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Kolumne LiebeserklärungJaaaaa!

Zuletzt ging es viel um Gewalt und „Nein heißt nein“. Zeit, sich mit Sex und dem viel schöneren Wort „Ja“ zu beschäftigen.

Das Ja ist die Königin des Sex Talk, egal ob geflüstert oder geschrien Foto: Imago/Westend61

A m Donnerstag waren sich Politikerinnen über Parteigrenzen hinweg einig: „Nein heißt nein.“ Das müsse der Grundsatz des Sexualstrafrechts in Deutschland sein. Noch während im Bundestag die erste Lesung zur Überarbeitung der entsprechenden Paragrafen lief, diskutierten Männer auf Twitter, wie das nun mit dem Nein genau funktionieren solle.

Einer frotzelt: Sex „nur noch mit Vertrag – oder im Beisein von Zeugen“. Ein anderer ruft: „Sabotage heterosexueller Beziehungen“! Der Feminismus mache lustvolles Sexspiel kaputt.

Liebe Verwirrte, wenn ihr Gewalt von Sex nicht unterscheiden könnt, Ablehnung eine so schwer nachvollziehbare Kenngröße ist – oder schlicht zu negativ –, dann haltet ihr euch am besten an das Ja.

Ein Ja ist eindeutige Zustimmung und kann außerdem wunderbar gestöhnt werden. Erst ist das J noch ein bisschen zurückgenommen, hängt mit seinem unteren Schwung dem Moment davor nach. Das a am Ende dagegen, der offene Vokal, lässt eine dramatische Steigerung zu mit ebenso offenem Ausgang. Jaaaaaaaaaa! Ja heißt ja. Das ist weder kompliziert noch lustfeindlich.

Wer auch hier der persönlichen Einschätzung nicht vertraut, kann die „Yes to Sex“-App nutzen. Das von einer Frau aus North Carolina entwickelte Tool funktioniert ganz einfach: Beide Parteien sagen am Anfang einmal Ja ins Telefon und legen ein Codewort fest. Dann ist die Zustimmung als Beweis aufgenommen. Falls beim Sex etwas passiert, dem eine Person nicht zustimmt, fällt das Codewort.

Die „Yes means yes“-Regel

Die App verweist so auf einen Bereich, der auch mit dem Grundsatz „Nein heißt nein“ unklar bleibt. Wer etwa betrunken auf einer WG-Party einschläft und im Rausch vergewaltigt wird, hat nicht Nein gesagt. Aber eben auch nicht Ja. Das Fehlen einer Zustimmung kann auch ein Nein sein.

In den USA gilt die „Yes means yes“-Regel bereits an einigen Universitäten. Tenor vieler Empörter auch hier: Die Eindeutigkeit mache den Sex kaputt. Dabei ist das Ja die Königin des Sex Talk! Geflüstert oder geschrien, ist es das wohl am häufigsten genutzte Wort um das große O herum. Ja. Oh ja. Jaaa.

Die App ist ein Lustkiller, mag sein, aber anscheinend verstehen manche ein einfaches Prinzip nicht: Wer wissen will, wie einvernehmlicher Sex geht, fängt bei den Bedürfnissen der Person an, mit der man schläft. Inspiration dafür gibt’s etwa im Song „My neck, my back“ von Khia. Ja? Ja!

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Katrin Gottschalk
Vize-Chefredakteurin
Stellvertretende Chefredakteurin der taz seit April 2016. Vorher Chefredakteurin des Missy Magazine. Aufgewachsen in Dresden. Schreibt über Kultur, Feminismus und Ostdeutschland. In der Chefredaktion verantwortlich für die digitalen Projekte der taz. Jahrgang 1985.
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4 Kommentare

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  • Nicht immer hat man das Glück, PartnerInnen zu finden, die in der Lage sind, im Alltag mit ihrem Drang nach sexuellen Kontakten umzugehen. Die meisten Frauen und Männer werden sich damit arrangieren und wenn sie schlechte oder unangenehme Erfahrungen machen, sagen: "habe es ja überstanden, ist vorbei, beim Nächsten wird es besser". Oder auf darauf verzichten, seine Sexualität mit Anderen zu teilen. Wer aber Opfer von Sexualstraftaten wird, sollte die Möglichkeit haben, den Täter oder die Täterin anzeigen und vor Gericht stellen zu lassen. Einmal, um damit vielleicht weitere Straftaten zu verhindern, zum Anderen, um die Chance zu erhalten, das Geschehene für sich aufzuarbeiten und ggf. auf die Suche nach Menschen zu gehen, bei denen man "Ja" zu sexuellen Kontakten sagen kann und die ein "Nein" verstehen, akzeptieren und damit umgehen können.

     

    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

  • Cool, dass jetzt Raptexte als Anleitung für einvernehmlichen Sex gelten sollen. Allerdings bezweifle ich, dass die Autorin einen entsprechenden Text von einem männlichen Rapper (gibt ja zuhauf S*uck my D*ck Texte) auch als so empfehlenswert erachtet hätte.

  • Ja!

  • Sex ohne Liebe funktioniert. Ist aber hinterher schal. Ich empfehle Sex nur mit Liebe. - Außerdem: Lieber gut masturbiert als schlecht gefickt.