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Kolumne Die eine FrageDr. Merkel und Mrs. Merkel

Peter Unfried
Kolumne
von Peter Unfried

Warum gibt es plötzlich zwei Bundeskanzlerinnen, die gute grüne und die schlechte grüne? Verkrustetes Denken steckt dahinter.

Gute Merkel, schlechte Merkel? Foto: dpa

M ist, die alte Merkel ist weg. Hurra, die neue Merkel ist da. Im Spiegel der vergangenen Woche haben zwei Redakteure Positionen bezogen, hinter denen zwei aktuelle Prototypen des politischen Denkens (oder Fühlens) aufscheinen. Beide sind verkrustet.

Der eine Typus hält Kanzlerin Merkels Flüchtlingspolitik für falsch, weil angeblich grün und damit unvernünftig. Er selbst ist erwachsen und wählt längst CDU. Grüne Politik ist für ihn ewiger Kindergarten. Er hat sich von der neuen Merkel entfremdet.

Der andere Typus hält Merkels Flüchtlingspolitik für großartig, weil grün oder links und eben nicht CDU. Er hat noch nie CDU gewählt und hält das für eine beachtliche Lebensleistung. CDU ist für ihn prinzipienlos und nicht menschlich. Er hat sich in die neue Merkel total verknallt.

Illusionäres Lagerdenken

Beide Positionen sind deshalb verkrustet, weil sie nicht Realität nachvollziehen (beides sind mehr oder weniger moderne sozialdemokratische Parteien), sondern ein illusionäres Lagerdenken bewahren wollen. Hier: Grüne blöd. Dort: CDU blöd.

Warum sind die in den 70ern, 80ern, 90ern politisierten Deutschen so besessen von einem polarisierten Welt- und Parteienbild, dass sie programmatische Entwicklungen konsequent ausblenden? Ich fürchte: Weil sie nicht politisch strukturiert sind, sondern moralisch. Gut (ich) und böse (andere). In der Not wird nun sogar Merkel in zwei geteilt; die Gute und die Böse. Dabei steht doch gerade sie für die Überwindung dieses Schmarrens im 21. Jahrhundert. (Schröder übrigens auch.)

Es gibt beim politischen Reagieren auf die Flüchtlingsdynamik im Moment zwei entscheidende Politiker in Deutschland. Die eine ist die CDU-Kanzlerin. Der andere ist Winfried Kretschmann, der Grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg und - qua Bundesrat - faktische Vizekanzler.

Typ 1 sagt: Merkel ist überraschend unvernünftig, der Grüne überraschend vernünftig.

Typ 2 sagt: Merkel ist menschlich und pragmatisch, der Grüne unmenschlich und machtbesessen.

Soll heißen: Haben Merkel und Kretschmann eine identische Position (was sie entgegen der Pauschalbehauptungen nicht haben), dann steigt Merkel damit moralisch hoch und Kretschmann fällt hinunter (Typ 2) bzw. Merkel ist als Realpolitikerin nicht mehr ernst zu nehmen, aber Kretschmann gewinnt an Respekt und Reputation (Typ 1).

Grünes Moralposing

Und das nenne ich verkrustetes Denken. Selbstverständlich muss man Parteien, Gremien, Konkurrenten, Gefühle, unpolitische Gesellschaft usw. managen. Aber dennoch muss die entscheidende Frage sein: Wie verhält sich Merkels Politik, wie verhält sich Kretschmanns Politik zur europäischen und globalen Realität? Und nicht: Wie verhält sie sich zur CDU von annotobak oder den alternativen Utopien vom Tunix-Kongress oder selbstgefälligem Grünen Moralposing auf Twitter (“Eine Schande!“- „Einfach nur noch erbärmlich!“ - „Menschenrechte haben keine Obergrenze!“). Ein „kultureller Überlegenheitsdiskurs“, wie Navid Kermani das nennt, ist bekanntlich eine Moralgrüne Spezialität. Löst aber kein einziges Problem, sondern trägt nur zur Vergiftung der Diskussion bei.

Der Schriftsteller Navid Kermani hat in einem der besten Interviews, das ich je gelesen habe - auch im Spiegel - gezeigt, was Entkrustung ist. Wie man auch sprechen kann. Klug, differenziert, lösungsorientiert und jenseits der alten rechthaberischen Illusionsgefängnisse.

Merkel hat zumindest in der Flüchtlingspolitik aufgehört, sich der Realität zu verweigern. Und die regierenden Grünen in den Ländern verweigern sich der flüchtlingspolitischen Realität auch nicht.

