Kolumne Leipziger Vielerlei: Fortschreitende Verklumpung Leipzigs
Durch die Woche mit Fatty McFatberg, den Klumpianern und tonnenweise Vlies.
E s geht ein Gespenst um in Leipzig. Durch dunkle Rohre, Pumpen und Kanäle wandelte es bislang unbemerkt umher. Doch mit der Heimlichtuerei ist es nun vorbei. Immer mehr Pumpen verstopft das feuchte Toilettenpapier im Leipziger Kanalnetz. Im Jahr 2016 waren das allein 300 Stück.
Gnadenlos verfangen sich die Vliestücher in den Antriebswellen und verwickeln sich zu riesigen Knäueln, steinhart wie Beton – Verzopfung nennt das der Fachmann. Denn anders als herkömmliches Faserpapier lösen sich die Tücher nicht in Wasser auf. Dabei gehören sie eigentlich in den Hausmüll und nicht in den Abfluss. Und das Geschäft mit dem Vlies boomt.
Ein Blick in die Welt gibt Aufschluss, was feuchtes Toilettenpapier alles anrichten kann. Kürzlich bemerkten Kanalarbeiter im Londoner Osten einen bestialischen Gestank. Sie folgten der Duftspur und trauten ihren Augen nicht: ein 150 Tonnen schwerer Klumpen verstopfte die Kanalisation.
Feuchtes Toilettenpapier und weggeschüttetes Bratfett waren eine unheilvolle Allianz eingegangen. „Fatty McFatberg“ tauften die Londoner das Ungetüm. Mehr als zwei Wochen brauchten die Kanalarbeiter, um es ans Tageslicht zu hieven. Drohen diese Verhältnisse bald auch in Leipzig?
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Dann sollten wir wenigstens vorbereitet sein und einen praktischen Umgang mit den Klumpen finden. Da sie hart wie Beton sind, bringt es nichts, sie zu bekämpfen. Stattdessen sollte man ihr Potenzial nutzen. Als Imagekampagne könnte man etwa einen blau-gelben „Messestadtklumpen“ als neues Stadtemblem etablieren.
Mit einem Mahnmal könnte Leipzig eine Vorreiterrolle einnehmen, aus der ganzen Welt würden Touristengruppen in die Kanalisation strömen. Vielleicht gründet sich dabei auch gleich eine neue Religion. Noch in hundert Jahren wird man aufgeregt von den Klumpianern berichten. Und falls im schnell wachsenden Leipzig mal das Baumaterial knapp wird: eine betonähnliche Masse ist zügig angerührt.
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