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Kolumne Die LiebeserklärungVon Springer lernen, heißt …

Jürn Kruse
Kolumne
von Jürn Kruse

Jedes Quartal macht Axel-Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner deutlich, wohin die Reise des Journalismus führt. Einer muss es ja tun. Danke!

Irgendwas machen sie hier richtig: Das Axel-Springer-Hochhaus Bild: reuters

E s ist niedlich, wie Axel-Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner versucht, die Veränderungen zu verkaufen: Natürlich bleibe Springer ein „Haus des Journalismus“, nach wie vor sei man zuerst ein „Inhalteanbieter“, und auch das Unwort des Zeitungskrisenjahrzehnts, „Qualitätsjournalismus“, nimmt er in den Mund.

Dabei weiß er genau, dass die gerade vorgelegten Quartalszahlen etwas völlig anderes sagen: Axel Springer macht bereits die Hälfte seines Gewinns im Digitalen, zwei Drittel der Werbeerlöse werden dort generiert. Der Umsatz der Digitalsparte stieg im Vergleich zum Vorjahr um 21 Prozent auf 318,2 Millionen Euro. Der Umsatz der Sparte Zeitungen national sank zeitgleich um 10 Prozent auf 249 Millionen.

Das Digitale hat das Papier-Geschäft längst in allen Parametern überflügelt. Und es ist nicht die hinter einer Paywall versteckte Webseite der Welt, die das Geld reinbringt. Es sind Immobilien- und Jobportale. Inhalte? Klar: 56 qm, vollsaniert, Wannenbad, Balkon, sofort bezugsfertig.

Bild: privat
Jürn Kruse

ist Medienredakteur der taz.

Weil Springer eine breit aufgestellte Aktiengesellschaft ist, lässt sich an der Bilanz so schön ablesen, wo die Zukunft unserer Zunft liegt. So viel sei verraten: Man findet sie nicht zwischen Papier, Vierfarbdruck, bundesweitem Vertrieb und Gewinnen im einstelligen Centbereich, wenn doch mal einer am Kiosk zugreift.

Also baut Springer um: „Als Kaufleute sind wir dazu gezwungen, Realitäten anzuerkennen und die Konsequenzen daraus zu ziehen“, sagt Döpfner. Ein lieber Gruß an alle Journalisten, die meinen, dass die Leser schon noch zurückgekrochen kommen, schließlich biete man doch – Qualitätsjournalismus!

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Jürn Kruse
Ist heute: Redaktionsleiter bei Übermedien und freier Autor. War mal: Leiter des Ressorts tazzwei bei der taz. Davor: Journalistik und Politikwissenschaft in Leipzig studiert. Dazwischen: Gelernt an der Axel Springer Akademie in Berlin.
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8 Kommentare

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  • SG
    Schmidt Georg

    ich denke mal in ein paar Jahren wirds keine Printausgaben mehr geben-da beherrschen FB-Twitter usw die Szene und machen Milliarden, der Mensch hat sein Dings immer dabei, nachts-am Tage-im Büro-auf dem Klo in der Angst, man könnte was verpassen-nachdenken gilt nicht, Hauptsache man tippt was ein , taj wir gehen Superzeiten entgegen-es fehlt noch eine internationale Internetsprache, aber sicher kommt noch ein Schlauer auf den Trichter und beschert uns ein Internet Esparanto !

  • K
    Klaus

    Das ist leider nicht sehr tiefgehend analysiert und daher verklärend: Springer hat über € 1,5 Mrd. in den Erwerb von Digital-Geschäftsmodellen investiert. Das ist keine eigene Kreativität, sondern eher Investmentbanking. Wenn man für solche Beträge Digital-Unternehmen kauft, muss das Digital-Ergebnis steigen. Das kann man kaum verhindern. Es ist aber keineswegs sicher, dass die investierten € 1,5 Mrd. auch ausreichend Gewinn abwerfen. Teilweise ist die Rendite der gekauften Unternehmen bisher sehr gering.