Die eine Frage lautet: Was machen Bürgertyp 1 und Bürgertyp 2 - weiter flüchten oder standhalten?

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Peter Unfried
Chefreporter der taz
Chefreporter der taz, Chefredakteur taz FUTURZWEI, Kolumnist und Autor des Neo-Öko-Klassikers „Öko. Al Gore, der neue Kühlschrank und ich“ (Dumont). Bruder von Politologe und „Ökosex“-Kolumnist Martin Unfried
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13 Kommentare

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  • "Beide Positionen sind deshalb verkrustet, weil sie nicht Realität nachvollziehen".

     

    Also das mit der Realität nachvollziehen halte ich prinzipiell für eine gute Idee!

     

    Ich verstehe in der Folge allerdings nicht wirklich, wieso dann Ankela Merkel als "Grüne" bezeichnet wird, weil das mit der Realität genauso wenig etwas zu hat, wie, dass Kretschmann angeblich entscheidend für die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung wäre...

    • @Grisch:

      Sie haben völlig recht! Das ist mal wieder nur Quark mit Soße. Where is the beef?

      • @Rainer B.:

        Vegan du esprit!

        Er wird dir's sagen;!¡)

        • @Lowandorder:

          Ruckediekuh, ruckediekuh, Blut ist im Schuh!

  • wird es nicht langsam langweilig, sich mit all den leutz zu beschäftigen, welche die kanzlerin+co doppelt sehen?

    mir reicht die betrachtung dessen, was als asylpaket (bislang I und II) bekannt ist. da gehen mir die augen über, aber bestimmt nicht, weil sich da wer zwischen schleifen von asylrecht und schleifen von GFK nicht entscheiden könnte. sondern weil das eine das andere in sauerei ergänzt.

    gilt übrigens auch für die aktuellen kraft+nahles+(de Maizière+Steinmeier+Altmaier++)-päckchen. die sich, falls sie in asylpaket II nicht mehr untergebracht werden können, dann eben in asylpaket III wiederfinden werden - und wie ich diesen bundestag kenne, dann eben nen paar monate später durchgewinkt werden. was den vorteil hat, dass sich bis dahin die eine+andere aufregung gelegt haben wird.

    • @christine rölke-sommer:

      - ja - das kann leider nicht klar genug

      Diesen geistfreien Schwurblern

      Reingerieben werden!

       

      Keine Frage - daß mir immer &

      Gleichzeitig - die Galle hochkommt

      Ob dieser auf dern Glatzen -

      Locken - Dreher. - > kurz -

       

      Eigentlich für Raubdruck Dr.Kohl ->

      "Nihil ex nihilo" ~> aber so -

      Sowas - von hohl!

  • Quark verkrustet nun mal immer von aussen nach innen, oder - besser gesagt - vom dünnen Rand zur dicken Mitte. Ich nenne es deshalb 'Stoned Curd'.

    • @Rainer B.:

      Korrekt - &

       

      Quark alleene -

      Macht schwache Beene;)

      • @Lowandorder:

        & Quark mit wat

        macht och nich satt.

  • Ja wie?? - Das ist mal fein - Wenn so die Woche beginnt!

    Blue monday du spätzles - odr?

    Kehrwoche? - Ma waas es nich!;)

     

    "Kolumne Die eine Frage

    Dr. Merkel und Mrs. Merkel

    Warum gibt es plötzlich zwei Bundeskanzlerinnen, die gute grüne und die schlechte grüne? Verkrustetes Denken steckt dahinter..." - booey -

    Jau´s Peterle - Uh.!

     

    So einen feinen - sich selbst beantwortenden - Solipsismus ~>

    Steckstes oben rein - holstes unten wieder raus!

    Hab ich mit Verlaub - Noch nie - gelesen - &

    In such short cut! - Chapeau! - in echt ~>

    Helzrichen Gwücklunsch - & Sischer dat!

    Eins rauf mit Mappe;)) (H.R.)

     

    You made - Wer hätt das je gedacht - My day!

    Indeed - & Really - Really.

     

    (ps & "Beehren Sie uns derart gern mal wieder; &

    Beste Grüße an die Frau Mutter - gell!

    Unbekannterweise -

    Unbedingt;!!()"

    • 8G
      889 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      Merkel ist links gut und rechts böse. Schröder war außen gut und innen böse.

      • @889 (Profil gelöscht):

        Weil er den Menschen misstraute, die ihn gewählt haben?

        • 8G
          889 (Profil gelöscht)
          @Rainer B.:

          Nein.