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Kolumne Melodien aus Malmö #10Die Unschuld vom dänischen Land

Jan Feddersen
Kolumne
von Jan Feddersen

Die Favoritin gewinnt verdient. Die Show war lustiger als üblich und trotz sparsamerer Inszenierung so glamourös und queer wie man sich wünschen darf.

So sehen Gewinner aus: Emmelie de Forest. Bild: dpa

I hr Kleid – nicht der Bühnenfummel – lag schon kurz nach Beginn des 58. Eurovision Song Contests in jenem Raum vor dem Pressesaal, das nur der Sieger des Abends betreten würde: Offenbar wussten die Manager des schwedischen Fernsehens SVT schon vom Juryergebnis, das ja am Vorabend, am Freitag, ermittelt wurde.

In diesem Sinne: War es nicht sonnenklar, dass die Dänin Emmelie de Forest siegen würde? War es nicht vor allem sie, die seit ihrem Gewinn der dänischen Vorentscheidung Ende Januar im jütländischen Herning als allerfetteste Favoritin zu gelten hatte - und ja auch war? In den europäischen Wettbüros und bei Fanclubs?

„Only Teardrops“ – das war eine fast kaltstählerne Inszenierung von Tom-Ford-haftem Ausmaß: Alles sieht wahnsinnig stylish und makellos aus - weshalb ja auch kein Wunder, dass diese Performance in 37 Ländern Punkte erntete, nur bei der Großmacht des Pop San Marino keinen Blumenpott ernten konnte?

„Only Teardrops“ – das war, das ist schon wieder ein ESC-Gewinner, der von einer jungen Interpretin gewonnen wurde. Alexander Rybak, Lena Meyer-Landrut und Loreen – junge Künstler, die irgendwie eine Aura von Unschuld und Anmut verströmen. Emmelie de Forest, die Dänin, nicht minder.

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Mit irgendwie keltischen Flötentönen fing es an, sacht in der Mitte des Liedes von Trommelwirbeln begleitet zu einem Text, der von Liebeskummer handeln könnte oder von mädchenhafter Schwermut als solcher? Man schaue sich die Show von Herning vom 26. Januar mit dem ESC-Auftritt von Sonnabend an: Jede Handbewegung identisch, jeder Augenaufschlag offenbar sekundengenau vorher trainiert, bis alles wie spontan und natürlich aussieht. Dieser dänische Siegestitel ist die Komposition nebst Darstellung eines Stoßseufzers, das von einem eurokrisengeschüttelt ächzenden Europa als der Seinige erkannt werden wollte.

Das Ergebnis war eindeutig: Dänemark bekam von allen Ländern Punkte, ihre nächsten Konkurrenten aus Aserbaidschan (Farid Mammodov) und der Ukraine (Zlata Ognevich) holten sich öfter die Höchstwertung von zwölf Punkten, aber dies überwiegend im Nachbarschaftsbereich, in der kulturellen Einflusssphäre der ehemaligen Sowjetunion. Aber sie verfehlten jede zählbare Aufmerksamkeit in zehn bzw. neun Ländern.

Wer siegen will wie Emmelie de Forest muss nicht überall an der Spitze sein – besser ist, überall ein paar Punkte zu ernten. Norwegen auf Platz vier, Russland auf fünf und Griechenland auf sechs – Ost und West teilten sich die ersten sechs Ränge, gleich dahinter Italien, Malta, Niederlande und Ungarn.

Allerdings lässt sich auch dies resümieren: Die Blockwertungen waren noch nie so ausgeprägt wie in diesem Jahr. Die Länder der früheren UdSSR (neun von zehn waren am Grand Final beteiligt) bedachten zunächst sich selbst großzügig; Skandinavien (alle fünf in der Endrunde dabei) nicht minder. 281 Punkte bekam Dänemark am Ende, 234 Aserbaidschan, Ukraine 214, Norwegen 191, Russland 174, Griechenland 152 (und davon sechs aus Deutschland).

Das Typische beim ESC blieb gültig: Zypern gibt Griechenland wie immer zwölf Punkte, Israel gibt seinem sicherheitspolitischen Partnerland Aserbaidschan ebenso das meiste, die Niederlande und Belgien nehmen sich auch nix beim Schenken von Bestnoten – dafür haben Armenien und Aserbaidschan sich vollständig punktemäßig ignoriert: Was im Krieg miteinander liegt, findet auch beim ESC keinen Frieden.

