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Kolumne Die KriegsreporterinKonzeptgewordene Blondheit

Kolumne
von Silke Burmester

„Das Interesse am Leben der anderen ist ungebremst“, sagt „Bunte“-Chefin Patricia Riekel. Gilt dann wohl auch für ihr eigenes, ne.

Ist Markwort immer noch mit einer anderen im Ehestand? Hat Helmut noch immer Gefühle für seine Angetraute? Warum erfüllt er Patti nicht ihren sehnlichsten Wunsch? Und wann wird sie, die 66-Jährige, den Richtigen finden? Foto: dpa

H allo taz-Medienredaktion!

Etwas total Verrücktes ist geschehen. Der Springer-Verlag, diese Zusammenkunft harter Hunde am ehemaligen Grenzstreifen der – wenn das so weitergeht – zukünftigen erneuten Reichshauptstadt, hat etwas ganz Unglaubliches verlauten lassen: „Auch Vorstände sind Menschen.“ Hamma!

Und zwar wurde das in Zusammenhang mit der erst abgesagten, nun wieder zugesagten Weihnachtsfeier bekundet. Und nun frage ich mich: Wie kam es zu dieser Offenbarung? Ist sie eine Folge dessen, dass der Sparvorstand gesagt hat: „Dieses Jahr keine Weihnachtsfeier, Männer!“ Und dann haben die Herren im Maßanzug sich am Boden gewunden, Tränen in den Augen, die Hand am Herz und ausgerufen: „Ach bitte, eine Weihnachtsfeier! Ich bin doch auch nur ein Mensch!“

Apropos Weihnachten und Mensch sein. Patricia Riekel, die Chefredakteurin der Bunten hat ihr niveauloses Tun mal wieder zu rechtfertigen versucht. Ein Totschlagsatz wie „Das Interesse am Leben der anderen ist ungebremst“ muss dafür herhalten, dass kaum ein deutscher Prominenter vor ihrer konzeptgewordenen Blondheit sicher ist. Ja, und da muss ich zugeben, auch bei mir ist das Interesse ungebremst.

Es ist bereits etliche Jahre her, dass mir eine ihrer Mitarbeiterinnen erzählte, dass sie Weihnachten immer weine, weil ihr Lebensgefährte, der Laiendarsteller und Exchefredakteur Helmut Markwort, das heilige Fest mit seiner Ehefrau feiere, statt mit ihr. Ja, und das interessiert mich doch brennend. Weint sie noch heute? Ist Markwort immer noch mit einer anderen im Ehestand? Hat Helmut noch immer Gefühle für seine Angetraute? Warum erfüllt er Patti nicht ihren sehnlichsten Wunsch? Und wann wird sie, die 66-Jährige, endlich den Richtigen finden? Ja, das geht mich zwar alles nichts an, aber es interessiert mich brennend!

Alice Schwarzer tanzt Dosentango

Interessant wird auch die Frage, ob Alice Schwarzer aus Gründen des Persönlichkeitsrechts Eingriffe in dem Buch „Tango mit Alice“ ihrer ehemaligen Lebensgefährtin Waltraud Schade erwirken kann. Alice Schwarzer war nämlich gar nicht ausschließlich mit dem Häkeltelefon der Bild-Zeitung liiert, sondern sie hat auch Tango getanzt. Dosentango. Und ob das Platz in der Öffentlichkeit findet oder ob auch eine öffentliche Frau ihre Privatsphäre schützen darf, wird zum Glück doch nicht von Patricia Riekel bestimmt, sondern vom Landgericht Köln.

Spannend war ja auch das Auftauchen eigenartiger Anzeigen im Berliner Tagesspiegel. Da bot ein Journalist Texte über das Berliner Kulturleben an, ein anderer, aus Hamburg zu berichten. Ich hab dann so getan, als wären mir die merkwürdigen Anzeigen beim Lesen begegnet und habe sie fleißig getwittert. Der Tagesspiegel hat sie auch fein retweetet – bis wohl jemand bei der Telefonnummer angerufen hat und Freischreiber am Apparat hatte. Ja, liebe Leute, das war eine hübsche, kleine Aktion meines braven Vereins vor dem Hintergrund, dass der Tagesspiegel sparen möchte und das wo tut? Genau! Bei den freien JournalistInnen, die bis Ende des Jahres nicht mehr beschäftigt werden sollen. Abgesehen von der Frage, wie die Zeitung all die Themen ohne Freie abdecken will, ein grober Scheiß.

