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Kolumne EierNie mehr binär. Oder doch?

Dass man Männer mit „Eiern“ und Frauen mit anderen Körperteilen assoziiert, ist hart daneben. Warum tut diese Kolumne das trotzdem?

Geschlechter gibt es viele, Körper gibt es viele. Wann lohnt sich dennoch binäres Denken? Foto: dpa

M an gibt derlei Sachen ja alles andere als gerne zu, dennoch: Diese Kolumne hatte natürlich von Anfang an ein Problem. Ein Problem, das schon in ihrer Grundprogrammierung besteht und das immer wieder Glitches und Bugs erzeugt hat, entgegen den besseren Absichten des Autors.

Denn die Kolumne heißt „Eier“ und handelt von Männern. Merken Sie was? Natürlich merken Sie was, denn Sie haben mich all die Jahre ja immer darauf hingewiesen, wenn ich etwas wieder zu binär gedacht, formuliert, argumentiert hatte. Zu sehr verharrt war im Muster „hier Frauen, da Männer“. Und obendrein vergessen hatte, dass Körper so divers sind wie Geschlecht. Kurzum: dass nicht alle Männer „Eier“ haben und nicht alle Menschen mit „Eiern“ Männer sind. Das gilt nur für cis-Personen. Und selbst da nicht immer.

Sie haben mich all die Jahre immer darauf hingewiesen, wenn ich etwas wieder zu binär gedacht, formuliert, argumentiert hatte. Zu sehr verharrt war im Muster hier Frauen, da Männer. Danke hiermit fürs Aufpassen!

Danke hiermit fürs Aufpassen. Das Problem ist aber natürlich auch, dass ich „Eier“ eben symbolisch meine. So wie „Eier haben“ eben anerkennend gemeint und gleichzeitig mit Männlichkeit assoziiert ist. Während die Eier selbst, sowohl die echten als auch die gemeinten Hoden, ziemlich fragil sind und nur für äußerst wenige Dinge nützlich. Eben diesen patriarchalen Knacks wollte ich bearbeiten: dass immer wieder offenkundig Nebensächliches, Unwichtiges oder Unnützes in Hauptsachen, Wichtigkeiten und Unentbehrlichkeiten umgedeutet wird, sofern es dabei um das Konstrukt „Mann“ geht. Sowie eben andersrum. Folgen Sie mir noch?

Die absolute Unsinnigkeit der fast bedingungslosen Ehrerbietung für alles (symbolisch) Männliche wollte ich karikieren, und das funktioniert meistens am besten, indem man sich mitten in die Logik des Binären reinwirft – so lange (und es dauert meistens nicht lange), bis sich herausstellt, wie fragil das alles ist.

Die binäre symbolische Ordnung

Von daher ja: Binarität is over, let’s smash it. Trans Menschen leiden darunter, nichtbinäre, bi, pan und genderqueere Menschen, sie alle müssen viel zu viel erklären, sich viel zu viel wehren, weil die übergroße Mehrheit davon ausgeht, dass es nur zweierlei Geschlecht gibt. Und das ist einfach nicht wahr. Es wird auch immer schwerer, das aufrechtzuerhalten.

Eine Ausnahme würde ich machen, wenn es um die binäre symbolische Ordnung geht, die sich durch unser ganzes Erleben zieht. Die unser Tun und Reden einordnet in gut und schlecht, in normal und deviant, je nachdem als wer wir wahrgenommen werden. Die dafür sorgt, dass dieser oder jener Lebensentwurf uns das Leben schwer macht oder nicht, einfach abhängig davon, ob wir, nun ja, „Eier“ haben. Und um all das zu verstehen, muss man ab und zu ein bisschen binär denken. Aber nicht mehr als nötig, ja?

Und weil Sie das mittlerweile ja auch hervorragend ohne mich beherrschen, ist dies die letzte Folge „Eier“. Nächste Woche gibt’s an gleicher Stelle etwas Neues von mir. Ich freu mich, wenn Sie wieder dabei sind.

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Peter Weissenburger
Autor
Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Medien.
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5 Kommentare

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  • Ja schon, binär: Halte ich jemand für weise oder borniert? Danach sortiere ich mir meine Leute aus, mit denen ich gerne Zeit verbringe. Nur danach. Und auch die Artikel, die ich lesen will. Eier fand ich unterhaltsam UND weise. Weise schließt ja Humor immer ein. Schade, hätte gerne noch mehr dazu gelesen.

  • Mit Tucho - binär gesprochen:

    “Was macht ein Sommerloch - wenn es verschwindet?



    Setzt es sich ab in die Materie?



    Oder geht es zu einem anderen Sommerloch?



    Um ihm sein Leid zu klagen.“ Who knows?

    Hier aber steht letztendlich - drittes zu beklagen:



    Gedroht - “Sehn uns wieder - in ein paar Tagen.“



    &



    Uns aber bleibt - viertens & sodann.



    ”Nur ungern nimmt der Handelsmann…“



    &



    Den Rest verrät Volkers 👄 - Sodann! 😈

    unterm—-servíce -



    “Zur soziologischen Psychologie der Löcher

    Daß die wichtigsten Dinge durch Röhren gethan werden. Beweise: erstlich die Zeugungsglieder, die Schreibfeder und unser Schießgewehr.



    Lichtenberg



    .......



    Kaspar Hauser



    Die Weltbühne, 17.03.1931, Nr. 11, S. 389,



    wieder in: Lerne Lachen.“ Eben - ohne zu Weinen



    www.textlog.de/tuc...chologie-1931.html

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      Wer die Latte so hoch auflegt, braucht sich nicht zu wundern, wenn Andere lieber drunter durchlaufen ... oder die Sprungsanlage gnzlich meiden. ^^

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - Rat naht

        “Zusammengetrennt... Niemehr binär. Darauf Bitte ein Bit.







        Habe immer noch Probleme mit der "neuen" deutschen Rechtschreibung. Miuss es heißen: "Einer, der wieder kommt..." oder "Einer, der wiederkommt."?“

        Gänzlich - klar - “wiederkommt“ -



        Sprungsanlage - weniger frommt.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Lowandorder:

          Sprachrastellis wie wir müssen sich doch darüber keine Gedanken machen. Überlassen wir das den Berufenen der Sprachpolizei ...

          Mein 'gänzlich' kam ja auch ganz ohne 'ä' aus.