Sieger der Herzen mit 12 Punkten aus Zypern: Koza Mostra aus Griechenland. Bild: dpa

Das Sicherheitsaufgebot beim ESC war wie immer enorm. Überall Absperrungen. Wer in die Halle wollte und sei es zum Arbeiten, musste Checks über sich ergehen lassen, die einer Sicherheitskonferenz in München würdig wäre. Die Polizei teilte vor dem Finale mit: Alles läuft gut, keine Unruhen, außerdem ist Israel schon im Semifinale ausgeschieden, das wecke also den Zorn der palästinensischen Bevölkerung von Malmö nicht mehr.

Zwei Tage zuvor hatte ein „Boykottiert Israel“-Protestzug in Malmös Innenstadt für gewisse bad vibrations gesorgt. Pfingstsamstag spazierte ein „Kippa-Walk“ durch Malmö – eine Art Solidaritätszug gegen antisemitische Haltungen in Malmö. Diese Demonstration war besser gelaunt und etwas größer als der für die Eliminierung Eurovisionslandes Israels.

Und die Show selbst? Wie immer. Durchschnittlich. Also ganz großes Kino. Sentimental, kitschig, erhebend, gefühlsfreisetzend. Mit Unterschieden zu anderen Jahren freilich. Schwedens SVT wollte billiger produzieren als die Sender Aserbaidschans, Deutschlands und Russlands. Keine summenverschlingenden LED-Lichtmeere, keine stadionhaften Bühnen, keine Spinnenkameras, wie sie 2006 eingeführt wurden. Man wollte sparen. Aber sah man das wirklich – dass der ESC etwas weniger Galerie Lafayette, dafür ein bisschen ein normaler Delikatessenladen sein sollte? Kaum zu glauben.

Deutlich lustiger als sonst

Die Details, auf die es ankam, waren konzis inszenieren. Allein für den Einfall des SVT, alle Länder in den Minuten der Eröffnung über einen Laufsteg auf halber Höhe der Arena catwalken zu lassen – das hatte olympischen Spirit. Und die vielen Jokies, die Moderatorin Petra Mede (alles am Körper – Jean-Paul Gaultier, wie immer für Menschen, die auf innere Beigeheit halten, ein Affront) lieferte, die Comedian Sarah Dawn Finer (sowohl mit ihrer Interpretation von Abbas „The Winner Takes It All“ als auch in der Rolle der näselnd Englisch parlierenden Lynda Woodruff – das war lustiger als sonst alles, was in einem gern staatstragend inszenierten ESC so geboten wird – eine Spur selbstironischer noch als 2011 Anke Engelke.

Die Künstler? Prima der Ungar ByeAlex mit „Kedvesem“, eine Mitsummgeschichte, die in Kreuzkölln hätte erfunden sein können; ein rockiger Isländer, der mit „Hell's Angels“-artigen Fingerringen starke Gefühle heraus gröhlt; eine maltesische Formation, die einfach nur ein freundliches, irgenwie loungiges Lied singt. Und ein Italiener, der, man muss es offen sagen, bei den heterosexuellen Frauen hinter den ESC-Kulissen sehr starke Resonanzen weckte; und eine minimalistisch orientierte Niederländerin, die erstmals in zwei ESC-Wochen lächelte. Charmant, gelegentlich rätselhaft, lustig auch – und extrem unterhaltend.

Der Rest umreißt das Übliche: viel Pyro, starker Einsatz von frisurverwehenden Windmaschinen, eine Menge Piff und Paff – da stimmte grosso modo alles. MTV Music Award oder andere Pop-Events im (globalen oder europäischen oder nationalen TV) – eine zum Gähnen anregende Veranstaltung dagegen.

taz
Jan Feddersen

taz-Autor und Redakteur für besondere Aufgabe fährt seit 1992 zum Eurovision Song Contest. Auf eurovision.de, die Netzplattform des ESC-Senders NDR, bloggt er seit 2008 regelmäßig zu dieser größten europäischen Kulturveranstaltung.

Vielleicht ist das das Beste an Emmelie de Forests Triumph, an ihrem Sieg im Plünnentextil und leicht angeföhnter Löwenmähne: Dass sie sich einem Sieg von Aserbaidschan, der Ukraine und Russland per Mikrofon in den Weg stellte. Ein ESC, der nächstes Jahr wieder in Baku, in Kiew oder St. Petersburg (so waren die russischen Pläne) stattfände, hätte die Menschenrechtsdebatte vom vorigen Jahr aufgerührt. Gut wäre das gewesen.

