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Kolumne Dumme weiße MännerRegierung der Quotenmillionäre

Donald Trumps Kabinett ist Arbeitsbeschaffung für ungeeignete weiße Männer. Witze sind überflüssig, denn Trump macht sie zu Ministern.

Ölkonzerne machen jetzt direkt US-Außenpolitik: der Ölboss Tillerson wird Außenminister Foto: reuters

W arum er darauf geachtet habe so viele Frauen in seinem Kabinett zu haben, wurde Justin Trudeau, Kanadas Premier, im vergangenen Jahr gefragt. Wie James Bond guckte er in die Runde und sagte süffisant: „Weil es 2015 ist.“ Nicht nur waren 15 von 30 Minister_innen im Kabinett Frauen, sondern auch die Nachkommen nicht-weißer Einwanderer_innen sowie Indigene fanden einen Platz an der Macht. Das Kabinett solle so vielfältig aussehen wie Kanada, sagte Trudeau.

Nun haben wir 2016 und Fortschritt ist keine Einbahnstraße. Donald Trump hat seinen Außenminister gekürt, einen weißen Mann, den Chef des Ölkonzerns Exxon Mobil. Damit dürften alle jemals gemachten Witze über die Rolle des Öls in der Außenpolitik der USA hinfällig sein. Und auch sonst sieht Trumps Kabinett nicht annähernd aus wie das vielfältige Land von Einwanderer_innen, das noch heute Ressourcenkämpfe mit den Ureinwohner_innen austrägt: Von 15 bisher verteilten Posten gingen zehn an weiße Männer.

Und was für welche! Alle weiteren Witze kann man sich sparen, denn Donald Trump macht sie zu Ministern. Der Ölboss wird Außenminister, der Klimawandelleugner leitet die Umweltschutzbehörde, der Fake-News-Verbreiter wird Geheimdienstkoordinator, ein Missachter von Arbeitsgesetzen wird Arbeitsminister, ein Gegner von Bürgerrechtsgruppen wird Justizminister, der neue Gesundheitsminister ist gegen die Krankenversicherung und General James („Es macht Spaß, Leute zu erschießen“) Mattis wird Verteidigungsminister.

Die Comedy-Sendung „Daily Show“ fragt zu Recht: Wenn alle den Posten bekommen, für den sie am wenigsten geeignet sind, wer wird dann Innenminister? Osama Bin Laden?

Nicht, dass es bei Trump gar keine Frauen oder Nichtweiße gäbe, aber hier wird deutlich, wie sehr Rechte Diversity-Politik und Quoten missverstehen. Nach der Logik bekommen Leute nämlich Posten weil sie kompetent sind und außerdem noch einer Minderheit angehören, doch für Rechte bleiben sie „Quotenfrauen“ und „Quotenmigranten“, die nur ihren „Minderheitenbonus“ ausnutzen.

Und so kommt es wohl auch, dass sie bei der eigenen Politik meinen, irgendeinen Schwarzen in die Regierung zu setzen, sei bereits ausreichend. Oder wie wurde Ben („Ich bin nicht fähig, eine Bundesbehörde zu leiten“) Carson jetzt doch noch Wohnungsbauminister? Wenigstens war der einzige Schwarze im Kabinett so ehrlich, das einzugestehen, was für alle seine Kollegen gilt: Menschen mit Politikhintergrund sind in der künftigen Regierung eine Minderheit.

Trumps Kabinett zeigt, woher das falsche Verständnis von Diversity-Politik kommt: Offensichtlich reicht es aus, ein superreicher weißer Mann zu sein, um an Posten zu kommen – selbst wenn man ansonsten völlig ungeeignet und inkompetent ist. Und so beschafft sich die mächtigste Minderheit der Welt ihre Jobs: mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für dumme weiße reiche Quotenmänner.

