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Kolumne Die eine FrageDie Partei des sanften Realismus

Wir reden nicht mehr von 8,4 Prozent, sondern in Bayern von 18, in Baden-Württemberg von 30 Prozent. Warum wächst das Vertrauen in die Grünen?

Wahlkampfplakat mit Tarek Al-Wazir Foto: ap

A bgesehen von hessischen Bürgern mit handfesten Interessen geht es bei der Landtagswahl in Hessen um die Festlegung einer Stimmung der Zeit. Das Neue: Ihr Gradmesser sind die Grünen. So erscheinen in diesen Tagen unzählige Artikel: Warum sie jetzt toll sind, warum sie weiterhin blöd sind, was sie für Frisuren haben, warum sie bald abstürzen. Besonders Clevere platzieren Artikel über angeblich grassierenden „Ökowahn“, um Wähler abzuschrecken.

Nun sind wir alle – einschließlich Grüne – weit von sozialökologischer Politik der realistischen Radikalität entfernt, die es braucht, wenn man die Erderhitzung usw. angehen wollte. Der Wahn ist das Fehlen von Klimapolitik. Aber bitte, das ist meine Position.

Die entscheidenden Fragen klären sich jedenfalls nicht zwischen „links“ vs. „rechts“, weil auch das Problem in der digitalen Arbeitswelt nicht mehr die Ausbeutung von Menschen ist, sondern ihre Bedeutungslosigkeit. Die gesellschaftliche Konfrontation verläuft zwischen liberal und illiberal und die politische in letzter Konsequenz zwischen real und irreal.

taz am Wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Präsident Trump und andere zunehmend nationalistische Regierungen müssen die Erderhitzung ignorieren, weil sie nicht in Landesgrenzen zu lindern ist. Sie flüchten ins Irreale. Nun stellt sich das Problem, dass auch die Volksparteien, die die liberale Moderne im 20. Jahrhundert vorangebracht haben, bei den zentralen Zukunftsfragen des 21. Jahrhunderts, also Umgang mit China, Klimawandel und Künstliche Intelligenz keine realistische Politik machen oder zumindest in der Schublade haben.

Errungenschaften der Moderne

Wir haben dadurch ein Vakuum in dem Teil der Gesellschaft, der die Errungenschaften der liberalen Moderne bewahren will, inklusive eigenen Wohlstands – und sich fragt: Wie? Hier gibt es zunehmend eine Projektion von den Grünen als Partei der vernünftigen Leute, die das Alte und das Neue zusammenbringen könnte.

Diese Idee, dass die Grünen bundesweit vernünftige Leute seien, ist eine neue Projektion, aber es ist vor allem auch eine Selbstprojektion.

Die taz bei der Hessen-Wahl

Nach fünf Jahren Koalition mit der CDU boomen die Umfragewerte der Grünen. Warum? Das versucht taz-Redakteurin Dinah Riese an diesem Wahlsonntag herauszufinden. Ihre Stationen:

10.50 Uhr, Offenbach. Grünen-Spitzenkandidat Tarek Al-Wazir gibt seine Stimme zur Hessenwahl ab. Zum Video Teil 1 und Teil 2

12.40 Uhr, Frankfurt-Nordend. Bezahlbarer Wohnraum war ein großes Thema im Wahlkampf. Ein Gespräch mit dem Mieterbund. Zum Video

14.00 Uhr, Flughafen FFM. Ausbau, Fluglärm, Feinstaub – klingt nach grünen Themen. Aber Anwohner*innen sind nicht so glücklich. Zum Video

16.06 Uhr, Wiesbaden. Es ist Mürvet Öztürks letzter Tag im Landtag. Aus der Grünen-Fraktion ist sie 2015 ausgetreten. Zum Video

17.00 Uhr, hessischer Landtag. Zeit für eine Analyse mit taz-Hessenkorrespondent Christoph Schmidt-Lunau. Zum Video

17.55 Uhr, Wahlparty der Grünen. Vermutlich wird hier gleich laut gejubelt. Zum Video

18.35 Uhr, hessischer Landtag. Grünen-Spitzenkandidat Tarek Al-Wazir spricht. Zum Video

20.05 Uhr, hessischer Landtag Fazit. Zum Video

Hier gibt es noch mehr Livevideos der taz

Deshalb gehen alle Analysen schief, die die alten Grünen-Zuschreibungen und Klischees beschwören, sowohl vom Superökozottel als auch von der verlogenen Biomutti im Plug-in-SUV. Diese Pornofantasien sind genauso gestrig wie die vom neolichthupengeilen FDP-Porschefahrer. Wir reden nicht mehr von 8,4 Prozent, sondern in Bayern von 18, in Baden-Württemberg von 30 Prozent. Kurzum: Die „Grünenwähler“ sind keine Grünenwähler mehr, wie wir sie zu kennen glaubten.

