. Dass Krieg kein Werkzeug in den Händen von Politikern sein darf, müsste sich eigentlich im kollektiven Gedächtnis eingegraben haben. Hat es aber leider nicht.

    Der Mensch als solcher hat ja doch einen sehr starken Hang dazu, sich selbst heilig zu sprechen. Niemand mag vor sich selbst zugeben, dass Schaden stiftet, was er tut. (Fast) Immer findet der Mensch einen Zweck, der (beinah) jedes Mittel heilig spricht. Dass viele Zwecke im Grunde weiter nichts als blinde Flecke auf der Psyche sind, will keiner sehen.

    Der Kellog-Pakt war niemals strafbewehrt. Das wundert nicht. Seinen Vätern war es mit dem Frieden ja nicht ernst. Sie wollten ihre Gegner fesseln. Das Militär abzuschaffen, ist ihnen nie in den Sinn gekommen. Dabei wäre die Abschaffung sämtlicher Armeen das Einzige gewesen, was den Vertragsbruch (und damit auch WK II) hätte verhindern können.

    • @mowgli:

      Na na.. guter @MOWGLI ! ..da kommt aber reichlich "Machiavellinismus", die Logik der Macht `provinziellen Denkens´..oder sogar der Alte Clausewitz in die Arena ?



      Krieg ist doch m.E. seit der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki `geschrumpft´auf kleine und grauenhafte Konflikte , geographisch begrenzt , mit konventionellen Waffen.. (ich meine das der III. WK bei aller Vernunft "verboten" ist , allein wegen der Gefahr eines globalen Todes )



      ..und dann die neue Gefahr globaler Klimaveränderung.. die sich , wie eine unbesiegbare Naturmacht - unbezwingbar durch Politik , Konsum , Geldmacht , Ökonomie , Militär - als art neues Feindbild der irdischen Menschheit postuliert.. Die bisherige Migration von Süd nach Nord , die Anzahl der Klimaflüchtlinge wird wohl zunehmen !



      Das sinnvollste wäre , den Vorschlag der Autorin : Militär umzufunktionieren für Klimaschutz ..!



      ( mit einer dafür autorisierten U.N.O. evtl möglich?)



      Leider muss ich ihnen zustimmen:



      "..Das Militär braucht immer einen Feind, den es bekämpfen kann. Im Falle des Klimawandels wäre dieser Feind leider nicht das Wetter." sondern die Klimamigranten ??? ..eine grausige Vision ist das ! ..brrrr*...



      und weiter: ".. (Fast) Immer findet der Mensch einen Zweck, der (beinah) jedes Mittel heilig spricht. Dass viele Zwecke im Grunde weiter nichts als blinde Flecke auf der Psyche sind, will keiner sehen." Ja ja @MOWGLI.. aber? Wir leben doch in´n Zeitalter globaler Wissenvernetzung.. und das mit allgemeinen Menschenrechten..

  • Jawohl, eine sehr gute Idee! Z.B. könnten Soldaten für Aufforstungs-Initiativen genutzt werden!