Kolumne Langhans im Dschungelcamp: Lost in Paradise
Warum 68er-Ikone Rainer Langhans im Dschungelcamp schwarz trägt und Kandidatin Indira ihn als "Vollnull" bezeichnet - die tägliche Kolumne von seinen Haremsdamen.
I n der Tagesschau kämpft Brisbane mit der Sintflut. Hilfe! Hallo Rainer, schwimmt ihr schon? Es krächzt am Ende der Welt. Alles geflutet? Wir skypen in den trockenen Palazzo Versace, bevor die Spieler heute mit dem Heli ins Dschungelcamp fliegen und dann einen sechsstündigen Fußmarsch mit Rucksack überstehen müssen. Da ist er verpixelt, aber zu erkennen.
Wir trauen der Skype-Kamera nicht: Rainer trägt schwarz! Ein richtig teurer Bademantel, sagt er, der sonst IMMER weiß trägt. Steht ihm gut, finden wir unisono. Ziemlich entspannt, ruhig. Business as usual. Dabei hat Indira ihn schon heftig angemailt: "Du Vollnull, bist voll spießig und null authentisch". Er hatte in einem Interview ihre Body-Aufrüstung kommentiert, die chirurgische Überhöhung als überflüssig bezeichnet. "Du Greis", wütete Indira weiter.
Zu groß ist ihre Investition in ihren Körper - und dann sagt einer "Nö", das ist unerträglich. So kann man nicht mit dem sensiblen Jungvolk umgehen, mahnen wir beide noch. Die Messer werden unaufhaltsam gewetzt? Nix, ich Tarzan, du Jane? Rainer dämpft: Sympathisch seien die Frauen. Indira, Sarah, Gitta, Eva - auch die Männer. Interessante Gruppe mit ernsthaften Ambitionen zur friedlichen Gruppendynamik. Geht das im Dschungel? Hm.
Sympathisch sei ihm auch Mattieu, sagt Rainer. "Hab mal mit ihm geschmust", erinnert Jutta, "Lichtjahre her". Bei uns Vorreitern "Kommune" schon fast ein Leben lang, auch in weiblicher Version. Harem. Die alte Ehe ist tot! Eine Utopie, die jetzt im Dschungel massenmedial real wird und per RTL (wer hätte das gedacht?) direkt in aller Wohnzimmer kriecht.
Wir nicken uns zu, während Rainer weiter berichtet: Vom Flughafen aus ging es gleich mit Riva-Boot in den Luxus-Bunker. Erdrückender Reichtum im Renaissance-Stil, sagt er. Darin vergoldete Russen mit heißen Botox-Dicklippen-Frauen. Sie flanieren an den Pools, hinter all dem diskret erreichbar: der Privathafen mit seinen Luxusjachten. Wir stellen uns vor: Vor solcher Kulisse unser kleiner Rainer mit abgerissen wirkendem Gandhi-Look und seinem Kopfstandstuhl im Pappkarton. Welten ...
Die 68er-Ikone Rainer Langhans zieht für die fünfte Staffel von "Ich bin ein Star - holt mich hier raus" ins Dschungelcamp von RTL. Seine Haremsdamen Christa Ritter und Jutta Winkelmann schreiben darüber eine tägliche Kolumne und in ihrem Blog www.merah.de.
Samsara! Fast 100 km südlich von Brisbane dämmert hier das grüne Herz Australiens. Great Deviding Range heißt es auf Google Map. "Und??" Rainer weiter: Um die Sendung kümmern sich fast 300 Leute. Produktion, Sender, Manager, Presse. Seine kleine Reisetasche aus Leinen hätten die riesigen Godzilla-Koffer der anderen auf dem Band fast zerquetscht. Der Rasierer sprang an und so ist die Batterie leergelaufen, die sonst lang genug reicht. So sei er nach 33 Stunden Anflug hier lädiert aber tatsächlich in den Tropen gelandet.
Papageien flattern am Fenster vorbei, bunte Vögel überall, auch Ibizen. Ibizen? Christa, Ibisse, eine Vogelart! Was ist denn das? Das Silikon von Indira? Jutta, bleib sachlich. Also weiter, Essen sei schlecht im guten Hotel, sauteuer. Frühstück 40 Euro - aber ein Healthfoodstore in der Nähe, Brigitte (Rainers Begleiterin) sei Dank. Sie hat sich durch den Regenwald geschlagen.
Gestern hätten die Camper für Bild die Koala-Bären gestreichelt und danach das Dschungel-Fitting absolviert: Ranger-Outfit, irgendwie Guantanamo-Style. Dazu Filzhut mit angesteckter kleiner Feder gegen die heftig brennende Sonne, Wanderstiefel, ein Paar Strümpfe, die man selbst waschen muss. Vermutlich oft - und das an einem Bach, der in das gemeinsame "Waschbecken", einen (künstlichen) Teich fließt.
Rainer darf vegan essen und seine Stiefel sind auch friedlich lederfrei. Man fand sie vor Ort bei den Hare Krishnas. Unbedingt Stiefel - gegen giftige Schlangen, Skorpione, Zecken, Spinnen. Wenn die beißen, sollte man "Snake!" schreien oder zum Dschungel-Not-Telefon greifen. Damit Dr. Bob rettend aus dem nahen Sanitätshäuschen herbei eilt. Die Skype-Verbindung krächzt, als hätte sich die halbe Welt eingewählt. "Hörst du uns noch?" Wasser, darin Bullenhaie, könnte nach einem evakuierten Brisbane sogar in Richtung Süden strömen, unken wir. "Alles okay!" lacht Rainer. Noch. Der Dschungel ruft. Die Leitung steht: Uaaaaaaaaaaaaaaahhaaaahhhhhhhhhaaaaaaaaaaaa!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Christian Lindner
Die libertären Posterboys
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Olaf Scholz’ erfolglose Ukrainepolitik
Friedenskanzler? Wäre schön gewesen!
Rücktrittsforderungen gegen Lindner
Der FDP-Chef wünscht sich Disruption
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht