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Kolumne MillionärBewerbung als Freimaurer

Geheimbünde sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Mittlerweile kann man sich im Internet bei ihnen bewerben. Ein Versuch.

Damals waren Geheimbünde noch Geheimbünde. Der rechts war Freimaurer. Foto: imago/ZUMA Press

I ch würde gern Freimaurer werden. Das würde mir großen Einfluss und damit Wohlstand bescheren. Beeindruckende Männer wie Oliver Hardy oder Johann Wolfgang von Goethe waren Freimaurer. Ich vermute, Oscar Wilde hat überhaupt nur einen Verleger gefunden, weil er mit selbigem in der gleichen Loge verkehrte.

Seit Jahren versuche ich vergeblich, einen Abnehmer für meinen Roman über ein transsexuelles Alien aus Berlin zu finden. Durch die Freimaurerei verspreche ich mir echte Chancen auf einen Bestseller. Vergangene Woche schrieb ich deshalb der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland eine Mail, mit der Bitte um genauere Informationen wegen einer Mitgliedschaft.

Ich bringe diesbezüglich einiges an Erfahrung mit: Vor ein paar Jahren lernte ich eine stämmige Norwegerin mit mächtiger blonder Mähne kennen, deren Vater bis zum Großmeister in einer skandinavischen Loge aufgestiegen war. Sie brachte mir einige komplizierte und mysteriöse Handschüttelmethoden bei, mit denen sich Freimaurer untereinander zu begrüßen pflegen. Ich erlernte alles intuitiv, weil ich die Grundtechniken bereits aus meiner Zeit in der Stuttgarter HipHop-Szene kannte.

In der Hoffnung Insiderinformationen über das wahre Geschehen auf der Welt zu bekommen, begrüße ich berühmte Persönlichkeiten seitdem mit einem geheimen Händedruck: Mittelfinger in Handfläche des Gegenübers kreisen lassen, Daumen-an-Daumen-Schnipsen. Das Erkennungszeichen. Versucht habe ich es bei: Peter Altmaier, Philipp Rössler, Çem Özdemdir, Helge Schneider, Arnold Schwarzenegger und, als Praktikant, bei der gesamten Hauptstadtredaktion von Spiegel Online.

Idee: Prayer-Bay, eine Online-Plattform, auf der Geistliche aller Religionen Gebete an Bedürftige verkaufen können

Im Ergebnis dachten zwar alle, ich sei homosexuell. Aber keiner entpuppte sich als Freimaurer. Es könnte auch sein, dass sie mich ignorierten. Weil mein bisheriges journalistisches Wirken, trotz mehrerer Seite-Eins-Kommentare, zu unbedeutend ist. Bei der taz sind ja nicht mal die Geschäftsführer Freimaurer.

Dabei plane ich längst an einer lukrativen Karriere als Erfinder und Entrepreneur, die mich jenseits des Schreibens zum Millionär macht. Zu meinen erfolgversprechenden Ideen gehören:

▶ Ein Tortenblech, bei dem sich nach dem Anschneiden der Torte das Blech selbst leicht vergrößert, um die Tortenstücke voneinander zu trennen.

▶ Ein Surfbrett mit einem eingebauten, wasserdichten Fach, in dem Surfer Joints, Sandwichs oder Skatkarten lagern und im Wasser auspacken können, falls mal keine Welle kommt.

▶ Toilettenpapiere mit den Portraits von Fußballspielern, dann kann man sich mit der gegnerischen Mannschaft den Po reinigen.

▶ Prayer-Bay, eine Online-Plattform, auf der Geistliche aller Religionen weltweit Gebete an Bedürftige verkaufen können, gegen eine geringe Gebühr an den Plattformbetreiber.

Ich finde, das sind alles Ideen mit durchaus humanistischem Ansatz, wie sie häufig von mächtigen Männern, die die Welt verändern, ersonnen werden. Noch habe ich keine Antwort von den afuamvd erhalten. Aber: Ich bin würdig.