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Lalon Sander
Datenjournalist
Lalon Sander ist Datenjournalist. Sein Schwerpunkt liegt in der Aufbereitung von Datensätzen zum Klimawandel.
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14 Kommentare

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  • Noch so ein Haßartikel gegen Trump. Man sollte ihn 1 Jahr regieren lassen. dann kann man immer noch urteilen. (Meinetwegen sogar mit der antiamerikanischen Haßkappe)

  • Frei nach dem Motto "Entdecke auch Du den Trump in Dir"...

    http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/extra_3/Ich-trumpe-jetzt,extra12136.html

  • Wenn ich die Oligarchie in ihrer reinsten Bedeutung erklären sollte, dann will ich mich neben Russland zukünftig auf die Trump-USA beziehen.

    Es sieht nicht danach aus, als würde das Amt US-President Trump mäßigen.

    Gut zusammengefasst, Herr Sander!

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Käme es anders, wären wir doch alle irgendwie enttäuscht, oder?

    Der Mann ist halt konsequent.

  • "...selbst wenn man ansonsten völlig ungeeignet und inkompetent ist."

     

    Wir werden mit ihm leben müssen. Natürlich ist es ungewohnt, dass ein Mann wie Herr Tillerson selbst Außenminister wird. Meist bezahlen diese Leute Lobbyisten und Politiker, um ihre Interessen durchzusetzen. Ihn als völlig ungeeignet und inkompetent darzustellen ist jedenfalls mindestens ignorant, wenn nicht gar "unklug". Um einen Weltkonzern zu leiten, muss man über viele Fähigkeiten verfügen. Neben Organisationstalent für die Beherrschung des Apparates benötigt man auch diplomatisches Geschick, um die Interessen des Konzerns bei Regierungen durchzusetzen.

     

    Also Spott ist nicht sinnvoll, auch wenn man die politischen Ansichten von Herrn Tillerson nicht teilt.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Zur Kompetenz für das Amt eines US-Außenministers gehört schon mehr, als das Verhandlungsgeschick zu rein monetären Gewinnabsichten.

      • @lions:

        Meinen Sie wirklich, dass die Verhandlungen so langweilig sind? Dabei geht es um viele Dinge. In der Hauptsache darum, die eigenen Interessen möglichst weitreichend durchzusetzen. Nichts anderes macht ein Außenminister.

  • Trump muss ja ein ganz toller Präsident sein, wenn jede einzelner Minister von ihm in der deutschen Presse zelebriert wird?







    Ich verfolge die US Politik seit über 30 Jahren, ich kann mich nicht an einen Präsidenten erinnern, bei dem die Nominierung der Minister überhaupt ein Thema war. In meiner Erinnerung tauchen nur Verteidigungs- oder Aussenminister auf, die eine Rolle in der deutschen Presse gespielt haben. Bis dato wusste ich noch nicht mal, dass sie einen Wohnungsbauminister haben.







    Merkt ihr eigentlich noch was?







    Ihr, die Presse, seit es, die solche Leute aufbauschen bis zum erbrechen und sie damit aufblasen zum Heilsbringer, zum grossen(!) Änderer, zum Neuen

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Der Justin wäre doch auch ein super Grüner! Identitätspolitik bis zum Abwinken aber bei wirtschaftlichen Themen durchaus auch mal in der Lage eine Partei vom Kaliber der CSU rechts zu überholen.

    Aussagen wie „Weil es 2015 ist.“ zeigen das auch sonst die richtige Einstellung vorhanden ist. Kein „Argument“ ist zu peinlich, solange es von der richtigen Gesinnung zeugt.

     

    Trudeau ist übringends auch ein weißer Mann. Nicht das ich das wichtig fände aber mir scheint Sie haben das bei all der Begeisterung wohl total übersehen.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    "Warum er darauf geachtet habe so viele Frauen in seinem Kabinett zu haben, wurde Justin Trudeau, Kanadas Premier, im vergangenen Jahr gefragt. Wie James Bond guckte er in die Runde und sagte süffisant: „Weil es 2015 ist.“ Nicht nur waren 15 von 30 Minister_innen im Kabinett Frauen, sondern auch die Nachkommen nicht-weißer Einwanderer_innen sowie Indigene fanden einen Platz an der Macht. Das Kabinett solle so vielfältig aussehen wie Kanada, sagte Trudeau."

