Kolumne Geht's noch?: Wem gehört Palma
Links – das heißt doch immer Verbote und Gängelung: Jetzt soll es sogar Einschränkungen für Airbnb auf unserer Lieblingsinsel Mallorca geben!
K ein Airbnb mehr in Palma de Mallorca? Aus für die individuellen Unterkünfte, diese Überraschungseier in bester City-Lage, erschwinglich und mit dem Versprechen eines unkomplizierten Urlaubs unter Freunden?
Das rot-grüne Bürgermeisteramt von Palma – gebildet aus der Ökopartei MÉS (Mehr für Mallorca), den Sozialisten und der linksalternativen Gruppierung Podemos – wird spätestens ab 1. Juli die Vermietung über Internetplattformen wie Airbnb und Homeaway in der mallorquinischen Hauptstadt untersagen. Die Balearen machen damit aktive Umwelt- und Tourismuspolitik: Ab Januar 2020 werden auch Plastikteller, Plastikbesteck, Plastikbecher und Plastikstrohhalme verboten.
Auf die Strohhalme können wir gerade noch so verzichten. Aber wir alle haben uns an die unkomplizierten Silicon-Valley-Kreationen Airbnb & Co. gewöhnt. Sie sollen in Zukunft in der Hauptstadt der beliebtesten Mittelmeerinsel nur noch in einigen Randbezirken buchbar sein. Ein herber Schlag für preisbewusste Globetrotter!
10.000 bis 20.000 Ferienwohnungen werden so nach Schätzung dem Markt – also uns allen! – entzogen. Die Freiheit, immer mehr Wohnungen in bester Lage zur Cash-Cow umzugestalten, wird beschnitten. Die Einnahmen waren mitunter für die Besitzer fünfmal höher als Mieten bei langfristigen Verträgen. Die vorgeschriebene Lizenz dafür war aber nur für gerade mal 645 Einheiten beantragt worden.
„Wir wollen die Stadt vor allem für Einheimische wieder bewohnbar machen“, erklärt Mallorcas Bürgermeister Antoni Noguera. Die touristische Nutzung von Wohnraum sei mit dafür verantwortlich, dass in den vergangenen fünf Jahren die Mietpreise in Palma um 40 Prozent gestiegen seien. Vor allem professionellen Spekulanten, die mehrere Wohnungen kaufen und dann auf dem Internetmarkt vermieten, soll Einhalt geboten werden. Viele alteingesessene Einwohner können sich die gestiegenen Mieten nicht mehr leisten, kleine Lebensmittelgeschäfte müssen Bars und Boutiquen weichen. Das Leben verschwindet aus der Innenstadt, die Touristen übernehmen.
Unser Herz mag links schlagen, der Geldbeutel wiegt schwerer. Airbnb bietet reizende Schnäppchen, zentral, trendig, schnell buchbar. Wir sollten uns trösten und der rot-grünen Koalition in Palma dankbar sein: denn sie schützt nicht nur den Wohnraum für Einheimische, sondern vielleicht auch die Echtheit unseres Sehnsuchtsziels Palma.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Sport in Zeiten des Nahost-Kriegs
Die unheimliche Reise eines Basketballklubs