Es sind – ich trau's mich kaum zu sagen – normal vernünftige Leute. Sie wählen die Grünen nicht aus Pietismus, Moralismus oder um sich von ihrer „Sünde“ reinzuwaschen, gut zu leben. Sie wählen sie in der Hoffnung, dieses gute Leben in der liberalen und europäischen Moderne mit Grün eher zu bewahren als ohne. Das ist nicht selbstsüchtig, das ist normal.

Die Grünen werden also nicht mehr gewählt für ästhetische Distinktion und auch nicht mehrheitlich für radikales Ökotum. Sie werden nicht gewählt, damit sich „Lager“ durchsetzen, die es nicht gibt. Sie werden zunehmend gewählt, weil sie die bürgerliche Mitte glasklar gesellschaftsliberal besetzen. Darauf kann man sich verlassen, anders als bei allen anderen Hü-Hott-Parteien. Ihr Alleinstellungsmerkmal aber ist der sanfte Realismus.

Wenn die Leute den hessischen Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir sehen, dann sehen sie ganz offenbar einen vernünftigen Kerl, dem man vertrauen kann. Auch etwas anvertrauen. Das beinhaltet, Stimmungsstand heute, auch das höchste politische Amt in Hessen.

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Peter Unfried
Chefreporter der taz
Chefreporter der taz, Chefredakteur taz FUTURZWEI, Kolumnist und Autor des Neo-Öko-Klassikers „Öko. Al Gore, der neue Kühlschrank und ich“ (Dumont). Bruder von Politologe und „Ökosex“-Kolumnist Martin Unfried
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12 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Was hier als „sanfter Realismus“ bezeichnet wird, hat doch eher was von der gnadenlosen Freundlichkeit der Asiaten, die ihr Gegenüber mal eben weglächeln, ohne jemals den Hauch einer Angriffsfläche zu bieten.

    Wenn's dem Peter zu wohl wird, geht er auf's Eis.



    „Da draußen, ja, man glaubt es kaum, fällt manche Krähe tot vom Baum.“

    gutenberg.spiegel....er-eispeter-4113/1

    • @Rainer B.:

      Ha no. Immergriien - dess paschd scho. Liggers.

  • Die Unterscheidung, die laut Artikel alles entscheiden können soll, ist real/irreal... really? Das ist ja so frühes 20. Jahrhundert, here u go: hier ist die wirklich wirkliche echte Wirklichkeit, die Grünen haben den Realitätstest gefunden, da können Kant und Heisenberg nur noch staunen, endlich, geht doch: ein Schritt zur Seite, schon gucken sie auf Sprache und Welt und sehen aus dem off, was echt voll wahr und real ist und so. Gut, das hat sich beim jungen Wittgenstein auch schon mal so angefühlt, aber der wollte dann die Leiter weghauen und die Klappe halten.



    Die Grünen dagegen erklimmen noch die nächste Sprosse, und von da aus sehen sie den heißen Scheiß: Wer festlegen kann, was real ist, der hat die Macht; wovon man nicht sprechen darf, darüber muss man schweigen.



    Drum ist die Unterscheidung links/rechts sehr wohl noch immer relevant.

    • @Heide Gehr:

      ;) - “Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen.“

      Aber uns Peterle is halt - Adornist.



      &



      Deswegen - trac tussiert - er so vor sich hin. Superhypert - solche: “Blödmann“ - Lindner - den - “In einem Wort - SOWASVONVERZICHTBAR“ ähnliches.



      &



      Hier zum - VXXLten - Gaahrp. Newahr.



      Aber. Normal.

  • Na Servus



    &



    Ei wie? - “Asch hinne - vonne Knie*¿*“

    Ja ja - 's Peterle un sei Mon’fa‘ht. Gelle*¡* - …'s alswie - Grii Blatt un Soß.