Dann hätte man die den ESC veranstaltende European Broadcasting Union (EBU) fragen können, ob sie nicht die Regeln verändern wolle: Mitmachen darf jeder – da die Eurovision kein geopolitisches Netzwerk ist, sondern ein televisionäres, dürften auch Länder wie Libanon, Ägypten, Algerien und Tunesien teilnehmen –, aber veranstalten nur dann, wenn die gewöhnlichen Menschenrechtsstandards eingehalten werden – und nicht nur in einem zeitlichen Korridor der ESC-Wochen (von den Proben bis zur Abreise nach dem Finale).

Ukraine, Russland, Aserbaidschan – finanziell hätten diese Länder alle keine Probleme, anders als Spanien, Griechenland und Italien, aber ein ESC in faktisch undemokratischen, autoritären Regimen? Sietse Bakker, ESC Supervisor bei der EBU, beharrt: Der ESC sei ein TV-Event, kein politisches. Das darf nicht naiv gelesen werden. Auch dieser Niederländer weiß, dass das eine vom anderen kaum zu trennen ist – er setzt aber mit dem ESC auf das Konzept von „Wandel durch Annäherung“. Wie einst bei der Ostpolitik der sozialliberalen Koalition seit den späten sechziger Jahren.

Aber in Aserbaidschan, so sagen Experten, so bestätigten es mir Freunde aus Baku hier in Malmö, hat der ESC nur die Fronten verhärtet: Das Regime der Alijews lässt, was politische und rechtsstaatliche Freizügigkeit wie Intensität angeht, nicht mit sich spaßen.

Deutschland nicht everybody's darling

Und Cascada? Sängerin Natalie Horler war enttäuscht, sie konnte nicht fassen, am Ende mit „Glorious“ nur auf dem 21. Platz gelandet zu sein. Erstaunlich, fürwahr. 30 Millionen verkaufte Tonträger, in Großbritannien, Skandinavien, Osteuropa - und trotzdem nur krümelige Punkte aus Albanien (3), Österreich (6), der Schweiz (1), Israel (5) und Spanien (3): 18 Punkte – das war zuletzt schlechter 2009 in Moskau mit dem 20. Rang durch den Act „Alex Swings Oscar Sings“ - ein arschgeweihter Rang, und nicht zu vergessen (oder eher doch) die No Angels, die 2008 nur den 23 Rang einfuhren.

Nächsten Freitag tritt Cascada – Natalie Horler und zwei Backing Vocals – auf den Färöer Inseln auf. In einer Mehrzweckhalle wird sie das Archipel zwischen Schottland und Island irgendwie rocken. Das kann sie, das konnten sie auch in Malmö. Stärkster Applaus in der Halle. Aber 18 Punkte – das ist eurovisionär gesehen ein Indiz in Punkten, dass Deutschland momentan in Europa nicht so everybody's darling ist.

Man könnte argumentierten: Ein Act, der „Glorious“ heißt und von einer absolut gutgelaunten Frau wie Horler performt wird – den will Europa nicht auch noch belohnt wissen. Es ließe sich sagen: Horler sang – auch, ohne es zu wissen, gegen einen Widerstand namens Angela Merkel an. Das war einfach zuviel – für drei Minuten und für einen Dancetrack, der ohnehin ein Evergreen wird!

Populärstes Unterhaltungsformat

Bis zu zehn Millionen Zuschauer guckten den ESC in der ARD, einschließlich aller Grand-Prix-Partys war das eine Menge, die diese Show zum wichtigsten, populärsten Unterhaltungsformat der ARD macht. Mit anderen Worten: Einen glamouröseren Zirkus mit sportlich-olympischen Appeal gibt es nicht. Dass er in den Kreisen der aufgeklärten Mittelschichten nicht so geschätzt wird – geschenkt. Mein Kollege Peter-Philipp Schmitt hat das in einem schönen Text ausgedrückt, was die Crux eigentlich ist.