    Es heißt also abwarten und das Zeugnis nicht zu früh auszustellen.

  • D
    Detlev

    Es ist klar, dass der klassische Redakteur, Kolumnist oder Kommentator auf Seite 1, 2 oder 3 in zehn Jahren nicht mehr existieren wird. Das mag schade sein, aber Journalisten werden in Zukunft umfassende Informationsaufarbeiter werden. Nur für eine kleine Scharr wird es noch den 'klassischen' Journalismus geben. Dass sich Verlage wie Springer immer mehr zu Praktikantenredaktionen umwandeln, spricht eindeutig gegen das Konzept des Qualitätsjournalismus, der in Deutschland sehr schnell aufgegeben wird. Viele Meldungen, Berichte und Kommentare zeigen erhebliche Schwächen der Journalisten, die (leider) einem extrem gut-ausgebildeten und belesenem Publikum gegenüberstehen - an der Qualität und am Einkommen lässt sich in dieser Profession kaum sparen.

     

    Aber genau das war ja auch der Trend, auch bei Springer: Möglichst günstig, ausdünnen, rauswerfen, verkleinern und dann noch eine exotisch-durchgeknallte Ausbeuterpost erfinden - Springer hätte bei einer konsequenten Linie sicherlich besser abschneiden können.

     

    Alleine das Hamburger Abendblatt ist in der Qualität drastisch gesunken, liest sich teilweise wie eine Schülerzeitung und das Online-Angebot wurde irgendwann gesperrt, bzw. kostet Geld - nicht gerade ein schlauer Zug. Damit dürfte der Goldesel des Springer Verlags bald ausgedient haben.

     

    Eine konsequente Linie für Qualität und Vereinbarkeit von Werbung und Journalismus hatte Springer nie und deswegen wird der Verlag auch erhebliche Erruptionen noch durchstehen müssen, denn gerade solche Blätter wie Auto-Bild, Computer-Bild oder Sport-Bild kann man mit dieser Strategie nur ruinieren.

  • SG
    Schmidt Georg

    die Medien sind nix anderes wie Werbung mit ein bischen Unterhaltung-zudem, man siehts am besten bei BILD kann man das Volk wunderbar steuern, max kommt es nicht so sehr auf den finanzielle Gewinn an, sondern auf die Volksmeinungsteuerung, sag ich mal, die totale Verblödung wird nich gesteigert, indem man dem Volk echtes Leben am TV Nachmittag vorgaugelt, nachdem sat1 seine Gerichtssendungen eingestellt hat, tingeln zB jetzt die Rechsanwälte/innen durchs Programm und erklären dem Volk deutsche Rechtssprechung-das Volk selber kann nicht unterscheiden war wahr oder nicht wahr ist-einfach an Desintresse-Zeitmangel-fehlende Infos-wir , das Volk, müssen die Berichte eben so nehmen, wie man sie uns anbietet, da kann ein 10Jahre alter Bericht im TV schon mal schnell als brandaktuell verkauft werden!

  • L
    Leo

    Das ist ehrlich!

     

    Woraus setzt sich eine klassische Papierzeitung zusammen?

     

    Da sind einmal die "Nachrichten", also Neuigkeiten, von denen das Volk wissen soll. Wer immer darüber entscheidet: es sind blätterübgreifend zu 90 % identische Agenturmeldungen. Da ist das Medium Internet überlegen.

     

    Dann gibt es noch 10 % für das, was man mal investigativen Journalismus nannte, also Stories wie die von Frau Hannemann hier in der taz, für die zumindest ich dankbar bin, weil die meisten (taz und SZ sind gelegentlich lobenswerte Ausnahme) die 10 % dafür nicht nutzen.

     

    Statt dessen einen harmoniesüchtigen und irrelevanten Einheitsbrei verzapfen - da halte ich die ZEIT für führend -, den man zeitraubend liest um zu merken, dass eigentlich nix drinsteht.