    & Er & de Leutz. Kerle Kerle*!*

    “Wenn die Leute den hessischen Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir sehen, dann sehen sie ganz offenbar einen vernünftigen Kerl, dem man vertrauen kann. Auch etwas anvertrauen.…“ Dem ahl Babbsack*¿*



    Mach Bosse*¡* - 's a ahl Ferz!

    Ei - sischer dess. Dess - jaha - dess kenne meer scho . Ganz ausbouffiert de Hessebub - saran Aanzichsder. Gelle:



    “Am 29. März 2007 forderte der Bündnis 90/Die Grünen-Abgeordnete Tarek Al-Wazir den Rücktritt Bouffiers als Innenminister,[31] weil dieser sich weigerte, Stellung zu den rechtsradikalen Umtrieben der Personenschützer von Michel Friedman zu beziehen.[32] Weil Bouffier im Juli 2009 seinen Parteifreund und damaligen Vizepräsidenten des Polizeipräsidiums Mittelhessen Hans Langecker ohne vorheriges Auswahlverfahren zum Präsidenten der hessischen Bereitschaftspolizei ernannte, forderte die SPD im März 2010 Bouffiers Rücktritt. Ein Mitbewerber für das Amt hatte zuvor beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof das Auswahlverfahren angefochten und Recht bekommen.…“

    & Däh! …loggäää von‘ Hogggäää:



    Schwaa’z/Grriieen*!;)) mit dee ahl Hackfress!



    &



    * Ha noi!!! ”Sie werden zunehmend gewählt, weil sie die bürgerliche Mitte glasklar gesellschaftsliberal besetzen. Darauf kann man sich verlassen, anders als bei allen anderen Hü-Hott-Parteien. Ihr Alleinstellungsmerkmal aber ist der sanfte Realismus.“

    kurz - “Stell dir vor - diesmal geht’s.



    &



    Keiner kriegt‘s hin.“ Eben.

    Na Mahlzeit

    unterm—- ;)) conclusio - oh oh!;))



    Danke - Herr Neuss - alte Kiffnase.



    &



    Aber Hallolalöchen …mit öchen:



    Mr. FjuterU2 le chefle vande Report & de Au&Tooor - Ha no: Träum weiter - Jung. Gellewelle.



    &



    KleinerTipp - van uns Ol früheren Verlobten: “Jung. Geh ins Bett - nen besseren Witz! Gelle.



    Machste heute nicht mehr.“

    BitteGern. Ja - Si’cher dat&Sowieso.



    No! Normal & Dannichfür …servíce.

    • @Lowandorder:

      “Die Partei des sanften Realismus - " Noch frisch*¿* - na mailmerma - sisch:

      "Wie antwortete der SUV-Fahrer auf die Frage:



      "Was tun Sie gegen den Klimawandel?"







      "Ich wähle jetzt Grün!"



      (Dann riecht es nicht so nach Benzün)"

      Normal. Gellewelle.



      Alles PU - oder was.

  • Die entscheidenden Fragen klären sich durchaus noch zwischen links und rechts, wie ja auch die Diskussionen um sozialverträgliche Energiewende und Perspektiven für Arbeitnehmer im Kohlebergbau, um die mangelnden Aufstiegsperspektiven im deutschen Bildungssystem, um die wachsende Ungleichheit in industrialisierten Staaten, um die Prekarität der Gigeconomy etc zeigen.



    Allerdings haben die Leit- (und nicht so Leit)medien ein paar Jahrzehnte damit zugebracht, der wahlberechtigten Bevölkerung einzutrichtern, dass linke Alternativen unrealistisch seien. Und unter den wirtschaftsliberalen Parteien gibt es halt nur eine sozialliberale.

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    "Die entscheidenden Fragen klären sich jedenfalls nicht zwischen „links“ vs. „rechts“, weil auch das Problem in der digitalen Arbeitswelt nicht mehr die Ausbeutung von Menschen ist, sondern ihre Bedeutungslosigkeit. Die gesellschaftliche Konfrontation verläuft zwischen liberal und illiberal und die politische in letzter Konsequenz zwischen real und irreal."



    Ach so die Ausbeutung ist mit der digitalen Arbeitswelt verschwunden, wie zauberhaft. Der digitale Kapitalismus basiert also auf gerechter Bezahlung und geringen Lohnunterschieden, hört, hört. Herr Unfried das mag die Wirklichkeit in ihrem Videogame" Mittelstand für alle" seîn, aber in der wirklichen Welt gibt es immer noch Prekarität, Ausbeutung und gravierende Lohnungleichheit, vor allem bei I-Unternehmen wie Amazon und Uber. Deshalb gibt es auch noch soziale Klassen mit gegensätzlichen Interessen und sozial ist immer noch links und liberal rechts, das lässt sich nicht wegfabulieren. Und wenn Grüne wie Sie das nicht begreifen, wird es nach dem Höhenflug dann doch eine Bruchlandung geben. Ökologisch und sozial sind in unserer modernen Gesellschaft untrennbar miteiander verbunden, denn marktliberal hat bei der Ökologie völlig versagt, siehe Hambach.

    • @82236 (Profil gelöscht):

      Ja - anschließe mich.

      Mann - muß schon ziemlich benagelt sein. Um diese Zusammenhänge nicht -



      Schlicht um schlicht - 0 um 1 - zu realisieren.

  • Sie übersehen hierbei aber die m.E. nicht zu vernachlässigende Menge an Stimmen, die langsam verstehen, dass die Zusammenhänge komplexer sind und nicht mit einem hohen Kontostand zu lösen sind, sondern uns alle treffen.



    Die verstehen, dass wir in einigen Bereichen radikalere Lösungen brauchen als nur "ein wenig sauberere Betrugsdiesel" und "ganz sicher unbedenkliche Ackerchemie".

    Alles, was passiert, ist letztlich Ökologie - on the long run kommt die Rechnung immer von dieser Adresse. Und das ist langsam nicht mehr ignorierbar.

    Alle anderen Parteien bieten nur Kosmetik und "Augen zu und durch" oder "abwarten" - damit rennt man aber immer weiter in die Sackgasse und das merken immer mehr.

  • Der Artikel klärt das wichtigste nicht: Warum wird den Grünen vergeben, was der SPD nicht verziehen wird: Beteiligung an Hartz IV, an der Schwächung der Rente, dem aktuellem Bellizismus in Deutschland. Das ist das, was Grüne zusammen mit der SPD angerichtet haben.



    Es liegt auch an der unkritischen Berichterstattung (die kritische konzentriert sich auf die SPD). D.h. würde die taz über die Grünen die Wahrheit erzählen, wären's gleich schon mal 5% weniger.

    Aber vielleicht kann man einfach nicht alle unzuverlässigen Pferde gleichzeitig schlachten. Wenn schon die SPD unter die Erde muß, laßt uns einfach so tun, als wären die Grünen einen Mü besser. Was zar nicht stimmt, aber den Habeck lächeln läßt. Damit er uns in Zukunft mit seinem freundlichen Gesicht weiter die Unmenschlichkeiten des Neoliberalismus verkauft, bis auch das verpufft und der Übergang in den Nationalsozialismus 2.0 endgültig geschafft wird.



    Der Erfolg der Grünen ist zur Zeit nichts weiter als ein systemstabiliserender Irrtum.

    • @eremit:

      ;)) anschließe mich



      & a.E. - Yes! So brave.



      Mit - After Shave - Ja wie*¿*

      Aber Hallo!!! Brief&Siegel!



      Griiiieeen - WhattsApper? Newahr



      Normal.



      Njorp.

      unterm—-Münte by Grriieenn - Grrr*!*



      “Wer nicht arbeitet - darf aber saubere Luft atmen!“ Aber nur - doch doch. Solange uns - der Vorrat reicht.



      & Däh! Newahr.



      Unter den Brücken - darf schließlich auch niemand mehr - aus wassertechnischen Gründen - schlafen.



      Reich&Arm - Gleichermaßen.

      kurz - Die Griieens vandenFD/CDU/SPD.



      Waren/Sind für Gleicheren im Gleichen



      &



      Bildung - muß sich halt. Lohnen.



      &Däh! Da von griieen&altersher. Gelle.



      Gilt der alte Van-de-Kretsche Leersatz:



      “Erst privat löhnen - dann lernen!“



      Drum - bedichfürAngie&Gumminasium

      Na Mahlzeit