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Ingo Arzt
ehem. Wirtschaftsredakteur
Beschäftigte sich für die taz mit der Corona-Pandemie und Impfstoffen, Klimawandel und Energie- und Finanzmärkten. Seit Mitte 2021 nicht mehr bei der taz.
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3 Kommentare

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  • ok - nochens ->

     

    wg spitz-süffisanter mailnachfrage -

    "Was denn so einer wie ich - da für Erfahrungen haben wolle" -

    mal so viel ->

     

    Als ich zwei Chorpiermitschüler

    ("wir werden noch viel zu wenig gefördert!!") - ihrs stellte damals 2/3 der Landesregierung - ähnlich

    Anarzte - auf die Dick&Doofe ->

    Wie ich den aufgenommen werden könnte - Deutsches Abi hätt ich ja schon mal.

     

    "Ja - zwei Bürgen - z.B. den

    Präsi. der Handelsbank(heute DB;)!"

    "Ah - der ming Ohl 49/50 keinen Firmenkredit wg falschem Händedruck geben wollte!

    Na prima!" - kurz ->

    Der eine 14 Sem.Jura

    (laut - BT-Hdb: 6 Soz./7 Jura;)

    verlor sein Mandat wg Bezahlung -

    Geliebter - als Wahlkampfhelferin.

    (Nachf."die Mutti!".;)

    Der andere schiebt qua Professione

    Altenteiliges rüber.

    Man sieht sich - zum 50.

    So geht das.

  • ;()

     

    Ming Ohl03 - weltweit qua persona oder per Handelsfreunde gut "vernetzt" mußte ich das Versprechen ablegen - Never Ever; einschl. Lions u.ä..

     

    Meine Corps&Mützchen-Erfahrungen bestätigten mir seine & die seiner o.a.Freunde Schilderungen derart - dreist-bildhaft - & con Grucho Marks

    (ich warne Sie - Wir - sind älter als die Warner-Brothers;) & wg aufgemaltem Bart&Vereinsekel…

    kurz - es fiel mir leicht mich dran zu halten.Ganz ohne Spezialblech im - Sortiment;!¡)

  • Haben Sie den Link, den Sie verwendet haben in Ihrem Text, gelesen, Herr Arzt? Nein? Schade! Die freien Maurer lassen nämlich (unter anderem) ausrichten: "Wenn Sie sich von der Mitgliedschaft in einer Loge materielle Vorteile versprechen, sollten Sie von einem Aufnahmeantrag Abstand nehmen". Es käme zwar "in manchen Fällen vor, dass Logenmitglieder sich untereinander mit Aufträgen betreuen, weil sie Vertrauen zueinander haben", aber das sei "eher die Ausnahme als die Regel." Da haben Sie's!

     

    Nun ja. Vielleicht darf man den Text ja nicht bierernst nehmen. Es steht schließlich auch sonst so allerlei darin geschrieben, das nicht zusammen passen will. "Sie besitzt kein Dogma" heißt es über die Freimaurerei, und dass sie sich den "Grundwerten Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität" verpflichtet fühlt. Ich frage mich, wie sich das mit der straffen Hierarchie verträgt, der Logen-Brüder unterworfen sind. Der Ältere hat immer recht. Und "selbstverständlich dürfen Frauen Freimaurerinnen werden. Sie dürfen es nur nicht in den regulären Männerbünden". Weil Männer und Frauen einfach nicht befreundet sein könne aufgrund ihres Geschlechts. Das sagen Salafisten auch.

     

    Nun ja. Freimaurerlogen wollen zwar "keine Traditionspflegeverein"“ sein, ihr "Grundgesetz" stammt aber noch von 1723. Es wird zwar ausgelegt, doch niemals angepasst. Wie Leute eine Welt von morgen schaffen wollen, so lange sie noch derart an der alten kleben, steht leider nirgendwo im Link.

     

    Übrigens: Bei Arnold Schwarzenegger wäre ich mir nicht so sicher. Ich meine: Dass er nicht auch ein Maurer ist, nicht nur ein Muskelprotz. Er redet jedenfalls wie einer dieser Brüder: "Der Top-Down-Ansatz ist extrem wichtig [...]. Aber trotzdem braucht es auch eine Bewegung von unten". Der Kopf befielt, wohin des Wegs. Die Füße haben nur zu gehen. Man hofft, dass es tatsächlich ne Verbindung gibt zwischen den beiden Einzelteilen. Oder doch besser nicht?