Das ließe sich als Kritik am Hass auf die Kultur der Massen noch fortsetzen – auch als Aversion gegen eine traditionssatte Show, die durch keinen Expertismus überlebte, sondern vor allem und zunächst (über-)lebt durch den Fundus an Queerem, durch das Interesse von, sozusagen, nicht nur national orientierten schwulen Männern und lesbischen Frauen und Transmenschen und ihrer heterosexuellen Freunde (wie etwa Grünenchefin Claudia Roth).

Malmö 2013 – das war mal wieder die queerste Show des Eurovisionskontinents. Alles dabei. In Malmö hat es drei Stunden nach Ende der Sendung angefangen, kühl zu werden - und zu regnen: „Only Teardrops“.

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Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, zunächst in der Meinungsredaktion, dann im Inlandsressort, schließlich Entwicklung und Aufbau des Wochenendmagazin taz mag von 1997 bis 2009. Seither Kurator des taz lab, des taz-Kongresses in Berlin,und des taz Talks, sonst mit Hingabe Autor und Interview besonders für die taz am Wochenende. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, besonders des Eurovision Song Contest, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan, aktuell auch noch Bayer-Leverkusen-affin. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
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15 Kommentare

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  • E
    Erwin

    Schade ... aber ich meine -bin selber Künstler-

    die Dänin hatte genau Das, was unserer Vertretung

    eben fehlte. Natürlichkeit, Sensibilität und eine gewisse

    Offenheit im Blick, einen Hauch von Unverdorbenheit und

    Echtheit. In diesen Bereichen konnte Frau Horler nicht

    punkten. Letztlich kommt es doch noch mehr auf Sein

    als auf Schein an. Als ich Fr. Horler in den Proben sah,

    wusste ich, dass sie keine Chance hat.

  • M
    m.b.

    Das ist ein Musikwettbewerb und Cascada war eben einfach langweilig.Nichts was im Gedächtnis geblieben wäre. LaBrassBanda wären viel weiter vorne gelandet, denke ich. Kein Plastik-Pop und Deutschland hätte sich irgendwie selbstironisch dargestellt mit einem bayerischen Beitrag. Ich glaube das wäre gut angekommen.

    Wie auch immer, es gibt natürlich eine politische Dimension, weil einige Menschen ganz sicher die Regierung/Politik eines Landes auf den ganzen Rest projezieren oder so einen Wettbewerb als Kriegsersatz sehen, genau wie auch beim Fussball.Und gewisse Stammwähler bzw. Routinevergaben gibts auch, sicherlich.Aber wie schon erwähnt, auch bei Lena gab es eine Merkel und Deutschland war nicht sonderlich beliebt.Es scheinen also doch in erster Linie Song und Auftritt zu zählen.

    Mal ganz nebenbei ist Deutschland (neben F,UK,ESP) immer automatisch für das Finale qualifiziert. Das findet der ein oder andere bestimmt auch nicht fair.

     

    Nun habe ich viel zu viel über diese Sinnlos-Veranstaltung nachgedacht, die doch spätestens am kommenden Samstag wieder vergessen sein wird, denn beim Eurovision-Football-Contest wird die deutsche Seele dann ja dann mehr als wieder geheilt sein.

  • B
    Babydoll

    Loreen die jugendliche Unschuld vom Lande - na ich weiß nicht. Mystisches Erscheinungsbild, stakkatoartige Musik - noch dazu "Euphoria" betitelt -, psychedelische Scheinwerfergewitter, tranceartige Bewegungen und dann fiel auf der Bühne auch noch Kunstschnee - Unschuld ist irgendwie anders.

  • R
    Roland

    Schlechtes Abschneiden lässt sich einfacher und kürzer erklären: Unterdurchschnittlicher Song, mehr als offensichtlich geklaut, mittelmäßig dargeboten.

     

    Diese staatstragende, aufgeblasene Dramatik deutscher Medien, allen voran Herr Thomas Schreiber (seines Zeichens ARD-Unterhaltungschef), zeugen lediglich von Verfolgungswahn. Eine derartige Überbewertung der politischen Ebene des ESC, ist lediglich der hilflose Versuch von den eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken und beleidigt die Intelligenz aller Menschen.

     

    Und er zementiert letztlich einmal mehr das Bild was viele unserer Nachbarn von uns Deutsche haben... kleingeistig, überheblich und obendrein auch noch ganz schlechte Verlierer. Mit dieser Einstellung landen wir nicht nur beim ESC ganz weit hinten.