     

    Und es gibt echte Analysen und Kommentare, die man aber "eigentlich" nur noch in intellektuellen Spezialblättern (nomen est .. die Blätter) findet und mit deren Ausdrucksweise die meisten überfordert sind.

     

    Also konsequent, wenn die Tagezeitungen auf den Weg machen, der Werbung offen zu dienen und als Sahnehäubchen noch Kuriositäten aus der Welt der Schönen kolportieren (einst nur exklusiv bei Burda, heute überall). Socalled News.

     

    Der Beruf des Journalisten - wird entweder in die Werbung abdriften oder werden, was er mal war: eine Autorenberufung. Die Ausbildung geht ja bereits in die erste Richtung - was vielleicht zu einer wünschenswerten Bereinigung führt!

  • KK
    Kein Kunde

    Irgendwie beschleicht mich das Gefühl der schwarze Peter würde den Lesern zugeschoben.

     

    Was hat sich verändert? Haben die Leser keine Zeit mehr Qualität zu lesen und konsumieren daher lieber Fastfood?

     

    Sind es die kostenlosen selbsterstellten Inhalte?

     

    Ist es die schiere Masse an Content die euch die Leser streitig macht?

     

    Sind es vielleicht die gar oft widersprechenden Kommentare, der Bidirektionale Austausch?

     

    Oder sinken Schiffe einfach weil die Mannschaft den Anschein macht aus geklonten Affen zu bestehen?

     

    Wobei, im Klassiker The Secret of Monkey Island segelten die recht erfolgreich.

  • F
    friedeskymitbier

    der ruhmreiche expudelfrisör und GEO des weniger ruhmreichen axel springer verlags matze döpfner,der sich quartalsweise,wie weiland der DDR politbüro mittag,mit scheinerfolgen brüstet,darf zwischenzeitlich in seinem bauchladen nirgens genauer hinkieken,da ihn sonst der schwindel ergreift.

     

    seit jahren baut springer die verbindlichkeiten aus,zahlt dividenden aus darlehen,bläst die billanz mit gefingerten geschäften auf,siehe rignier und general atlantic deals,die dazu beitragen,daß mehr als die hälfte der aktiva aus immateriellen werten besteht.

     

    im klartext L U F T.matze döpfner verleiht der bilanz flügel

     

    im selben atemzug hält sich der lange für den fähigsten medienmanager im land und auch den verkanntesten

     

    spätestens mit der nächsten rezession fliegt der gemischtwarenladen in die luft.es sei denn irgend ein ami medienkonzern übernimmt vorher das kriselnde haus.

     

    qualtage für den obersten präkanten des verlags und friedesliebling.

  • O
    otto8

    Was will uns dieser Kommentar sagen? Schluss mit dem "Qualitätsjournalismus" (blödes Wort, schließlich hatte die Presse schon vor der Digitalisierung etliche ihrer Qualitäten eingebüßt). In Shoppingportalen und billig zu betreibenden Plattformen, wo der User seinen Content selbst liefert und wir nur noch die Werbung verwalten müssen, liegt die Zukunft. Wird dann taz.de demnächst auch durch den taz shop ersetzt, weil die cleveren Springerleute es so vormachen?

     

    Nein, es gilt die alten Qualitäten und Standards, das ganze Know-how in die neue Zeit hinüberzuretten. Niemand hat behauptet, dass das weiter auf Papier geschehen muss. Auf seelenlose Kaufleute, die kurzfristige Renditen im Auge haben, sollte man da schon mal gar nicht hören, sondern sie an ihre gesellschaftliche Verantwortung erinnern.

     

    Man hatte bspw. schon mal im Zeichen des Fortschritts Straßenbahnen eingestellt und das Land zubetoniert, weil ja im Autoverkehr die Zukunft läge. Nun haben wir den Salat und wünschen uns die fußgänger- & fahrradfahrergerechte Stadt zurück, kommen aber gegen die Autolobby nicht an, die wir gezüchtet haben. Manchmal lohnt es, an scheinbaren Anachronismen festzuhalten, sie sind Wissensspeicher für die Zukunft.