piwik no script img

Kolumne LiebeserklärungAusgesperrte immer bei uns

Solidarität mit Paul Breitner! Der FC Bayern will seinen einstigen Kapitän nicht mehr auf der Ehrentribüne haben. Welch unwürdige Geste.

Schön war die Zeit: Uli Hoeneß (l.) und Paul Breitner 1973 beim Fotoshooting Foto: dpa

J a, Paul Breitner hat auch schon viel Quatsch erzählt in seinem Leben. Aber diesmal hatte er einfach recht, als er aussprach, was sich anscheinend niemand im Bayern-Umfeld zu sagen traute: dass nämlich Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und Präsident Uli Hoeneß mit ihrer Artikel-1-wir-beschimpfen-jetzt-mal-die-anwesenden-Journalisten-und-treten-gegen-unseren-ehemaligen-Spieler-nach-Pressekonferenz Scheiße gebaut hatten.

„Es geht immer um die Familie, die FC-Bayern-Familie“, hatte Breitner im Bayerischen Rundfunk mit Blick auf Uli Hoeneß gesagt: „Und dann müssen die Kinder heute sagen: Für den Papa müssen wir uns jetzt mal gewaltig schämen.“

Papa Hoeneß fand das gar nicht lustig. Aber Humor, Selbstkritik, eine gewisse Distanz zu sich selbst sind ja eh nicht seine Sache. Und so entschied der FC Bayern, Breitner von der Ehrentribüne zu verbannen. Jenen Breitner, der sich jahrelang mit Hoeneß ein Hotelzimmer teilte, der sich und den Uli mal mit einem alten Ehepaar verglich. Der Dokumentarfilm „Die Profis“ hat das alles wunderschön festgehalten, als er ebenjene beiden Profis in der Saison 1978/79 begleitete.

Es waren Breitner und Hoeneß, die die Bayern aus den zwar erfolgreichen, aber am Ende finanziell wie sportlich desaströsen 1970er Jahren führten. Hoeneß vom Büro aus, Breitner auf dem Platz. Breitner kämpfte, dirigierte, gab dem rumpeligen Bayern-Fußball Anfang der 80er ein bisschen Glanz – und verdiente sich das, was ihn später zum Ehrenspielführer werden ließ. Eine Auszeichnung, die ihm eigentlich zwei Ehrenkarten für jedes Heimspiel des FC Bayern garantiert. Bis ans Lebensende.

Oder bis ihm nahegelegt wird, da­rauf zu verzichten. Uli Hoeneß hat nun genau das machen lassen und dafür gesorgt, dass sein alter Kumpel von der Ehrentribüne verbannt wird. Da kann der FC Bayern noch so sehr beteuern, dass alle im Klub gemeinsam so entschieden hätten: Wenn die letzten Wochen eines gezeigt haben, dann dass bei Hoeneß aus „Mia san mia“ längst „Der Verein bin ich“ geworden ist.

Es ist eine unwürdige Geste. Die Fans haben sich beim Heimspiel gegen Benfica dann auch gleich auf Breitners Seite geschlagen – und ihn in Sprechchören gefeiert. Für Breitner gilt jetzt auch die alte Parole der Ultras: Ausgesperrte immer bei uns!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Jürn Kruse
Ist heute: Redaktionsleiter bei Übermedien und freier Autor. War mal: Leiter des Ressorts tazzwei bei der taz. Davor: Journalistik und Politikwissenschaft in Leipzig studiert. Dazwischen: Gelernt an der Axel Springer Akademie in Berlin.
Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Die beiden stehen noch für eine ehrliche Spielergeneration... Habne vernünftige schwarz/weiße Schuhe getragen beim Fußball und waren einfach noch Vorbilder für die Jugend!

  • "Mia san mia" kann Herr Hoeneß zwar sagen, aber als gebürtiger Schwabe zählt er nie und nimmer zu dieser Fraktion.



    Übrigens wenn die fußballerische Leistung von Herr Paul Breitner mit den Herren Beckenbauer und Hoeneß seriös verglichen wird, steht Herr Paul Breitner über beiden.



    Der bayerische Kaiser Herr Franz Beckenbauer spielte stets mit der Unterstützung der ganzen Mannschaft. Die Unterstützung der Bildzeitung war ihm auch gewiss, das agieren im Schoße seines geliebten Freistaat Bayern, spielte ebenfalls eine gewichtige Rolle.



    In den USA spielte er vergleichsweise beim FC Tengelmann und beim HSV war auch nicht viel los.



    Wo bitte hat Herr Hoeneß besonders außergewöhnliches geleistet.



    Er überlebte einen Flugzeugabsturz, das war aber keine Leistung von Ihm, das war halt ein Bay.- ach so, ich meine natürlich ein Schwabendusel.



    Übrigens Herr Bastian Schweinsteiger hatte vergleichsweise eine ähnliche Unterstützung von der Bildzeitung, diese konnte er aber mangels Qualität im Vergleich zum bayerischen Kaiser nicht nützen.



    Heute spielt Herr Fußballgott Bastian Schweinsteiger als Superstar und Leader auch beim FC Tengelmann.



    Wann wird Herr Fußballgott Bastian Neuschwanstein von Herr Thomas Müller, dem derzeitigen Pressesprecher des Stern des Südens und der Nationalelf beim FC Tengelmann abgelöst.



    Zu guter Letzt: Herr Paul Breitner spielte nie beim FC Tengelmann er spielte bei Real Madrid, er war auch derjenige der immer selbstbewusst auftrat, auch dann wenn die Herren Beckenbauer und Hoeneß vor Unsicherheit über Ihre eigenen Füße stolperten.

  • Huch - ist da eben in Chinesisch.Bayern ein Sack Würste - ääh Reis umgefallen??!