  • M
    Mongie

    Naja, vielleicht aber kam ein deutsches "The world is ours" dann doch nicht so toll beim europäischen Publikum an ...

  • G
    Gregor

    Merkel und Cascada sind der wahre Spiegel Deutschlands: Sie sind irgendwie nett. Sie singen alte Lieder, die keiner so richtig hoeren mag. Sie werden von der deutschen Presse beklatscht, weil kein Journalist so richtig weiss, was man an ihnen kritisieren soll. Sie treten auf Veranstaltungen auf, die als "die/das groesste XY Europas" bezeichnet werden. Gefaellt's euch, was ihr im Spiegel seht?

  • M
    Michael

    Jetzt die alte "Keiner-hat-uns-lieb"-Leier rauszuholen finde ich ein bisschen schwach. Wahrscheinlich hätte La Brass Banda nicht den ersten Platz erreicht, aber sie sind wenigstens originell. Mary Roos und co. sollte man in Zukunft nicht mehr die Auswahl treffen lassen.

  • VL
    vergessene Liebe

    Lach* ! Irgendwie hat der ESC doch ne´ Begründung... : Als Ästhetisches Happening reiner künstlerischer Ausdrucksfreude...

    ... die verschiedensten sozialen Kulturen der Teilnehmerländer ...

    ...in einem Kontext reiner Freude am musisch- poetisch expressiven der Verschiedenheiten...

    zu Freundschaft und Anerkenntnis zu stimulieren?

    --------------------

    Im Sinne, dass alle Teilnehmer am ESC so etwas wie `Blockübergreifende´ ...

    FREUDE-HARMONIE-HOFFNUNG und gemeinsame ästhetische Werte stimuliert bekommen...

    --------------------

    Dass die Idee des ESC - im Feld der musisch- kreativen Darbietungen jedoch zu einer Art ökonomisch- ideologischen `Kampfarena´ tendiert-

    ist ganz einfach SCHEISSE !!!

    --------------------

    Es gibt evtl. zu viele Pappköpfe, die da - mit ihren ökonomisch- ideologischen, rationalen Machtsystemen versuchen...

    --------------------

    Den freien kreativ- ästhetischen Ausdruck der Vielfalt der teilnehmenden Künstler im ESC von vornherein zu binden und auszubeuten...

    --------------------

    Und das ist sowas wie der `TOD DER FREIHEIT DER KUNST´!!!

  • R
    roger

    Na klar, Merkel ist Schuld, wer auch sonst???

    Freuen wir uns doch einfach, dass nicht die billige Vorjahreskopie gewonnen hat, das wäre ein denkbar schlechtes Signal für künftige Wettbewerbe gewesen. Ist ja nicht so, als hätte Deutschland nicht auch Alternativen gehabt, Stichwort LaBrassBanda.

     

    Wer sich über Einheitsbrei mokiert, aber den herausstechenden rumänischen Countertenor als "gruselig" und den Beifall für die rockende griechische Rembetiko-Ska-Band als "Mitleidsstimmen" abwertet - der redet sich auch die Cascada-Langweiler-Pleite auch mit Verschwörungstheorien schön.

    Passt scho, Feddersen.

  • L
    lalale

    wie gut oder schlecht "glorious" jetzt in maßstäben des ESC war möchte ich nicht beurteilen, da ich diese art musik generell nicht schätze... trotzdem bleibt zu sagen dass diese nummer eben kaum ein alleinstellungsmerkmal gegen die konkurrenz zu bieten hatte... und so gewinnt man eben nicht... es hat dieses besondere etwas gefehlt dass wenigstens ein bisschen aufmerksamkeit bringt... siehe die griechen...

    das ganze jetzt noch auf die politik zu schieben weil ja gerade alle die deutschen hassen... bei klein lena war deutschland politisch auch nicht everbody's darling und man hat trotzdem gewonnen...

    ok den ein oder anderen punkt mag es gekostet haben... vielleicht wären sogar die top 20 drinnen gewesen wenn frau merkel mit dem offenen geldsäckel durch europa touren würde... aber im endeffekt ändert dass nichts daran dass es eine nummer war die sich vom niveau des deutschen mainstream nicht im geringsten abhebt... und da ist das meiste nun mal eben uninspiriert und langweilig... und nicht für den nachhaltigen genuß geeignet...

