Kolumne Die Kriegsreporterin: Küsse den „Trau-dich“-Frosch
Heul, heul, schnief, schnauf: Kaum, dass sie das Ende des Holzmediums begründet haben, erfahren die Internetstuben selbst, was Existenzängste sind.
H allo taz-Medienredaktion! Gerade ist die Funkkorrespondenz, der Mediendienst der Katholiken – Beichtstuhl-TV, Weihrauch-News, Bibeltwitter – Gevatter Tod von der Existenzschippe gesprungen, da beantwortet sich meine Frage, wozu man so einen Dienst braucht, von selbst: „Erzbischof Zollitsch kritisiert Casting Shows im Fernsehen“, wird gemeldet.
Elf Jahre nach dem Start von DSDS hat der Zipfelmützenträger ausgemacht, wer solche Shows inszeniere, versuche mit Menschen Geld zu verdienen und sie zu instrumentalisieren. Heiliger Bimbam, potz Blitz!, kaum ist ein Papst unter 80, stehen in seinem Verein die Uhren auf Schnellmerker.
Geradezu lustig stimmt mich die Ausführung von Vadder Zollitsch: „Statt in aller Stille für Andere da zu sein, geht es …“ In aller Stille da zu sein – der Mann ist so ein Brüller! Ich nehmen an, dass er zuletzt 1956 den Fernseher an hatte. Eigenartigerweise hab ich diese Erkenntnis bei epd gelesen, dem Konkurrenzdienst der Evangelen. Bestimmt haben die sich auch lustig gemacht über die Weltfremdheit, aber weil sie es auf Evangelisch machen, habe ich es nicht erkannt.
berichtet von der Medienfront. Feldpost? Mail an kriegsreporterin@taz.de
Auch nichts erkannt haben die Menschen auf Fehmarn, die zusammen mit dem NSU-Trio dort Urlaub machten. Und weil sie keine Ahnung hatten, mit welchem Fachpersonal sie dort Rost an Rost gegrillt haben, weiß die Süddeutsche Zeitung: „Sie haben viele Fragen.“ 1. Gas oder Holzkohle? 2. Flensburger oder Hasseröder? 3. Soldatenlieder nach 22 Uhr noch laut an der Feuerstelle singen?
Guckt auf die Werbung, bitte!
Weil aber auch eine hochgelobte Journalistin wie Renate Meinhof nichts findet, wo nichts ist, bleibt ihr Text leider ohne Belang. Und ohne Nutzwert. Das hätte die Brigitte, die ja in der Prozesslotterie einen Platz gewonnen hat, besser hinbekommen. Und so bleiben Fragen, Fragen, Fragen für die Leser der SZ. Es ist zum Heulen.
Aber auch woanders wird geweint. In den Internetstuben des Landes ist das große Flennen ausgebrochen. „Bitte, bitte, blockt den Adblocker! Nutzer! User! Leser!, bitte schaltet den Mechanismus aus, der euch die lästige Werbung auf unseren Internetseiten erspart. Wir finanzieren doch unseren Journalismus mit der Werbung. Bitte! Bitte!“ Heul, heul, schnief, schnauf, dass sie nicht nach Mama rufen, ist alles.
Aber so ist das, Medienredaktion! Kaum, dass sie das Ende des Holzmediums begründet haben, erfahren sie selbst, wie es ist, um die Existenz zu bangen. Wobei man sich ja doch oft fragt: Welcher Journalismus? Aber nun denn, das Fragen überlasse ich den anderen. Oder doch nicht?
Frank, wo sind Sie, wenn man zu Ihnen möchte? Warum machen Sie nicht auf, Herr Schirrmacher? Der nämlich, Hauptamtsleiter der FAZ, wurde von Pro Quote mit der Auszeichnung „Trau dich“-Frosch bedacht. Für seine Haltung, in Sachen „Frauen in Führungspositionen“ auf den erlösenden Kuss zu warten.
Der große, goldene Hahn
Und während Giovanni di Lorenzo selbstverständlich zur Anerkennungssause kommt und seinen großen, goldenen Hahn für tolles Tun entgegennimmt, ist Frank Schirrmacher nicht mal bereit, die Tür aufzumachen, wenn die PQ-Damen ihm das Ding vorbeibringen wollen.
Ich sag Ihnen jetzt mal was, Herr Schirrmacher: Ich war für die Trophäenbeschaffe zuständig. Und nichts war so kompliziert, wie Ihr Frosch. Zweimal bin ich zu Harrys Fliesenmarkt gefahren, bis ich eine Natursteinplatte hatte, die mit dem Vieh harmoniert. Und ich finde, dass Sie den Damen endlich einen Termin geben, ist das Mindeste. Oder muss ich selbst kommen und den Weg frei machen? Glauben Sie mir, das wollen Sie nicht. Die Kettensäge in Stellung bringend zurück nach Berlin!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid
Berliner Sparliste
Erhöht doch die Einnahmen!
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis