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Kolumne KreaturenFußliebende Fische und scheue Elche

Probleminsekten, Biber, Schmetterlinge und immer wieder Störche: Wem man auf einem Roadtrip durch Lettland und Litauen so alles begegnet.

Dreizehn lettische Störche. Eine okaye Ausbeute. Foto: imago/Martin Vogt

1 . Störche: Während in Deutschland das Label „Storchendorf“ jedes brandenburgische Durchschnittsdorf zur Top-10-Destination der Region adelt, sind die Tiere in Litauen und Lettland so verbreitet wie Spatzen in Berlin. Aus dem anfänglichen großen Hallo bei jeder Storchensichtung wurde auf unserer Reise bald nur noch ein pflichtbewusst gemurmeltes „Da links ist wieder einer“. Nester unter drei Insassen wurden gar nicht mehr ernst genommen.

2. Elche: soll es geben. Wir haben keinen gesehen. Vermutlich nur ein Gerücht.

3. Fische (Salzwasser): Die Ostsee beheimatet verschiedenste Fischarten, es gibt wurstförmige (Aal), wärmflaschenförmige (Flunder), maiskolbenförmige (Hering) und natürlich fischförmige (Dorsch, Lachs). An Land hingegen gibt es nur eine Sorte: Räucherfisch.

4. Bären: Siehe ▶Elche.

5. Zecken: Zecken sind der Talk unter Baltikumreisenden. Litauen und Lettland liegen inmitten eines tiefroten Flecks auf der europäischen Frühsommermeningoenzephalitiskarte, und Borreliose gibt es hier noch gratis obendrauf. Also ging es vorher zum Impfen, ein Jahresvorrat Autan und eine Zeckenkarte wurden gekauft und in den ersten drei Tagen nach jedem Schritt in mehr als zwei Zentimeter hohes Gras panisch der gesamte Körper abgesucht. Zahllose unschuldige kleine Spinnen mussten dabei ihr Leben lassen, einfach nur, weil sie ganz vielleicht eine Zecke ähnlich sehen (racial profiling). Nach einer zeckenlosen Woche war das Ganze kein Thema mehr.

6. Bremsen: Das wirkliche baltische Probleminsekt. Bremsen übertragen zwar keine Krankheiten mit lateinischen Namen, aber ziepen wie die Pest. Es gibt sie in allen Landesteilen.

7. Biber: Siehe ▶Bären.

Hart an der Grundlinie: litauische Raupe. Foto: M. Brake

8. Schmetterlinge: Dutzende Arten leben auf der Kurischen Nehrung, ein besonders großes, schwarz-weiß-oranges Exemplar gesellte sich beim finalen Zeltabbau zu uns. Während wir ein komplexes System aus funktions- und wohnungsgetrennten Kisten befüllten, aß der Schmetterling seelenruhig unsere Frühstücksreste, indem er seinen Rüssel darin rührte und diesen dann ableckte. Fast wäre er mitgekommen, denn er hatte sich in einer Marshmallowpackung verirrt. Ob die große Raupe, die wir auf dem campingplatzeigenen Tenniscourt von der Außenlinie pulten und die sich mit der Kraft ihrer zahlreichen Beinchen am Boden festklammerte, ein Verwandter des hungrigen Gesellen war, ließ sich nicht herausfinden.

9. Luchse: Siehe ▶Biber.

10. Fische (Süßwasser): Der lettische Fluss Gauja ist für Kanufahrer wie dieses Einstiegslevel in Videospielen, wo jeder Schritt mit großen Pfeilen erklärt wird und man noch nicht sterben kann. Die Gauja ist so breit und ruhig, dass man selbst mit verbundenen Augen nicht an ihre Ufer stoßen würde. Bei einer Badepause trafen wir eine seltsame Fischart, kleine, farblose Wesen, die größten vielleicht zehn Zentimeter lang. Sie schwammen nicht weg, wenn man ihnen nahe kam, im Gegenteil: Hielt man still, fingen sie schon bald an, die Füße und Beine mit ihren Mündern zu bearbeiten. In anderen Teilen der Welt zahlt man viel Geld für so etwas!

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Michael Brake
wochentaz
Jahrgang 1980, lebt in Berlin und ist Redakteur der Wochentaz und dort vor allem für die Genussseite zuständig. Schreibt Kolumnen, Rezensionen und Alltagsbeobachtungen im Feld zwischen Popkultur, Trends, Internet, Berlin, Sport, Essen und Tieren.
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1 Kommentar

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  • ein Artikel zum Anbeissen, kleine Ergänzung: Zum Schutz vor Zecken gibt ein Gesamtkonzept. Nachhaltige Alternativen sind ist passende Kleidung, Zecken-Wissen u.v.m. Von den Tausenden Zecken, die ich (beruflich) gesammelt habe, hat mich nur eine kleine Larve erwischt, und die war vom Kopierer geflohen, als der warm wurde, s. http://schaedlingsbiologie.de/files/content/img-menu_oben/ES-Zecken-Vater-Mutter-Kind+Baby.jpg . An dem Tag war ich müde - also selber schuld. Schließlich wusste ich, dass die Larven viel grabschiger sind als Nymphen und erwachsene Zecken.

    Bevor ich gemerkt habe, dass der "Mückenstich" Beinchen hat, hatte das Kerlchen schon mehrere Tage neben der Armbanduhr oben auf meinem Handgelenk gesessen. Erst die dunkle Farbe meines Bluts in seinem durchscheinenden Körper offenbarte seine wahre Natur http://schaedlingsbiologie.de/files/content/img-menu_oben/eingebohrte%20Zeckenlarve.jpg .