     

    Mit einer teenagerhaften Begeisterung für Justin Trudeau disqualifiziert man sich als seriöser Journalist.

    https://www.youtube.com/watch?v=rh5uAwCY58E

    https://www.youtube.com/watch?v=l8wQrM5jTWc

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Warum? Etwa, weil konservativen Hardlinern jegliches Humorverständnis abgeht?

       

      Zitat:

      Garneau [Trudeaus Vorgänger als Vorsitzender der Liberalen Partei] accused Conservatives of "trying to take advantage of this for cheap partisan reasons.''

       

      "If you look at the entire transcript, you'll see that Justin Trudeau spoke very seriously about the situation in Ukraine, and anyone who's been on 'Tout Le Monde En Parle' knows what kind of show it is,'' he said, adding in a post-question period scrum: "I smell fear.''

       

      Aber klar, bei Youtube reichte der Platz gerade mal für einen einminütigen Ausschnitt aus der Talkrunde. Ist halt immer mal ein bisserl eng im Internet...

       

      Trudeau redete auch nach der Aussage über China noch ein bisschen weiter.

       

      "You know, there's a level of admiration I actually have for China because their basic dictatorship is allowing them to actually turn their economy around on a dime and say ‘we need to go green fastest...we need to start investing in solar.’ I mean there is a flexibility that I know Stephen Harper [damaliger kanadischer Präsident der konservativen Partei] must dream about of having a dictatorship that he can do everything he wanted that I find quite interesting.

       

      But if I were to reach out and say which...which kind of administration I most admire, I think there's something to be said right here in Canada for the way our territories are run. Nunavut, Northwest Territories, and the Yukon are done without political parties around consensus. And are much more like a municipal government. And I think there's a lot to be said for people pulling together to try and solve issues rather than to score points off of each other. And I think we need a little more of that.

       

      But Sun News can now report that I prefer China."

       

      Soviel zu den "halben Geschichten", und von wem sie hier tatsächlich geliefert werden.

    • 3G
      33523 (Profil gelöscht)
      @10236 (Profil gelöscht):

      Man könnte auch mal dazu sagen das Trudeau nun nicht grade der Underdog ist als den man ihn gerne ausgibt. Sein Vater war ab 1968 für 16 Jahre ebenfalls Premier. An solchen Dynastien nimmt man in den USA zu Recht anstoß. In diesem Fall scheint es viele einfach nicht zu kümmern.

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @33523 (Profil gelöscht):

        Handelt es sich bei Vater & Sohn schon um eine Dynastie?

  • Nüchtern betrachtet ist Trumps Personalpolitik vor allem Eines: Konsequent.

     

    Es mag zwar für uns "aufgeklärte" (und damit weit links vom US-Mainstream stehende) Europäer eine Horror-Wahl nach der anderen sein. Aber wenn man nunmal eine konservative bis reaktionäre und natürlich extrem wirtschaftsnahe Agenda verfolgt, dann sind diese Leute genau die richtigen. WITZIG - oder vielmehr lächerlich -, Herr Sander, ist aber keine dieser Nominierungen. Lächerlich sind allenfalls linke Realitätsverweigerer, die versuchen, sich davor hinter ihrem Spott zu verkriechen: Globale Klimaziele mit DIESEM Kabinett 15 Jahre zurückgeworfen, (die wir leider nicht haben) - einfach totkomisch...

     

    Und jetzt nochmal was zu paritätischer Stellenbesetzung: Es spricht nicht gerade für den Anspruch an eine Stelle, wenn man bei ihrer Besetzung wirklich ohne Kompetenzverlust frei wählen kann, welchen biologischen, ethnologischen oder gesundheitlichen Hintergrund der Inhaber mitbringen sollte. Bei echten Knochenjobs ist man froh, überhaupt EINEN Menschen zu finden, der ihn wirklich ausfüllen kann, und wenn dieser Mensch eine Frau, ein Schwerbehinderter oder meinetwegen auch ein rothaariger Zentralafrikaner ist, dann ist das Zufall.