Lustigerweise ist am Dienstag unsere nächste hübsche Anzeige nicht erschienen. War wohl ein Fehler in der Technik . … Ja, nicht nur, dass wir mit den Kleinanzeigen unseren Keks zu deren Weihnachtsfeier beisteuern wollten, wir wollen auch zeigen: Freie JournalistInnen sind Menschen. Und zwar welche, die weiter denken als bis zur nächsten Sparrunde. Voll Vorfreude auf die Freischreiber-Weihnachtsfeier zurück nach Berlin!

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Kolumnistin
Silke Burmester war über 25 Jahre schreibende Journalistin. Von Anfang an auch für die taz. Hier hat sie u.a. Carla Brunis geheimes Tagebuch veröffentlicht und als „Die Kriegsreporterin“ von der Medienfront berichtet. Jetzt hat sie beschlossen, Anführerin einer Jugendbewegung zu werden und www.palais-fluxx.de für Frauen ab 47 gegründet, das "Onlinemagazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre“. Für die taz wird sie dennoch ab und zu schreiben, logo!
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6 Kommentare

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  • Vat di al kan!

    Yes - taz-dikan!

     

    Hat die taz doch glatt mal wieder

    Ein Gebetbuch konfisziert

    Weil sich drauf zwei Fliegen kopuliert

    Jaha - kommse rann - kommse rein

    In den GebetschwesternSparverein!

    SpiriSpätzle erschte Kandidade

    Denne is für ihr Göttle hanonix zuschade.

    Fröhlich DutschkisPruzzkis stimme ein

    In disse Baliner Vasenkvaein!

    (Und - ich ahne -

    De hebbe alls Die Fahne!¡)

     

    (ps der Alte aus Wiedensahl wirds verzeihn;))

     

    kurz - Konzeptgewordene Blondheit

  • Nein , liebe Silke B. , solche Kommentare wie den von MOWGLI haben Sie nicht verdient . Wenn es Sie tröstet : Der kann hier auch sonst (und ganz ohne Zeilenhonorar !) zu allem und jedem seine Finger an der Tastatur nicht unter Kontrolle halten ...

  • Ob der Helmut noch immer Gefühle hat, würde mich auch mal interessieren, aber andererseits möchte ich besser nicht zu denen gehören, von denen es hinterher auf der Weihnachtsfeier wieder heißt: "Der wußte zuviel!"

  • Das nennt man, glaube ich, berufliches Engagement, wenn sich die Verfasserin der taz-Kolumne mit dem Titel "Die Kriegsreporterin" brennend interessiert für Dinge, die sie zwar nichts angehen, die aber in einer der vielen in Deutschland erscheinenden Zeitungen stehen.

     

    Man kann nun fragen, ob tatsächlich alle, die sich dazu berufen fühlen, jeden Beruf jederzeit ausüben dürfen müssen, wenn sie sich einmal dafür qualifiziert haben. Die Antwort auf diese Frage gibt aber zum Glück ebenfalls weder Patricia Riekel noch gibt sie Frau Burmester. Sie steht allenfalls dem zuständigen Gericht zu, und zwar in der Regel für maximal 5 Jahre und nur nach vorheriger Verurteilung wegen einer Straftat.

     

    Dieses Prinzip nennt man, glaube ich, Berufsfreiheit. Und wenn ich nicht sehr irre, ist eine gewisse Freiheit Grundvoraussetzung für jedes echte Engagement.

    • @mowgli:

      Über Honi durfte man nicht schreiben. Aber das ist 25 Jahre her. Wir sind im Schland.

    • @mowgli:

      Oh es gefällt nicht und soll deshalb verboten werden? Da hab ich ab Mitleid *Pust* Die Kolumne heißt Kriegsreporterin weil sie sich mit anderen Verlagsmedien und deren Erscheinungen inkl. Klatsch und Boulevard auseinandersetzt. Wenn Sie das nicht interessiert, seien Sie doch so frei und lesen was anderes.