  • T
    Thea

    Den jährlichen Ausnahmezustand gibt es in der TAZ inzwischen seit gefühlten 25 Jahren: Irgendwann zwischen Mai und Juni bekommt ein Redakteur dieser Zeitung zwei Wochen Narrenfreiheit, um uns in etwa 10 Artikeln mit der Promotion einer europäischen "Musikveranstaltung" zu belästigen, in der der Ballermann-Musikgeschmack der europäischen Humpta-fraktion zu sich selbst kommt. Nun ist dieses epochale Nicht-Ereignis wieder vorbei und Redakteur J.F. hat Entzugserscheinungen. Wir aber haben Bestrafungsbedürfnisse: Wir werden die TAZ und ihre Wochenendausgabe -wie seit Jahren schon- im Zeitraum der großräumigen Berichterstattung über dieses merkwürdige Event souverän am Kiosk liegen lassen. Das sind wir auch unserem Hund Dimitrov schuldig, der bei Tönen, die im Zusammenhang mit dieser Veranstaltung aus irgendwelchen Lautsprechern erklingen, in mitleiderregendes schmerzbetontes Jaulen ausbricht und sich stundenlang nicht wieder beruhigen lässt.

    WG Thadenstraße, Hamburg

  • WS
    wolfgang schulz

    Lieber Autor,

    wie wäre es denn mit der Annahme, dass der dt. Beitrag einfach zu schlecht für eine gute Platzierung war? Wenn ich mir so anschaue, was hinter D platziert war, so würde ich eher behaupten, "wir" sind noch gut davongekommen. Ich glaube überhaupt nicht an eine Abstrafung für Merkels Politik, an keine südländische Verschwörung gegen D. War Lena ein Betriebsunfall bei den Deutschlandhassern? Das Ergebnis Merkel in die Schuhe schieben zu wollen ist mit Verlaub absoluter Quark. "Cascada" hat das schon selbst verbockt. Bühnenbild und Bildsprache waren einfallslos. Wer hatte nur diese Idee mit der Treppe? Backgroundsängerinnen als Billiglöhner Lichtjahre entfernt von Horler, man hat zu keiner Zeit das Gefühl, hier würde eine Gruppe agieren, man kann sich emotional überhaupt nicht mit dem identifizieren, was da leidenschaftslos abgeliefert wir. Die "Performance" der Sängerin war live knarzig, von einer angeblicher Superstimme von Horler hab ich nichts gehört. Choreographie? Null. Und das Lied selbst war unter den Dancefloorangeboten mit Abstand das schlechteste im Wettbewerb. Wofür jetzt Horler nix kann, dass ist der übliche ESC-Sexismus. Die Leute wollen offensichtlich entweder barfüßige Jungfern (a la Lena oder Emilie de Forest) oder aufgebrezelte Ostschönheiten wie die Ukrainerin. Da kann "unsere" Vertreterin nicht gegen anstinken. Wenn man beim ESC Erfolg haben will, braucht man Authentizität, Überraschungsmoment, Originalität, Sexappeal und/oder einen halbwegs passablen Song. Das alles hatte D nicht zu bieten. Deshalb die Platzierung. Hab auf der Bühne keine Angie gesehen. Der Rest Europas ziemlich sicher auch nicht.

  • R
    rowboat

    Ich finde es irgendwie amüsant, daß zum Thema Cascada in deutschen Medien meistens nur darüber geredet wird, daß das doch eigentlich eine ganz tolle Performance war und wie nett Natalie Horler doch ist, usw. usf. Ist ja nicht falsch, aber Merkel hin oder her, es hätte vielleicht auch die Chancen verbessert, statt mit dem Gewinner vom letzten Jahr mit einem neuen Lied nach Malmö zu fahren. Na ja.

  • R
    rafael

    oh mann, natürlich. merkel ist schuld oder wie? wegen der der krisenpolitik?

    vielleicht liegts einfach daren, dass "glorious" schlecht war?

    aber hauptsache, deutsche können sich verfolgt fühlen. und sowas in der taz.

  • V
    viccy

    Was ist mit der Zwischensequenz, wo sich Schweden als kirchenkritisches Land präsentiert hat und u.a. auch Soldaten beim Schießen zu sehen waren? Ein Kuss unter Schwulen war auch zu sehen.

     

    Ist das nicht ´ne Menge politische Message gewesen? Vor einem Zig-Millionen-Publikum... Warum findet das in der taz keine Erwähnung?