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Kolumne Generation CamperGeschlechter­kampf im Badezimmer

Keine Emanzipation der Frauen ohne ein richtiges Klo. Ein Besuch im Badezimmer-Museum Hans Grohe im tiefsten Schwarzwald.

Debatte um Transgender-Toiletten an einer Highschool in Georgia Foto: Imago/ZUMA PRESS

U ff!“ stöhnt mein Begleiter, „Frauen und Bäder …“ Er denkt laut vor sich her, unschöne, frauenfeindliche Gedanken, mitten beim Sightseeing in diesem großartigen Badezimmer-Museum von Hans Grohe. Ich habe ihn hierher gelotst, in den tiefsten Schwarzwald. Wo man als Tourist eigentlich Kuckucksuhren und Bärenparks erwartet, produziert auch diese weltbekannte Spe­zialfirma für Bäder und Sanitär.

Es ist ein Gang durch 100 Jahre Badezimmerkultur. Man schlendert durch zeitgeistig-stilechte Szenarien. Jedes dieser Badezimmer wirkt auf mich wie die Manifestation eines zivilisatorischen Fortschritts. Menschenfreundlich, unaufhaltsam. Ein echter Aufstieg vom Außenklo zum Badeparadies.

Man betrachte die Anfänge: notdürftig vernagelter Donnerbalken neben einem Steintrog, an dem man sich notfalls waschen muss, auch bei Kälte, Sturm und Schnee. Nein, ich will niemanden bekehren – aber gerade hier fällt mir Ban Ki Moon ein, der UN-Generalsekretär, und sein beherzter Einsatz für Klos und Sanitäres. Kein Witz: An jedem 19. November ist Welttoilettentag. Ban Ki Moons Begründung: der Schutz der Frauen vor Übergriffen und Vergewaltigungen.

Jede dritte Frau auf der Welt habe keinen Zugang zu sicheren Toiletten. Frauen hätten unter geschlechtsspezifischer Gewalt, Krankheiten und unter Schamgefühlen zu leiden, wenn sie einen Platz suchen, um ihre Notdurft zu verrichten. Die „öffentliche Defäkation“, so Ban Ki Moon, müsse unbedingt beendet werden.

Von den weltweiten Problemen mit Trinkwasserversorgung weiß inzwischen alle Welt – aber was weiß man schon von den sanitären Bedingungen, der Hygiene, den Abwässern? Und den menschlichen und gesundheitlichen Folgen?

„Keine Emanzipation der Frauen ohne ein richtiges Klo!“ trumpfe ich auf, „keine Unversehrtheit, keine menschliche Würde, keine Gesundheit, keine Sicherheit!“ Ja, Badezimmer sind ein Frauenthema. Und grundlegender, als mancher Mann gern glauben möchte.

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8 Kommentare

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  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    "Hans Grohe im tiefsten Schwarzwald" und von daher am besten Donnerbalken für All*in, um das Thema dorthin zu lenken, wo es hingehört...

  • Man kann auch aus jedem Thema eine Emazipationsdebatte quetschen.

  • Ich dachte mir schon immer das Feminismus für den Lokus ist. Danke das dies hier bewiesen wird. Der Feminismus hat im Westen wohl fertig, wenn er keine Themen mehr findet die wirklich Relevanz haben (erst die ständige Statistiklüge des "Pay Gap" und wenn die nicht mehr zieht dann eben das Klo...).

     

    Mal ehrlich... ich weiß ja das es noch viele Gegenden (wenn auch weiter weg) gibt, wo dies tatsächlich ein Problem ist. Aber glaubt die Autorin das es hilft, hier im Westen einen kleinen Artikel darüber zu schreiben? Wird jemand von unserer Regierung das lesen und per Soforthilfe Geld für den Bau von Bädern "rüberschicken"? Merkel ist zwar viel zuzutrauen wenn es um das ausgeben von Geld geht. Aber ich glaube hier eher nicht.

    Hilft die Autorin irgendwie noch auf andere Art?

    • @Sang:

      Soso, Feminismus ist also "fürs Klo". Sagen Sie bitte, verehrter SANG": Was zwingt Sie, hineinzufassen?

       

      Ich denke, Sie haben einfach nicht kapiert, worum es geht. Es geht um (in dem Fall biologisch bedingte) Machtgefälle, die leichter zu ertragen sind, wenn der unterlegene Teil das Gefühl hat, einen gewissen Einfluss zu haben auf die Dinge, die geschehen - oder eben auch nicht. Das mag Kosmetik sein, hilft allerdings dem Selbstbewusstsein auf die Sprünge. Das wiederum hilft, positive Lösungen zu finden und sich nicht in seiner Opferrolle einzuigeln. Noch nie bemerkt, wie das zusammenhängt? Sie tun mir leid!

       

      Ich bin kein Fan großer Konzerne, die zwar auch Frauen ausbeuten, aus Imagegründen aber außerdem Museen stiften. In dem Fall allerdings scheint die Eitelkeit mal was bewirkt zu haben, wenn auch noch längst nicht bei jedem.

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @mowgli:

        Mowgli schnappt aber auch jedes Stöckchen, das Ihr hingehalten wird.

         

        "Sie tun mir leid!"

  • In unseren Breiten ist das Thema Badezimmer ein Luxusthema und hat nichts mit Frauenrechten und erst recht nicht mit Menschenrechten zu tun. Die Situation von Menschen (ob Frauen oder Männern), die in hygienisch problematischen Verhältnissen leben müssen mit uns Wohlstandsmenschen, denen das Badezimmer vielleicht nicht schick genug ist zu vergleichen ist einfach nur peinlich. Das dann noch als feministisches Thema zu verkaufen ist dann gleich doppelt peinlich.

    • @Velofisch:

      Sie schreiben wie ein Blinder von der Farbe, VELOFISCH. Wenn es stimmt, dass Leuten, die in Empathie nicht sonderlich geschult sind, eigene Erfahrungen helfen können beim Verstehen, wünsche ich Ihnen eine Wanze aufs Klo. Eine von der Sorte, mit der die Staatsmacht kontrollieren kann, was sie da treiben - und wann sie erfolgreich zugreifen kann.